Ein Gastbeitrag von Gunter Weißgerber. Weißgerber war Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90, Mitbegründer der Ost-SPD, Mitglied der freigewählten Volkskammer 1990, Mitglied des Deutschen Bundestages 1990–2009.
„Allein ein Stoppen der Verschuldung würde im Jahre 1990 eine Senkung des Lebensstandards um 25 – 30 % erfordern und die DDR unregierbar machen“. (Schürer-Papier v. 24.10.1989)
Die Transformation ist die Fortsetzung des Sozialismus mit grünen Worten
Sie nannten es Sozialismus und praktizierten mittels einer Lagerordnung gleichverteilte Armut bei Abwesenheit von Wettbewerb freien Verdienstmöglichkeiten. Hierzu benötigten sie Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl, eine politische Polizei, enorm viel eigenes Militär und den militärisch hilfsbereiten Moskauer Bruder in der Hinterhand. 1989 erkannten sie im „Schürer-Papier“, dass sie ihren Untertanen das Lebensniveau um dreißig Prozent hätten absenken müssen, um ihre DDR am Leben zu erhalten können. Der bis dato militärisch brutal hilfreiche Bruder versagte seine Panzer und dann ging die größte DDR der Welt flöten. Das war gut so.
2022 ist die Bundesregierung drauf und dran, ihrer (noch) freien Bevölkerung das Lebensniveau ebenfalls (um 30 Prozent?) massiv abzusenken. Sie nennt das Transformation. Auf einen militärisch hilfreichen Bruder hoffen ist zwecklos, den gibt es nicht. Wir dürfen gespannt sein, ob und wie diese Bundesregierung die Bevölkerung über den Winter bringt. Im Gegensatz zur DDR wäre die Bundesrepublik in der Lage, sich mehr als über Wasser zu halten. Die gegenwärtigen Probleme sind anders als in der DDR selbstgemacht. Wo die DDR systembedingt keine Chance hatte, müsste die Bundesregierung ihre große Transformation in die Geschichtsbücher zur Erhellung und Warnung späterer Generation entlassen und ohne Energiewende, Agrarwende, Verkehrswende, Zuwandererwende und Geschlechterwende wieder für das eigene Land und die eigene Bevölkerung Politik machen. Auch die Nachbarn werden dafür danken.
Die Kommunisten sind immer noch da. Jetzt in Grün. Ein Abriss
- Erste Internationale
Die Erste Internationale oder auch Internationale Arbeiterassoziation (IAA) wurde 1864 von englischen Gewerkschaftern und französischen Emigranten in London gegründet. Karl Marx wurde als Mitglied des vorläufigen Organisationskomitees eingeladen und hatte entscheidenden Einfluss auf deren Verlauf. Es wurde betont, dass die Befreiung von der Unterdrückung „das Werk der Arbeiter selber sein müsste“, mit dem Ziel, jegliche Art von Klassengesellschaft zu beseitigen. Es bestanden endlose Diskussionen zwischen Marx, den französischen Anhängern Proudhons und den Anhängern Bakunins. Die Internationale überlebte das Scheitern der Pariser Kommune 1871 nicht und wurde 1876 endgültig aufgelöst. Der Grund des Scheiterns lag im unlösbaren Konflikt zwischen Karl Marx als Vertreter des Kommunismus und Michail Bakunin und den Vertretern des Anarchismus.
- Zweite Internationale
Die Zweite Internationale bzw. Sozialistische Internationale wurde 1889 in Paris gegründet. Sie löste sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs auf, da ihre Parteien sich jeweils mit ihrer kriegführenden Regierung arrangiert hatten (vgl. Burgfrieden). Eine Neugründung nach dem Krieg wurde wegen Gründung der Dritten Internationale (= Komintern) durch Lenin auf Antrag der österreichischen SDAP (Friedrich Adler) hinausgeschoben. Damals verweigerte die europäische Sozialdemokratie den Anarchisten den Zutritt zu der Zweiten Internationale, obwohl sie während der Ersten Internationale noch zu den stärksten Fraktionen der Arbeiterbewegung gehörten. (Wikipedia)
- Dritte Internationale
Die Dritte Internationale oder auch: Kommunistische Internationale (= Komintern) wurde 1919 in Moskau gegründet. Das Brechen der Beschlüsse der Konferenz der 2. Internationale 1913 (einen zukünftigen Krieg zwischen den Ländern mit einem Krieg zwischen den Klassen zu beantworten) und die Unterstützung des Kriegskurses der jeweiligen Mitgliedsparteien, stellte den politischen Bruch der 2. Internationale mit den Traditionen der Arbeiterbewegung (Internationale Solidarität) dar. Im Zuge der gewaltsamen Aneignung der Produktionsmittel durch die Arbeiter und die Errichtung von eigenen Interessenorganen (Milizen, Räte) in vielen Ländern (Russland, Deutschland, Italien, Österreich-Ungarn usw.), entschlossen sich die linken Sozialisten, nun sei der Zeitpunkt gekommen, eine neue Internationale aufzubauen.
Parallel zur Komintern wurde 1921 in Moskau die Rote Gewerkschafts-Internationale gegründet. Die Niederlage der revolutionären Bewegungen in vielen Ländern und die daraus resultierende politische und ökonomische Isolation der russischen Oktoberrevolution, führte zur Anpassung der KPdSU unter Stalin, in deren Verlauf der Standpunkt einer internationalen Revolution aufgegeben wurde, und im Jahr 1943 zur Auflösung der Komintern, nicht zuletzt aus Rücksicht auf die verbündeten Mächte Großbritannien und USA; dies wurde 1947 in neuer Form wieder aufgebaut (beziehungsweise umgewandelt) als Kominform (Kommunistisches Informationsbüro), das dann 1957 infolge der Entstalinisierung endgültig aufgelöst wurde.
Nach Auflösung der Kominform organisierte sich die kommunistische Weltbewegung unter anderem durch internationale Konferenzen. So zum Beispiel bei den Internationalen Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien 1960 und 1969. Seit 1998 existiert mit dem Internationalen Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien wieder eine kontinuierlich arbeitende internationale Organisation der Kommunistischen Parteien. (Wikipedia)
- Vierte Internationale
Die Vierte Internationale, gegründet 1938, war die durch Leo Trotzki initiierte Reaktion auf den Stalinismus. Vor den Moskauer Prozessen hatte sie einen gewissen Einfluss auf die Linke Opposition innerhalb der KPdSU und führte auch in der KPD einen teilweise erfolgreichen Kampf gegen die stalinistische Bürokratie und für die Aufrechterhaltung marxistischer Prinzipien. (Wikipedia)
- Fünfte Internationale
Die bis in die Gegenwart existierende Sozialistische Internationale (SI) wurde am 30. Juni 1951 in Frankfurt am Main als Neugründung mit dem Anspruch ins Leben gerufen, die Tradition der Zweiten Internationale wiederzubeleben. Sie umfasst zurzeit 168 Parteien unterschiedlicher Ausrichtung (sozialdemokratische, sozialistische und reformkommunistische Parteien). Zur Abgrenzung von der marxistischen dritten und trotzkistischen vierten Internationale wird sie selten auch als fünfte Internationale bezeichnet. (Wikipedia)
- Sechste Internationale
Die Sechste Internationale, bekannter unter AL Gores‘ Globaler Erwärmungskirche, erreichte vor allem nach dem Seebeben 2011 vor Fukushima mit über zwanzigtausend Toten infolge der Flut und Null Todesopfern infolge der Kraftwerkshavarie erstmals in der kommunistischen Bewegung tatsächlich weltumspannende Bedeutung. Der Umerziehung der Weltbevölkerung stehen seitdem nur noch die vielen Menschen im Wege, die der Heilslehre noch nicht zugetan sind. An Aufklärung in Verbindung mit Repression wird intensiv gearbeitet. Ökologisch konditionierte Umerziehungslager in ökologisch schwierigen Regionen werden dabei eine wichtige Fortschrittsrolle einnehmen.
Die „Historische Mission der Arbeiterklasse“ ist eingemottet. Das „Klima“ ist das neue Gesellschafts-Lenkungs-Instrument!
Es ist universell einsetzbar.
Es ist flexibel.
Es ist nicht wirklich, zumindest nicht unmittelbar, überprüfbar.
Es bietet die Dualität „gut“/„böse“ und damit Belohnung/Sanktion, Strafe.
Es lässt sich mittels cleverer PR besonders gut den jungen zu Erziehenden vermitteln.
Es bietet den älteren/alten Zielgruppen Trost und Sinngebung, etwas nachhaltig Gutes für die Jungen anzustreben.
Wie soll der alte „Klassenkampf“ mit dem orgastischen Transformieren konkurrieren können?
- Siebente Internationale – Die Transformation
Marx würde Bauklötzer staunen. Anno Domini 2022 tragen fast alle maßgeblichen politischen Parteien Deutschlands grüne Höschen unterm parteifarbenen Kleidchen und kämpfen einen ideologisch aufgeblasenen Kampf.
Grundrechenarten, physikalischen Gesetze wie der Energieerhaltungssatz und freie Wirtschaft im sozialen Rahmen werden negiert. Gesellschaftsarchitekten und Wirtschaftssteuerer haben das Kommando übernommen.
1989 lehnten die meisten Ostdeutschen nach dem National- und dem Realsozialismus einen weiteren Sozialismusversuch ab. Sie hatten von Ideologie gehörig die „Schnauze voll“. Dreißig Jahre später tut sich die bundesdeutsche Gesellschaft einen dritten – dieses Mal grünen –Sozialismusversuch an. Auch dieser wird an der Realität scheitern.
Ob weitere dreißig Jahre später ein vierter Sozialismus-Versuch in neuer Farbe am Horizont dräut?
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Gunter Weißgerber war Montagsdemonstrant in Leipzig, Mit-Gründer der Ost-SPD und saß dann 19 Jahre für die SPD als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 2019 trat er aus der Partei aus. Der gelernte Bergbauingenieur ist heute Publizist und Herausgeber von GlobKult. Im Internet zu finden ist er unter www.weissgerber-freiheit.de.
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