Von Daniel Weinmann
Die Zeitspanne, in der sich Karl Lauterbach selbst widerspricht, wird immer kürzer. Brauchte er noch ein halbes Jahr, um von einer Warnung vor einer Zunahme der Klinik-Insolvenzen zum Gegenteil zu kommen, widersprach sich der Gesundheitsminister in Sachen Corona-Impfstoffe binnen weniger Tage.
Eine frische Impfung senke nicht nur das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung, sondern auch erheblich die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus, ließ er vor knapp zwei Wochen die Funke-Mediengruppe wissen. Das Risiko für eine Infektion sei „für maximal zwei Monate nach der Impfung deutlich abgesenkt, man schätzt ungefähr um 50 Prozent“. Die Impfung schütze indirekt auch „geringfügig“ vor der Gefahr, andere Menschen anzustecken. Ob dies seine eigenen Schätzungen waren, ließ er offen.
Stattdessen legte er nach: Die Zahl der Auffrischungsimpfungen sei „absolut enttäuschend“ – und mittlerweile werde mehr über Impfnebenwirkungen diskutiert als über den „Segen der Impfung“.
Klammheimliche Kehrtwende
Nur wenige Tage zuvor zeigte er sich auf X (vormals Twitter) hingegen deutlich skeptischer: „Hoffentlich gelingt uns bald eine Impfung, die vor Ansteckung schützt“, lautete da sein Credo. Immerhin bestätigte Deutschlands oberster „Pandemie“-Paniker damit seine Einlassung vom November vergangenen Jahres, als er gegenüber dem ZDF zugab, dass die Impfung nicht vor Ansteckung schützt.
Was nun, Herr Lauterbach? Auch wenn es höchste Zeit für eine öffentliche Entschuldigung wäre, gesteht der Minister mit seinem Post auf X zumindest stillschweigend die Sinnlosigkeit der sogenannten 2G-Regel ein. Der unermüdliche Warner und seine Mitstreiter führten sie im November 2021 verpflichtend ein.
Nach ihrem Dafürhalten ließen sich Neuansteckungen verhindern, indem nur nachweislich Geimpfte oder Genesene am öffentlichen Leben teilhatten. Ungeimpfte wurden einmal mehr gedemütigt, indem ihnen der Besuch von Gaststätten, Kinos und fast allen Geschäften untersagt wurde. Mit einigem Sadismus sprach sich Lauterbach für eine besonders strikte Kontrolle der 2G-Regel aus. Abtrünnige sollten drastisch bestraft werden.
»Das ist an Erbärmlichkeit kaum zu überbieten«
Selbst Anfang 2022, als das Robert Koch-Institut Entwarnung gab („keine erhöhte Krankheitslast durch schwere Atemwegsinfektionen“), bestand der Minister darauf, nur Geimpfte und Genesene in Restaurants und Bars zu lassen.
Der Epidemiologe Klaus Stöhr spricht gegenüber der „Welt“ von einem „Offenbarungseid“: „Sowohl das Bundesgesundheitsministerium als auch Ministerpräsidenten der Länder haben offenbar nie verstanden, dass man mit einer Impfung niemals die SARS-CoV-2 Ausscheidung und Infektion verhindern kann.“
Ein X-Nutzer kommentiert Lauterbachs Eingeständnis so: „Sie geben also zu, dass Sie widerrechtlich und ohne jede wissenschaftliche Evidenz Millionen Bürger durch die menschenverachtenden 3/2G-Regeln aus der Gesellschaft ausgeschlossen haben, um sie zu einem hochgefährlichen Experiment zu nötigen, aber haben immer noch nicht das Rückgrat, sich dafür zu entschuldigen und die überfällige Aufarbeitung zu forcieren? Das ist an Erbärmlichkeit kaum zu überbieten.“
Wielers Mantra »nichts hinterfragen« statt Corona-Aufarbeitung
Lauterbach, dem jegliches Unrechtsbewusstsein zu fehlen scheint, wird dennoch weiterhin ungestraft seine Narrenfreiheit behalten dürfen. Dass die Anordnung der damaligen Maßnahmen in Kenntnis von deren Wirkungslosigkeit kriminelle Züge aufweist, spielt hierzulande keine Rolle. Denn einen Corona-Untersuchungsausschuss wird es nicht geben. Der Bundestag hat einen entsprechenden Antrag der AfD-Fraktion schon im April zurückgewiesen.
Viel lieber berufen sich die Ampelkoalitionäre und die CDU auf den Tierarzt Lothar Wieler. Der frühere Chef des Robert Koch-Instituts stellte gleich zu Beginn der „Pandemie“ klar: „Sie dürfen nichts hinterfragen.“
Und so schließt sich der Kreis. Es war nämlich eben dieser Merkel-Vertraute, der im November 2021 die wahren Hintergründe der unsinnigen 2G-Regel offenbarte. Ziel der Maßnahme sei es, die Impfquote zu erhöhen, sagte Wieler damals der „Apotheken Umschau“. „Einen großen Teil der rund 16 Millionen Menschen ab zwölf Jahren könnte man so überzeugen“, betonte Wieler. „Die, die sich nicht impfen lassen, müssen sich dann entscheiden, ob sie vom öffentlichen Leben ausgeschlossen bleiben wollen.“
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: IMAGO / NurPhoto