Von Kai Rebmann
Berichte von Kinderkliniken, die in Deutschland am Limit – oder sogar darüber – arbeiten, gehörten in den vergangenen Monaten leider schon fast zum Alltag. Zumindest in den Medien, die sich trauten, ihre Leser ohne Scheuklappen über die katastrophalen Folgen der Corona-Politik zu informieren. Ausgerechnet jene, denen das Virus am wenigsten anhaben konnte, erlebten im Herbst und Winter 2022/23 ihre ganz eigene Pandemie. Wie dramatisch die Situation angesichts der durch die Decke schießenden Fälle von RSV-Infektionen bei Babys vielerorts wirklich war, offenbart eine jetzt veröffentlichte Studie der DAK.
Bei der Krankenkasse sind eigenen Angaben zufolge bundesweit rund 786.000 Kinder und Jugendliche im Alter bis 17 Jahren versichert. Basierend auf dieser breiten Datenlage haben Forscher der Universität Bielefeld und der Vandage GmbH die Abrechnungen der Jahre 2017 bis 2022 analysiert. Wie die DAK mitteilt, werden damit „erstmals aktuelle Daten zu RSV-Infektionen und Atemwegserkrankungen“ vorgelegt. Und die Ergebnisse dieser Studie sowie die von Experten daraus gezogenen Schlüsse haben es durchaus in sich.
Fünfmal mehr Fälle, deutliche Zunahme bei schweren Verläufen
Zunächst zu den harten Fakten: Im 4. Quartal 2022 hat sich die Zahl der unter Einjährigen mit einer RSV-Erkrankung (Respiratorisches Synzytial-Virus) bezogen auf den Vergleichszeitraum im Vor-Corona-Jahr 2018 um das Fünffache erhöht. Die DAK geht aufgrund der ihr vorliegenden Daten davon aus, dass hochgerechnet auf alle in Deutschland lebenden Kinder insgesamt rund 17.000 Neugeborene und Säuglinge deshalb im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Doch damit noch nicht genug: RSV-Infektionen wurden bei Babys nicht nur deutlich häufiger diagnostiziert, sie zeitigten in den meisten Fällen auch einen deutlichen schwereren Verlauf. Laut einer DAK-Sonderanalyse aus dem Kinder- und Jugendreport ist der Anteil der Neugeborenen und Säuglinge, die wegen RSV auf der Intensivstation behandelt werden mussten, um 350 Prozent gestiegen. Insbesondere bei Kindern im Alter von unter einem Jahr nehmen diese Atemwegsinfektionen also nicht selten einen schweren bis lebensbedrohlichen Verlauf.
Dr. Thomas Fischbach kommentiert die Studie in einer Pressemitteilung wie folgt: „Die Ergebnisse zeigen genau das, was wir in den Praxen erlebt haben.“ Was der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte damit meint, ist, „dass ungewöhnlich viele Neugeborene und Säuglinge trotz erheblicher Krankheitslast nicht stationär aufgenommen werden konnten, weil kein Platz mehr in den Kliniken war.“ Dies habe in den Praxen der Kinder- und Jugendärzte zu einem „erheblichen Betreuungs- und Versorgungsaufwand“ geführt, da die Krankheitsverläufe der jungen Patienten „engmaschige Kontrollen“ notwendig gemacht hätten. Es gelte daher, die weitere Entwicklung abzuwarten und die RSV-Epidemiologie der kommenden Jahre genau zu verfolgen, so Fischbach.
Nachholeffekte führen zu hoher Krankheitslast
Bei der Frage nach der Ursache für die ungewöhnlich hohe und zugleich sehr starke RSV-Welle sind sich die Experten einig. Die Sonderanalyse mache deutlich, so die DAK, „dass während der Covid-19-Pandemie nahezu keine Kinder mit RSV-Infektionen im Krankenhaus behandelt worden sind“, womit insbesondere der Herbst und Winter 2020/21 gemeint ist. Nach dem Ende der „Pandemie“ habe sich der Höhepunkt der RSV-Welle zeitlich dann nach vorne verlagert.
Bemerkenswert ist hier auch, auf welche Zeit die Krankenkasse das „Ende der Pandemie“ definiert. Die DAK schreibt dazu unmissverständlich: „So stieg der Anteil der Neugeborenen und Säuglinge, die mit RSV im Krankenhaus behandelt wurden, in der Saison 2021/22 gegenüber der Saison 2018/19 um das Dreifache.“ Mit anderen Worten: Die sogenannte „Pandemie“, die von Leuten wie Christian Drosten oder Karl Lauterbach erst vor wenigen Wochen widerwillig für beendet erklärt worden ist, spielte in den Arztpraxen und Kliniken offenbar schon im Winter 2021/22 – also seit rund eineinhalb Jahren – keine Rolle mehr.
Und in dieser Saison haben die RSV-Infektionen also noch einmal zugenommen, wie eingangs erwähnt um den Faktor 5 im Quartalsvergleich der Jahre 2018 und 2022. Die ausgeprägt starke Krankheitslast im Herbst 2021 sowie Herbst und Winter 2022/23 erklärt Prof. Dr. med. Johannes G. Liese von der Uniklinik Würzburg wie folgt: „In erster Linie sind hierfür die nicht-pharmazeutischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie wie Kontaktverbote oder Schulschließungen zu nennen. Durch diese kam es im März 2020 zu einem abrupten Abbruch der RSV-Saison 2019/2020 sowie zu einem nahezu kompletten Ausfall der RSV-Saison im Herbst/Winter 2020/2021.“
Dadurch sei die übliche Infektionsinzidenz bei Kindern und Jugendlichen „erheblich reduziert“ worden, wie der Immunologe weiter ausführt: „Das Aufholen beziehungsweise Nachholen dieser RSV-Infektionen nach Lockerung der Corona-Maßnahmen führte zu einem überaus starken Wiederanstieg an RSV-Erkrankungen in allen Altersgruppen.“ Und weiter: „An der Krankheitslast von Neugeborenen und Säuglingen, die besonders häufig im Krankenhaus behandelt werden müssen, war dies besonders eindrücklich zu erkennen.“
Bundesgesundheitsministerium fährt nur auf Sicht
Eine weitere Ursache für die zeitweise überaus prekäre Situation in deutschen Kinderkliniken sieht DAK-Chef Andreas Storm im akuten Betten- und Personalmangel. „Wir müssen im Klinikbereich und im ambulanten Sektor in Zukunft besser auf Infektionswellen vorbereitet sein. Es kann nicht sein, dass vorhandene Behandlungsplätze wegen Personalmangels nicht genutzt werden können. Das müssen wir künftig unbedingt vermeiden“, so der Vorstandsvorsitzende.
Tatsächlich herrscht insbesondere auf den Intensivstationen ein anscheinend unaufhaltsamer Bettenschwund. Selbst während der sogenannten „Pandemie“ wurden Betten abgebaut, nicht selten, weil es an hierfür geschultem Personal fehlte. Schnelle Lösungen für diese Probleme sind nicht in Sicht, da Karl Lauterbach (SPD) noch deutlich mehr als sein Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) seit Anfang 2020 nur noch als „Ein-Thema-Minister“ wahrgenommen wird. Es gab und gibt nichts anderes mehr als Corona, so der fatale Eindruck, der seit drei Jahren aus dem Bundesgesundheitsministerium vermittelt wird.
DAK-Chef Storm drückt sich etwas diplomatischer aus und betont, dass die „Sofort-Maßnahmen der Politik“ – etwa zusätzliche Mittel für Kinderkliniken oder die Behandlungen von Atemwegserkrankungen durch niedergelassene Kinderärzte – in die „richtige Richtung“ gehen. Dass „sofort“ im politischen Verständnis aber nicht mit Begriffen gleichzusetzen ist wie etwa „unverzüglich“ oder „schnellstmöglich“, kann bei den Empfängern der sogenannten „Corona-Soforthilfen“ nachgefragt werden. Zudem werden „Sofort-Maßnahmen“, in diesem Fall in der Gesundheitspolitik, meistens nur dann notwendig, wenn grundlegende und nicht selten seit Jahren bekannte Probleme zuvor auf die lange Bank geschoben bzw. schlicht verschlafen worden sind.
Storm fordert daher eine „konsequente und schnelle“ Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen, denn: „Wir müssen alles tun, damit Kinder in diesem Land gut und gesund aufwachsen.“ Dr. Fischbach und Prof. Liese fassen zusammen, was es nach Ansicht der Experten braucht, um künftige Krisen wie den jüngsten explosionsartigen RSV-Ausbruch unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland künftig zu vermeiden: Substanziell bessere Ausstattung der Kinderkliniken, höheres Augenmerk auf saisonale und infektionsbedingte Schwankungen bei Belegung und Auslastung, bessere Vernetzung der Krankenhäuser sowie mehr und besser geschultes Fachpersonal in der Kinderkrankenpflege.
Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rotgrünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich machte trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein, und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiter zu machen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog. Bild: 1take1shot/ShutterstockMehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de