In einem Antwortbrief an einen Leser hat der Intendant des SWR, der frühere Tagesschau-Chef Kai Gniffke, mich und meine Seite angegriffen (ganz offensichtlich liest er sie). Hier meine Antwort an ihn – mit der Aufforderung, sich einem Dialog zu stellen:
Hallo Herr Prof. Dr. Gniffke!
Sie haben in einem Brief an einen meiner Leser, der Ihnen geschrieben hat, folgende Bemerkung zu meiner Seite gemacht:
„Gestatten Sie mir zum Abschluss noch eine persönliche Note: Ich halte es für sehr wichtig, immer wieder Quellen zu hinterfragen. Wenn Sie sich genauso kritisch mit den Veröffentlichungen von www.reitschuster.de auseinandersetzen würden wie mit unserem Programm, könnte Ihnen auffallen, dass in den Beiträgen auf der Website häufig vor allem eine bestimmte Weltsicht präsentiert wird, ohne andere Meinungen zuzulassen. Aus meiner Sicht das genaue Gegenteil von aufrichtigem Journalismus.“
Ich finde das bemerkenswert, weil Sie damit unterschwellig in den Raum stellen, dass für einen privaten Blog die gleichen Kriterien gelten sollten wie für eine öffentlich-rechtliche Anstalt, die alle über Gebühren mitfinanzieren müssen und die per Gesetz zur Ausgewogenheit verpflichtet ist.
Sie unterstellen mir „das genaue Gegenteil von aufrichtigem Journalismus“. Das ist schwerer Tobak aus dem Munde eines Intendanten einer großen Anstalt.
Ganz offenbar haben wir von Journalismus wirklich sehr unterschiedliche Auffassungen.
Sie haben erst kürzlich in einer Antwort an einen Leser geschrieben, Sie würden Experten wie Prof. Dr. Bhakdi bei sich nicht zu Wort kommen lassen.
Damit gaben Sie ganz offen zu, dass Sie kritische Meinungen, die Ihnen nicht behagen, ausblenden.
Genau deshalb kommen sie bei mir zu Wort. Nicht weil ich beurteilen könnte, ob sie Recht haben. Sondern weil ich gegen Maulkörbe bin. Und jene zu Wort kommen lassen will, deren Stimmen Sender wie der Ihre unterdrücken. Ich lasse gerne auch Sie bei mir zu Wort kommen. Das Angebot steht. Obwohl Sie es ja umgekehrt nicht so halten. Das Angebot gilt nicht nur heute. Sondern auch in Zukunft. Auch, wenn sich die Zeiten kardinal ändern sollten und Sie vielleicht einmal keine Plattform mehr finden.
Dass, wie Sie schreiben, auf meiner Seite „häufig vor allem eine Weltsicht präsentiert wird“, ist eine böswillige Unterstellung. Richtig ist, dass vor allem regierungskritische Stimmen (mit ganz unterschiedlichen Weltsichten) zu Wort kommen. Und das liegt daran, dass Sie kritische Stimmen in Ihrer Anstalt mundtot machen.
Ich würde das genauso umgekehrt tun, wenn Sie nur noch Regierungskritiker zu Wort kommen ließen. Aber diese Gefahr ist wohl gering. Ich habe bereits kritisch über Corona geschrieben und davor gewarnt, es zu verharmlosen, als in der ARD Warner als rechte Verschwörungstheoretiker diffamiert wurden. So wie ich den Regierungskurs immer kritisch hinterfrage, machen Sie Stimmung gegen diejenigen, die das tun. Ich halte ersteres für Journalismus. Sie offenbar letzteres.
Anders als Sie mit gigantischen Geldsummen kann ich kein „Vollprogramm“ liefern, sondern mit meinen bescheidenen Mitteln nur da Gegenakzente setzen, wo Sie versagen.
Sie sind Chef der zweitgrößten Anstalt der ARD mit 3650 Planstellen. Mit einer Unmenge von Mitarbeitern schaffen Sie es nicht, ein ausgewogenes Programm auf die Beine zu bringen, in dem auch liberale, konservative und bürgerliche Standpunkte sowie nicht-linke Kritiker der Regierung ausreichend zu Wort kommen! Und Sie werfen mir als Ein-Mann-Betrieb, der da versucht, etwas gegenzuhalten, vor, ich sei unausgewogen? Das ist dreist. Das ist Realsatire. Und das zeigt, wie weit Sie sich mit Ihren Gebühren-Millionen von der Lebenswirklichkeit entfernt haben.
Denn Sie erwarten offenbar, dass ich die Hälfte meines 16-Stunden-Arbeitstages aus Gründen des „Proporzes“ mit dem ausfülle, was bei Ihnen unzählige Mitarbeiter den ganzen Tag machen – dem politischen Zeitgeist Geltung zu verschaffen.
Wenn Sie schon kritische Stimmen wie meine konsequent aus Ihrem Programm ausblenden, werfen Sie diesen bitte nicht vor, nicht auch noch mit Ihrem Strom zu schwimmen und in den großen Chor regierungskonformer Berichte einzustimmen.
Ich biete Ihnen einen fairen „Deal“ an: Sie lassen Kritiker wie mich in Ihrem Medium zu Wort kommen, und ich dann ebenso Sie bzw. Ihre Mitarbeiter – obwohl ich nicht von Gebühren finanziert bin und nur meinen Lesern Rechenschaft schulde. Ich hoffe, Sie haben den Mut, dies mit mir öffentlich zu diskutieren. Ort und Zeit können Sie gerne wählen.
Mit freundlichen Grüßen
Boris Reitschuster
Text: br
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