Von reitschuster.de
Was kostet ein Skandal? Für den Satiriker Martin Sonneborn ist die Antwort überraschend einfach: mehrere hundert Jahre Haft. In einem Beitrag in der „Berliner Zeitung“ hat sich der EU-Abgeordnete („Die Partei“) und Satireprofi Lauterbachs Kauf des Covid-Medikaments Paxlovid vorgeknöpft und dabei ein satirisches Szenario entworfen: Wären die juristischen Maßstäbe, die gegen die konservative französische Politikerin Marine Le Pen in Frankreich angelegt werden, auch in Deutschland anwendbar, sähe sich der Gesundheitsminister mit über 400 Jahren Gefängnis konfrontiert.
Klingt absurd? Ist es auch – und genau das ist der Punkt. Sonneborn nutzt Satire, um auf ein politisches Versagen hinzuweisen, das von Fehlentscheidungen, mangelnder Transparenz und dem sorglosen Umgang mit Steuergeldern geprägt ist.
Paxlovid, das einst als „Gamechanger“ in der Pandemiebekämpfung gefeiert wurde, gerade auch von Lauterbach, entpuppte sich schnell als finanzielles Desaster. Der Gesundheitsminister auf Abruf bestellte im Februar 2022 eine Million Packungen des Medikaments – zu einem bis heute nicht offengelegten Preis. Erste Recherchen legen jedoch nahe, dass pro Packung mindestens 650 Euro fällig wurden. Damit summieren sich die Kosten für den Steuerzahler auf Hunderte Millionen Euro.
Das Problem: Schon kurz nach der Bestellung wurde klar, dass die Nachfrage weit hinter den Erwartungen zurückbleiben wird. Bis zum Sommer 2022 waren lediglich 10.000 Packungen verwendet worden. Anfang 2023 waren bereits 280.000 Packungen abgelaufen, und bis heute sollen rund 427.000 Einheiten ungenutzt verfallen sein – ein Schaden, der laut verschiedenen Schätzungen zwischen 278 und 490 Millionen Euro liegt.
Martin Sonneborn rechnet in seinem Artikel satirisch vor: Wenn Marine Le Pen in Frankreich für einen finanziellen Schaden von 3,4 Millionen Euro fünf Jahre Haft drohen, müsste Lauterbach für die Verfehlungen rund um Paxlovid mindestens 417 Jahre Gefängnis absitzen – eine Zahl, die ebenso übertrieben wie entlarvend ist.
Sonneborns spitze Feder richtet sich dabei nicht nur gegen Lauterbach, sondern auch gegen die politische Klasse insgesamt. Denn der Gesundheitsminister ist bei weitem nicht der einzige Politiker, der wegen undurchsichtiger Verträge mit Pharmakonzernen in der Kritik steht. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der französische Präsident Emmanuel Macron sind in fragwürdige Geschäfte verwickelt, die den Steuerzahler Milliarden gekostet haben.
Der Gesundheitsminister inszenierte sich während der Pandemie als unbeirrbarer Kämpfer gegen Covid-19. Doch seine Entscheidungen werfen immer mehr Fragen auf. Wieso wurden derartige Mengen eines Medikaments bestellt, ohne dass ein realistischer Bedarf abzusehen war? Warum bleiben die Kosten bis heute ein Geheimnis? Und weshalb wurden abgelaufene Medikamente nicht rechtzeitig gespendet, bevor sie verfallen konnten?
Dass Lauterbach selbst noch im Sommer 2022 mit intensiver PR für Paxlovid warb – inklusive Prämien für Ärzte, die das Medikament verschrieben –, unterstreicht die Dimension des politischen und wirtschaftlichen Debakels.
Sonneborns Satire mag überspitzt sein, doch sie legt den Finger in die Wunde: Die Intransparenz und der verschwenderische Umgang mit öffentlichen Geldern ziehen sich wie ein roter Faden durch die europäische Coronapolitik. Politiker wie Lauterbach, von der Leyen und Macron agierten hinter verschlossenen Türen, schlossen Milliardenverträge mit Großkonzernen ab und verweigern den Bürgern bis heute konsequent den Einblick in die Details.
Martin Sonneborns Stil mag nicht jedermanns Sache sein. Sein Text in der Berliner Zeitung ist streckenweise schwer verdaulich, mit langen Schachtelsätzen und einer ordentlichen Portion Polemik. Doch gerade diese Überzeichnung macht deutlich, worum es ihm geht: das Versagen einer politischen Elite, die sich in Eigenlob und PR-Aktionen suhlt, während sie die Interessen der Bürger aus den Augen verliert.
Sonneborns Botschaft ist klar: Politiker, die Milliarden verschwenden und jegliche Transparenz vermissen lassen, sollten sich nicht nur vor der Öffentlichkeit verantworten müssen – sondern auch vor Gericht.
Martin Sonneborn beweist einmal mehr, dass Satire in ihrem eigentlichen Sinn weit mehr ist als bloße Unterhaltung. Sie ist ein Werkzeug, um Macht zu hinterfragen, Versagen aufzudecken und unbequeme Wahrheiten ans Licht zu bringen. Der Paxlovid-Skandal und Lauterbachs Rolle darin sind keine Kleinigkeit – und Sonneborn zeigt, wie Satire helfen kann, die Debatte zu entfachen, die dringend notwendig ist. Was für ein Kontrast zu den ganzen Pseudo-Komikern vom Schlage eines Jan Böhmermann vom ZDF, die vermeintliche „Satire“ nicht dazu nutzen, um die Mächtigen zu kritisieren – sondern im Auftrag der Mächtigen und gegen deren indirekte Bezahlung durch Gebühren die Regierten lächerlich zu machen und Regierungskritiker an den Pranger zu stellen.
Ob 417 Jahre Haft angemessen wären, bleibt dahingestellt – selbst bei einem wie Karl Lauterbach, der wahrlich viel auf dem Kerbholz hat. Aber die Frage, wer die Verantwortung für solche Skandale übernimmt, sollte sich die politische Klasse durchaus gefallen lassen. Denn am Ende zahlt immer der Bürger – mit seinem Geld und seinem Vertrauen.
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