Von Daniel Weinmann
Preisfrage: Ist es hierzulande vorstellbar, dass die Redakteurin eines traditionsreichen Mediums einen Kommentar mit der Überschrift „Noch nie ging es den Frauen so gut“ schreibt? Die wagt, zu äußern, dass Männer „mit einer Militanz bekämpft werden, die vor fünfzig Jahren berechtigt war, heute aber befremdet“?
Abgesehen davon, dass sich im deutschen Blätterwald wohl kein Chefredakteur finden lässt, der einen solchen Text freigeben würde, wäre der Ruf dieser Journalistin ruiniert. Ob die Dame die Nerven hätte, dem enormen medialen Gegenwind standzuhalten, ist eine ganz andere Frage. Denn wer vom linksgrünen Mainstream abweicht, hat in diesem Land schlechte Karten.
Anders in der Schweiz, die seit jeher ihre eigenen Wege geht. Mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ ist es eines der angesehensten Medien der Eidgenossenschaft, das diesen Beitrag in der vergangenen Woche veröffentlichte. „Die Männer werden mit einer Militanz bekämpft, die vor fünfzig Jahren berechtigt war, heute aber befremdet“, kommentiert Birgit Schmid, „dem Feminismus gehen die Argumente aus, wenn das Feindbild Mann nicht am Leben erhalten wird.“
»Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt«
Im Patriarchat besetzen Männer sämtliche Machtpositionen. Frauen werden als deren Besitz betrachtet und gelten als Menschen zweiter Klasse. Beklemmende Beispiele gibt es in Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Iran, Saudi-Arabien oder Somalia. In Gleichstellungsreports stehen sie immer wieder an der Spitze der Staaten, in denen Frauen besonders leiden.
Auch in Westeuropa stehen Frauen unter der Vormundschaft der Männer, suggerieren Vorzeige-Suffragetten wie Annalena Baerbock, die selbst der Außenpolitik ihren feministischen Stempel aufdrücken will. Es geht aber auch einige Nummern kleiner: Im vor gut zwei Jahren erschienen Buch „Das Patriarchat der Dinge“ will die Autorin Rebekka Endler den Frauen die Augen für das „am Mann ausgerichtete Design öffnen, das uns überall umgibt“. Dies habe mitunter lebensgefährlichen Folgen für Frauen. „Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht“, lautet ihr Credo.
Für „NZZ“-Autorin lässt dieser Diskriminierungsdiskurs „keine andere Deutung zu, als dass dem Feminismus die Argumente ausgehen“. Das „alte Phantom Patriarchat“ könne nur am Leben erhalten bleiben, wenn man immer neue Lebensbereiche bestimme, in denen sich noch eine Form von Benachteiligung finde.
»Je gerechter Gesellschaften sind, desto ungerechter erscheinen sie«
Tatsächlich gehe es den Frauen so gut wie nie zuvor. „Viele finden aber, es werde immer schlimmer“, schreibt Schmid und nimmt Bezug auf das Tocqueville-Paradox: Je gerechter Gesellschaften sind, desto ungerechter erscheinen sie. Gleichwohl sei patriarchales Denken nicht verschwunden. Es äußere sich weiterhin darin, wie manche Männer Frauen behandeln. „Sexismus, sexuelle Belästigung und Gewalt sind Ausdruck dieser abwertenden Haltung und sie müssen bekämpft werden“, fordert die „NZZ“-Redakteurin – und betont: „Trotzdem leben wir nicht in einem Patriarchat.“
Belege dafür finden sich in den unterschiedlichsten Bereichen: In einem Patriarchat könnten Frauen nicht Bundeskanzlerin, Außenministerin oder Chefin eines Dax-Konzerns werden. In einer patriarchalen Gesellschaft würden Frauen nicht zu akademischen Karrieren ermutigt und es gäbe keinen Vaterschaftsurlaub.
„Frauen geht es viel besser, als der Feminismus es uns glauben lässt“, bestätigt auch Soziologe Martin Schröder, der sich auf Umfragen des Sozio-ökonomischen Panels bezieht. Etliche zeigten, dass Frauen nicht im Nachteil sind, sagte er Ende März im „FAZ“-Interview.
»Frauen haben bei gleichen Qualifikationen höhere Chancen«
„Bei der Berufung von Professoren in den Gesellschaftswissenschaften gibt es sogar Untersuchungen, die zeigen, dass es genau andersherum ist, Frauen also bei gleichen Qualifikationen höhere Chancen haben.“ Auch mit ihrem Einkommen und Privatleben seien Frauen nicht unzufriedener als Männer.
Wer den Frauen denn einrede, benachteiligt zu sein, wird er gefragt. Seine Antwort offenbart auf bedrückende Weise, was die woke Gesellschaft in diesem Land bewegt: „Es gibt natürlich den ganzen akademischen Bereich der Gender Studies. Da sind viele Lehrstühle entstanden, und nachdem das Ziel der Gleichberechtigung weitgehend erreicht ist, können die nicht einfach sagen: Ja super, dann schaffen wir uns wieder ab.“
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