Denunziantentum to go: Stadt Lünen kommt mit dem Beschwerde-Mobil Nachwehen der Corona-Jahre

Von Kai Rebmann

Unsere Leser sind die beste Redaktion, die man sich wünschen kann. So wurden wir jetzt auf eine Dienstleistung der ganz besonderen Art aufmerksam, mit der sich die Stadt Lünen (NRW) ab dieser Woche an ihre Bürger wendet.

Der Mann schreibt dazu: „Der offizielle Kanal der Stadt Lünen berichtet von einem neuen Fahrzeug des Ordnungsamtes, das die Bürger in den Stadtteilen besucht und wo diese Beschwerden abgeben können. In den Farben der ‚echten Polizei‘ gestaltet, scheint diese zumindest optisch die Trennung in Ordnungsamt und Polizei (mit mehr Befugnissen) aufheben zu wollen.“

‚Das Ordnungsamt kommt zu euch nach Hause – fast‘

Das leicht unheimliche Gefühl, das sich beim Lesen dieser Zeilen einstellt, verstärkt sich bei der Sichtung des knapp 75 Sekunden langen Youtube-Videos auf besagtem Kanal. Ein Mitarbeiter stellt darin die „mobile Anlaufstelle“ des Ordnungsamtes sowie die umfangreiche Ausstattung („Digitalfunk BOS, WLAN, Laptop, Monitoren, Drucker usw.“) vor und erläutert schließlich auch Sinn und Zweck des Ganzen:

„Das heißt, wenn wir jetzt vor Ort sind, können wir direkt Verbindung mit unserem Rathaus aufnehmen und die Beschwerden, die wir aufnehmen, sofort weiterleiten an die Fachabteilung.“

Wer sich nun vor Augen führt, wofür die Ordnungsämter der Kommunen zuständig sind und wofür nicht, dem wird klar, um welche Art von Beschwerden es hier geht. Gemeint sind hier offenkundig nicht in erster Linie die Service-Wüsten, die es in den Bürgerbüros und Ämtern vieler Rathäuser zu beklagen gäbe, sondern Beschwerden – man könnte auch sagen: Anzeigen – gegen Mitbürger, die sich vermeintlich oder auch tatsächlich nicht an Recht und Ordnung halten. Getarnt werden soll das durch den Deckmantel einer auf ersten Blick bürgernahen Dienstleistung.

Ebenfalls ungewöhnlich: Das Rathaus duzt seine Bürger und will so offenbar ein zusätzliches Gefühl von Vertrautheit und Nähe schaffen. Im Video heißt es: „Das Lüner Ordnungsamt kommt jetzt zu euch nach Hause – fast“!

Wie man sich das in der Praxis vorstellen muss und wo es diese niedrigschwelligen Einladungen zur Denunziation ab sofort geben soll, erklärt der Mitarbeiter in dem Video ebenfalls. Demnach feiert das Beschwerde-Mobil seine Premiere am Donnerstag dieser Woche ab 11 Uhr vor einem Rewe-Markt im Stadtteil Brambauer.

Corona-Jahre als Wegbereiter des modernen Denunziantentums

Unseren Leser führt das zu folgender Fragestellung: „Erinnern Sie sich an die Corona-Zeit, in der die Stadtverwaltung Essen ein Formular auf der Webseite hatte, mit dem man Nachbarn denunzieren konnte, die mit zu vielen Leuten in der Wohnung feiern? Eigentlich denkt man, die Menschen hätten aus diesem Denunziantentum gelernt.“

Fast ist man geneigt, hier ein gewisses Maß an Naivität anzunehmen. Sehr wahrscheinlich ist diese Bemerkung aber eher rhetorischer Natur. Denn erstens war die Stadt Essen in diesem Zusammenhang nur eines von vielen unrühmlichen Beispielen und zweitens ist das offene Denunziantentum in Deutschland, und die Ermutigung dazu durch offizielle Stellen, längst zum Volkssport geworden – zur neuen Normalität sozusagen!

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Youttube-Video „Stadt Lünen“

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