Was früher das Bermuda-Dreieck war, wird heute zunehmend die Bundeshauptstadt: In Berlin verliert ein Kanzler schon mal seine Erinnerung an Treffen mit einem Banker, beim Flughafenbau gehen Abermillionen verloren, bei den Bürgerämtern scheinen auf unerklärliche Weise ständig Termine zu verschwinden, und jetzt gehen auch noch Reisepässe verloren: „Reisepässe auf unbekannter Reise! Dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf sind ganze 77 Reisepässe abhandengekommen. Oder besser gesagt: Sie sind nie beim Amt angekommen!“, schreibt jetzt die BZ.
Der Zeitung liegt ein Schreiben des Amtes an eine Berlinerin vor, die statt dem beantragten Reisepass nur einen Brief mit folgendem Inhalt bekommen hat: „Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass am 09.09.2022 die Reisepasslieferung verschwunden/gestohlen wurde“. Die Frau wurde laut „BZ“ erst zehn Tage später, am 19. September, informiert: Offensichtlich wurden die Pässe von der Bundesdruckerei aus per gewöhnlichem UPS-Kurier zum Bürgeramt geschickt.
Eine Anfrage der Zeitung an UPS, wie die Ausweisdokumente einfach verschwinden konnten, ließ der in den Vereinigten Staaten ansässige Kurierdienst unbeantwortet. Den Unglücklichen, deren Pässe verloren gingen, schrieb die Behörde: „Hierdurch ist eine missbräuchliche Nutzung so gut wie ausgeschlossen.“ Mit anderen Worten: Ganz auszuschließen ist sie nicht. Eine sehr beruhigende Antwort ist das nicht.
Besonders dramatisch: In Berlin sind Termine bei den Bürgerämtern so selten und begehrt wie im Sozialismus Bananen. Sucht man aktuell nach einem Termin für die Beantragung eines neuen Reisepasses, gibt es solche nur an einem einzigen Tag – dem 8. Dezember. Also in knapp zwei Monaten (Stand: 14.10.22, 2.44 Uhr). Das gleiche gilt etwa für die Anmeldung einer neuen Wohnung. Dabei ist das noch eine vorteilhafte Situation: Oft sind gar keine Termine verfügbar, auch nicht in zwei Monaten. Beamte in deutschen Botschaften im Ausland berichten, dass Berliner verzweifelt versuchen, bei ihnen Pässe zu beantragen – was sie aber nicht dürfen, wenn sie ihren Wohnsitz in Berlin haben und nicht im Land der jeweiligen Botschaft. Seit Jahren verspricht die Berliner Stadtregierung, das Problem in den Griff zu bekommen. Und bricht das Versprechen. Wiedergewählt wird sie trotzdem. Obwohl Bewohner Berlins etwa keine Chance haben, sich problemlos innerhalb der vom Gesetz vorgesehenen Frist nach einem Umzug umzumelden.
Dass Hauptstadtbewohner, die im Gegensatz zu Menschen in zivilisierteren Teilen Deutschlands ewig auf einen Termin für die Beantragung eines Reisepasses warten müssen, diesen dann nicht bekommen, weil er innerhalb Berlins verlorengeht – das ist eine Leistung, die man sich nur in der Hauptstadt vorstellen kann. Wetten, dass die Berliner dennoch ihre rot-rot-grüne Regierung wieder wählen?
Ob es Masochismus ist, oder schlicht ideologische Verblendung, die realitätsresistent macht – diese Frage kann ich Ihnen leider nicht beantworten.
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