Im Stundentakt traut man in diesen Tagen seinen Augen nicht angesichts des Polit-Wahnsinns, der auf einen hereinprasselt. Es ist so, als erlebe man Geschichtsunterricht live – nur unter umgekehrten Vorzeichen. So viele Nachrichten gibt es, die einem die Sprache verschlagen, dass man nicht mehr nachkommt, sie alle zu vermelden. Doch obwohl ich – wie Sie wohl genauso – inzwischen hartgesotten bin im Nehmen, hat mir eine Nachricht besonders zugesetzt. Sie stammt aus Eisenhüttenstadt, einer als sozialistische Kunststadt geschaffenen Kommune, deren Vorläufer als Stalinstadt bekannt war. Und wo der alte Geist offenbar noch recht untot ist.
Die örtliche Wohnungsbaugenossenschaft veröffentlichte auf Facebook ein Rundschreiben, dessen Losung stramm an die DDR erinnert: „Hütte, kein Stück nach Rechts!“ Die einleitenden Worte: „Wir wollen den Moment nutzen und uns deutlich positionieren.“ In der DDR nannte man das Positionierung im Klassenkampf. Weiter schreibt die Wohnungsbaugenossenschaft: „Wir akzeptieren und dulden keinerlei rechtsextreme Aussagen, Handlungen oder Gedanken. Weder in unseren Objekten, noch in unserer Genossenschaft. Vorfälle einer solchen Art, nehmen wir außerordentlich ernst und werden bei uns als oberste Priorität nachverfolgt. Für uns stellen sie einen Grund einer fristlosen Kündigung und dem Ausschluss als Mitglied der Genossenschaft dar.“
Das ist zum einen hanebüchener Unsinn, weil es eine Baugenossenschaft genauso wenig wie Vermieter etwas angeht, was in (!) ihren Objekten gesprochen oder gar gedacht wird. Allein, dass die Verantwortlichen auf die Idee kommen, das ginge sie irgendetwas an, zeigt, in welch totalitärem Denken sie sich verfangen haben.
Das ist schlicht zum Gruseln und verströmt förmlich den Geist einer Diktatur.
Wie bitte wollen die Verantwortlichen das Denken und Reden in den eigenen vier Wänden kontrollieren? Wanzen? Aber die würden ja nur die Sprache auffangen, nicht die Gedanken.
Selten war Aktionismus und vorauseilender Gehorsam perverser und dümmer.
Dass die Baugenossenschaft rechtsextreme Handlungen verbieten möchte, könnte noch angehen. Wäre da nicht die Tatsache, dass heutzutage jegliche Kritik an der Regierung im Handumdrehen als „rechts“ und auch als „rechtsextrem“ diffamiert wird. Selbst ich wurde schon des Öfteren so diffamiert. Dass die Baugenossenschaft sich nicht gegen jede Form von Extremismus positioniert, sondern nur gegen angeblichen „rechten“ und kein Wort über Linksextremismus verliert, entlarvt sie. Gemeint sind hier ganz offensichtlich Menschen, die nicht stramm auf rot-grünem Kurs sind.
Umso zynischer die Begründung der Baugenossenschaft für ihren Wunsch, eine Gedankenpolizei zu sein: „In unserer Unternehmensform ist es verankert, soziale und kulturelle Stärken zu bündeln und gemeinsam das zu schaffen, was der Einzelne nicht kann. Unsere Vielfalt ist unsere Stärke. Dafür stehen wir! Wer das nicht versteht, ist bei uns nicht richtig aufgehoben.“
Vielfalt, die darin besteht, dass man andere Meinungen diffamiert.
Ideologie frisst Hirn. In diesem Fall wohl auch Opportunismus.
Hier finden Sie den Aufruf der Wohnungsbaugenossenschaft Eisenhüttenstadt.
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