Chrupalla bricht Schweigen: „Es war ein Anschlag“ Dubios: Behörden verschwiegen Blutfleck

AfD-Chef Chrupalla hat jetzt sein tagelanges Schweigen gebrochen und Details zu dem erzählt, was in Ingolstadt geschah. In einer „Begutachtung“, die aufgrund einer Gewebeprobe erstellt wurde und der „Jungen Freiheit“ (JF) vorliegt, heißt es unter „Diagnose“: „Die beschriebenen histologischen Befunde sind mit einem Einstich/Stichkanal vereinbar.“ Die pathologische Begutachtung aus Dresden zeigt demnach „entzündliche Veränderungen“ auf, die sich „bis in die Subkutis“ (Unterhaut) „hinein verfolgen“ ließen.

Zum Ablauf des Anschlags sagte Chrupalla der JF, dass ihn „im Zeitraum von 16:20 und 16:30 Uhr vergangenen Mittwoch zwei junge Herren beim Selfiemachen umarmt“ hätten. Kurz darauf sei sein „rechter Arm sehr schwer geworden“ – und er habe sich unwohl gefühlt. Heute trat er erstmals wieder öffentlich auf, bei der Fraktionssitzung seiner Partei. Es gehe ihm weiterhin nicht gut.

Scharfe Kritik übt Chrupalla dem Bericht zufolge an Polizei und Staatsanwaltschaft in Ingolstadt: „Es ist ein Skandal, dass ich im Falle eines Anschlags privat teilweise die Arbeit der Ermittlungsbehörden übernehmen muss.“

Er bezieht sich damit darauf, dass er „auf eigene Initiative eine pathologische Praxis in Dresden aufsuchen musste, um herauszufinden, was ihm am 4. Oktober in Ingolstadt widerfahren sei“, so die JF:  „Am Freitag hatte er sich nach eigenen Angaben „die Stelle des Einstichs von einem Facharzt aus der Haut schneiden lassen“.

Sinngemäß habe das auch im Arztbrief der Klinik Ingolstadt gestanden. Von dem sich später der dortige Arzt aber teilweise distanzierte, nachdem ihn die Polizei verhört hatte. Darin wurde eine „intramuskuläre Injektion“ erwähnt – als „Diagnose“, „Körperlicher Untersuchungsbefund“ und als „Epikrise“ (Abschlussbericht).

Entgegen diesem Befund behauptete die Staatsanwaltschaft dagegen, diese Diagnose beruhe ausschließlich auf der „Anamnese“, also der Selbstauskunft Chrupallas.

Der AfD-Politiker sagte der JF, dass er „nach dem Vorfall auf meinem Hemd einen Blutfleck wahrnahm“. Das hätten, so der AfD-Chef, auch „die zuständigen BKA-Beamten unmittelbar nach dem Vorfall wahrgenommen“. Von diesem Blutfleck war aber in den Pressemeldungen der Ermittlungsbehörden bisher nicht die Rede.

Warum?

Der 48-Jährige hat, nach eigenen Angaben, innerhalb von sechs Tagen dreieinhalb Kilo Gewicht verloren. Bis heute leidet er demnach unter Appetitlosigkeit und Unwohlsein.

Die Ergebnisse weiterer Blutproben stünden noch aus, so der AfD-Chef.

Warum weder er noch die Partei mit diesen Angaben früher an die Öffentlichkeit gegangen sind, und warum man nicht etwa den Weg einer Pressekonferenz gewählt hat, um sie bekannt zu machen, ist unklar. Intern gibt es massive Kritik an der Pressearbeit der Partei.

Skandalös ist weiterhin der Umgang der großen Medien und der Politik mit dem Anschlag auf Chrupalla.

Er wird schlicht geleugnet. So laut man einerseits bis hinauf zum Bundespräsidenten Hass und Hetze gegen die AfD schürt, und sogar „Todeslisten“ im Internet kursieren, so sehr wird nicht nur das logische Resultat dieser Aktionen – Übergriffe und Gewalt – in Abrede gestellt. Man macht sich auch noch über die Opfer lustig, wenn sie von den Übergriffen erzählen.

Das ZDF titelte zu den Angaben Chrupallas am Dienstag: „AfD-Chef über Vorfall: Chrupalla erneuert Behauptung.“ Was für eine Sprachakrobatik, nur um das Wort „Anschlag“ zu vermeiden. Und das offizielle Narrativ aufrecht zu erhalten.

In den meisten anderen großen Medien wird in den Schlagzeilen das Thema ganz vermieden – und nur im Kleingedruckten vom Bericht über die Wiederwahl von Weidel und Chrupalla als AfD-Fraktionsvorsitzende versteckt. Die eigentliche Nachricht wird damit verschleiert, das Erwartbare und Unwichtigere als Hauptnachricht präsentiert. Das ist Manipulation. Und da diese synchron auftritt, wirkt es so, als sei sie regelrecht gleichgetaktet.

Berufung auf 'Ermittlerkreise'

Im Text des ZDF heißt es dann weiter: „Tino Chrupalla erneuert seine Behauptung“. Etwas weiter schreibt das Blatt: „Staatsanwaltschaft Ingolstadt hatte keine Hinweise auf Vorfall“. Und: „Die kriminaltechnische Untersuchung seiner Blutproben hatte zunächst keine besonderen Befunde ergeben, wie die dpa aus Ermittlerkreisen erfuhr.“

Eine klassische Nebelkerze. Unter Berufung auf „Ermittlerkreise“ kann die dpa alles behaupten – und hat dafür keinerlei Verantwortung.

Stellen Sie sich einmal vor, wie die Berichterstattung ausfallen würde, hätte der Angriff einem Politiker einer anderen Partei gegolten.

Eines ist in diesem Fall klar: Entweder lügt Chrupalla, oder wir haben es mit einem Skandal zu tun, der seinesgleichen sucht. Dem gemeinsamen Versuch von Medien und Behörden, einen Anschlag auf einen Oppositionspolitiker zu vertuschen.

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