Clinch im Bad? „Oben ohne“ jetzt neben Burkini? Wenn deutsche Ideologie auf Realität trifft

In seinem Buch „Kampf der Kulturen“ beschrieb Samuel P. Huntington in den 1990er Jahren Konflikte zwischen verschiedenen Kulturräumen, insbesondere der westlichen Zivilisation mit dem chinesischen und dem islamischen Kulturraum, die in seinen Augen bevorstanden. Ich habe mehrfach erlebt, wie allein die Erwähnung des Buches bei Vorträgen von mir zu Schnappatmung bei linksgrünlila Ideologen führte. Da ja alle Menschen gleich sind – die Grundidee des Sozialismus – kann es aus ihrer Sicht ja keinen Konflikt zwischen unterschiedlichen Kulturen geben. Ja, faktisch lehnen sie überhaupt die Idee ab, dass es wirklich unterschiedliche Kulturen gibt – eine Anschauung, die in meinen Augen an Weltfremdheit kaum zu überbieten ist und die eine einzige Reise etwa nach Tschetschenien oder Afghanistan ad absurdum führt (so zumindest war es bei mir).

An den „Kampf der Kulturen“ musste ich denken, als ich diese Schlagzeile las: „Stadt erlaubt ‚oben ohne‘ im Schwimmbad für alle – nach einer hitzigen Diskussion.“  Zunächst ließ mich die Überschrift kalt – zumindest politisch. Bis ich dann im Text las, wie und warum sich die Stadtverwaltung in Göttingen zu diesem Schritt entschieden hat: „Männer dürfen immer oben ohne im Schwimmbad plantschen. Und Frauen?“ Ja, Sie haben sich nicht verlesen – Hintergrund ist eine vermeintliche Gleichbehandlung von Mann und Frau. Nachdem im vergangenen Jahr eine Frau eines Bades verwiesen wurde, weil sie ihr Oberteil ablegte, schaltete sich eine Initiative „Gleiche Brust für alle“ und das Göttinger Frauenforum ein. Ziel der Aktion laut Münchner Merkur: „Alle Geschlechter sollen gleichberechtigt ihre Oberkörper unbekleidet zeigen dürfen. Wo es Männern gestattet sei, ihren Oberkörper zu zeigen, sollten es alle Menschen dürfen.“

Als Kompromiss soll nun am Samstag und Sonntag das Baden ohne Bikinioberteil erlaubt sein, an Wochentagen aber nicht. Mich lässt das sprach- und ratlos zurück. Nein, ich habe nichts gegen „oben ohne“. Aber die Begründung, Männer und Frauen müssten in Sachen Brust gleich behandelt werden, halte ich für absurd. Die weibliche Brust übt nun einmal eine erotische Ausstrahlung auf das andere Geschlecht aus, was man von der männlichen Brust nur sehr bedingt behaupten kann. Das ist ein biologischer Fakt. Aber mit Fakten haben es die Ideologen nun mal nicht so. Warum ausgerechnet am Wochenende „oben ohne“ gehen soll und an Arbeitstagen nicht, wird ein Geheimnis der Stadt Göttingen bleiben.

Für einen „Kampf der Kulturen“ – oder genauer gesagt ein Aufeinanderprallen, wie man den englischen Original-Titel von Huntingtons Buch auch verstehen kann, steht die Geschichte aus Göttingen, weil ja andernorts oft extra Frauen-Badetage oder Schwimmzeiten eingeführt werden, da islamische Frauen nicht gemeinsam mit Männern in ein Schwimmbad wollen oder dürfen. Um Burkinis in Schwimmbädern gibt es seit Jahren Streit. Der Koblenzer Stadtrat etwa hatte diese Bekleidung, die den gesamten Körper bedeckt, in Schwimmbädern der Stadt verboten, und ein Gericht hatte das Verbot später gekippt – weil es gegen das verfassungsrechtliche Gleichbehandlungsgebot verstoße.

Damit stellen sich Fragen über Fragen: Ein buntes Nebeneinander von Burkini und „oben ohne“ ist aus Sicht von Multikulti zwar sicher der Idealzustand. Nur – ist der realistisch? Wie sehen Burkini-Trägerinnen und ihre Männer die Frauen ohne Oberteil? Darf beim Frauenschwimmen auch „oben ohne“ getragen werden oder läuft das dem sittlichen Empfinden strenggläubiger Muslimas entgegen? Geht es nach dem Willen einiger deutscher Politiker und Parteien, soll der Wechsel in das andere Geschlecht künftig per Selbsterklärung möglich sein. Dürfen dann solche selbsterklärten Männer auch zum Frauenschwimmen?

Meines Erachtens entlarvt sich hier die Lebenslüge von Linksgrünlila und Multikulti: Sie fordern zugleich Rücksicht auf islamische Gebräuche und andererseits eine Nivellierung der Geschlechtsunterschiede – oben ohne auch für Frauen. Beides passt so gut zusammen wie der Vegetarier und das Steakhaus. Die Sollbruchstelle ist klar – auch wenn sie von den Ideologen noch so sehr verdrängt wird. Uns stehen aufregende Zeiten ins Haus.

DAVID
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gettr
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Bild: Shutterstock
Text: br

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