Von Daniel Weinmann
Stellen Sie sich vor, Sie entwürdigen als deutsche Lehrkraft in der Türkei einen Teil der dortigen Sicherheitskräfte als Abschaum. Hält man sich vor Augen, dass der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel aus fadenscheinigen Gründen und ohne Anklageschrift ein Jahr in Untersuchungshaft in einem Hochsicherheitsgefängnis westlich von Istanbul saß, lässt sich das Strafmaß nur erahnen.
Hierzulande herrschen diametral gegensätzliche Maßstäbe. „Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht“, durfte die türkischstämmige Lehrbeauftragte Bahar Aslan am Samstag twittern. „Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land.“
Wichtig zu wissen – und kaum zu glauben: Aslan war an der Kölner Hochschule der Polizei und Verwaltung tätig und unterrichtete dort angehende Kommissar-Anwärter im Fach „Interkulturelle Kompetenz“. In ihrem Twitter-Profil beschrieb sie sich am Wochenende so: „Lehrerin / Politische Bildnerin und Speakerin / Lehrbeauftragte an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV NRW).“ Mehr Selbstgefälligkeit geht nicht.
»Wer sich öffentlich so äußert, will die Gesellschaft spalten«
Auf die Kritik, die auf Twitter nicht lange auf sich warten ließ, gab sie sich hochnäsig: „Wow. Totale Eskalation und das nur weil ich als „migrantische Frau“ meine Perspektive auf die Sicherheitsbehörden geteilt habe.“ Eine passende Replik darauf hätte lauten können: „Wow. Schaut, was ich mir alles erlauben darf: Ich diffamiere Mitarbeiter meiner eigenen Arbeitsstelle öffentlich als braunen Dreck und stelle mich dann wegen des Shitstorms als Opfer hin. Zugleich fordere ich Solidarität von anderen ein. Wow, ganz nebenbei bewerbe ich auch noch das großartige Buch, an dem ich als Co-Autorin mitwirkte. Sein Titel: ‚Die haben gedacht, wir waren das: MigrantInnen über rechten Terror und Rassismus.‘“
„Bei genauem Betrachten müssen diese Aussagen sowohl straf- als auch arbeitsrechtlich geprüft werden“, sagte Michael Mertens, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei, gegenüber „Focus online“, das zunächst als einziges Medium darüber berichtete. Wer sich öffentlich so äußere, wolle die Gesellschaft spalten. „Konstruktive Diskussion ja, so allerdings nicht. Solche Sätze entsprechen in vielen Fällen der Rassismus-Keule, die der Polizei oft entgegenschlägt.“
Kritik aus der Politik kam nur vonseiten der CDU. Deren Vizefraktionschef im Düsseldorfer Landtag, Gregor Golland, forderte bei „Focus online“, „dass Frau Aslan aus dem Dienstverhältnis mit der Polizeihochschule entfernt wird. Wer Hass und Hetze verbreitet, muss gehen“. Die Dozentin sei völlig ungeeignet, den angehenden Polizistinnen und Polizisten einen vorurteilsfreien Blick in Sachen Demokratie und Toleranz zu vermitteln“.
»Völlig ungeeignet für eine Position in der Lehre«
Am Montagvormittag bekam Aslan offensichtlich weiche Knie, es bröckelte im Gebälk ihres Elfenbeinturms: „Liebe Alle, ich ziehe mich nun erstmal ein wenig aus Twitter zurück. Vielen Dank für eure Unterstützung und eure Solidarität. Das bedeutet mir wirklich viel. Ich werde, sobald es Neuigkeiten gibt, selbstverständlich berichten. Nochmals Danke für euren Support!“, twitterte sie. Dass diese Unterstützung nur von einem Bruchteil der Community stammt, übersah sie großzügig.
„Menschen wie Sie erzeugen Rassismus“, lautete einer der Kommentare. „Menschenverachtende Ideologie verorte ich bei den Grünen und Linken, denen Sie zugetan zu sein scheinen. „Ihre undifferenzierten Äußerungen disqualifizieren Sie, Sie sind völlig ungeeignet für eine Position in der Lehre“, schrieb ein anderer. Kurze Zeit nach Aslans Twitter-Rückzug folgte die Reaktion des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Es teilte mit, dass die Deutschtürkin nicht länger an der Polizei-Hochschule beschäftigt werde und keinen neuen Lehrauftrag bekomme.
Gleichwohl ist die Causa Aslan ein Paradebeispiel der misslungenen Integration in diesem Land. Sie belegt einmal mehr, dass Linksgrün Narrenfreiheit genießt. Denn die erst jetzt ihres Dienstes Enthobene hatte bereits in der Vergangenheit vom alltäglichen Rassismus durch die Polizei fabuliert.
Besonders beschämend ist, dass Aslan als öffentlich Beschäftigte aus Steuergeldern alimentiert wurde. Man hätte sie vor diesem Hintergrund bis gestern auch als staatlich finanzierte Hasspredigerin bezeichnen dürfen. Ihr vermutlich nicht geringes steuerfinanziertes Salär dürfte auch der Grund gewesen sein, warum Bahar Aslan es trotz der in ihren Augen so schlimmen Missstände bei der Polizei vorzog, ihre Weisheiten nicht in ihrem Heimatland zu verbreiten. Zudem sollte sie wissen, was ihr in der Türkei für solche Entgleisungen gedroht hätte.
Bleibt die Frage, ob ihre Entlassung nur ein Einzelfall war. Denn ungeachtet solcher gleichermaßen tumben wie gefährlichen Äußerungen genießen linksgrüne Lautsprecher im „besten Deutschland aller Zeiten“ zumindest bislang uneingeschränkten Artenschutz.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Pradeep Thomas Thundiyil/Shutterstock