„Der Schutz vor Infektion ist kurzfristig“ Hochdekorierter Immunologe erteilt Impflicht klare Absage

Von Daniel Weinmann

Die Luft für Impfpflicht-Fanatiker Karl Lauterbach wird immer dünner. Erst an diesem Donnerstag bekräftigte der Gesundheitsminister sein Mantra, dass die Coronakrise nur durch eine allgemeine Impfpflicht beendet werden könne. „Es gibt keinen Freedom Day, es gibt keinen Grund, hier nachzulassen“, nölte der SPD-Politiker.

Andreas Radbruch könnte ihn möglicherweise zumindest für einen Augenblick ins Grübeln kommen lassen – sofern ein wissenschaftlicher Diskurs nicht längst ein Fremdwort für den von sich selbst so überzeugten Minister geworden ist. „Eine Impfpflicht wird nicht das Ziel erreichen, bei zukünftigen SARS-CoV-2 Infektionswellen die Infektionslast zu senken“, schreibt Radbruch in einer Stellungnahme für den Bundestag.

Seine Worte haben wissenschaftliches Gewicht. Der 69 Jahre alte Immunologe ist Vizepräsident der Föderation europäischer immunologischer Fachgesellschaften (EFIS) und Mitglied der Leopoldina sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seit 40 Jahren beschäftigt er sich mit der Reaktion des Immunsystems auf Vakzine und Krankheitserreger und wurde für seine Arbeiten mit dem Avery-Landsteiner-Preis ausgezeichnet, der zwischenzeitlich als Deutscher Immunologie-Preis vergeben wird.

»Die Viruslast infizierter Geimpfter und Genesener ist hoch«

Radbruchs Gutachten ist umso bemerkenswerter, als der Wissenschaftler grundsätzlich von den Vakzinen überzeugt ist. „Unser Glück ist ja, dass wir Impfstoffe haben, die die Krankheitslast so drastisch senken, dass wir heute mit Inzidenzen leben können, die vor einem Jahr das Gesundheitssystem hoffnungslos überfordert hätten“, sagte er an diesem Donnerstag gegenüber „t-online“.

„Der Schutz vor Infektion ist kurzfristig“, schreibt Radbruch, „er hängt von (neutralisierenden) Antikörpern auf den Schleimhäuten ab und beträgt nur wenige Wochen bis Monate.“ Und dies treffe für alle Impfungen und Boosterungen zu. Ausgenommen sind laut dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Immunologie Infizierte, die zusätzlich geimpft wurden. „Die Viruslast infizierter Geimpfter und Genesener ist hoch“, schreibt Radbruch weiter und bezieht sich dabei auf die israelische Regev-Yochay-Studie.

Vor diesem Hintergrund überrascht kaum, dass Radbruch auch ständigen Auffrischungsimpfungen eine klare Absage erteilt: „Wiederholtes ,Boostern‘ sättigt das Immunsystem. Wird der gleiche Impfstoff in der gleichen Dosis und ins gleiche Gewebe verimpft, verhindern die Antikörper des immunologischen Gedächtnisses, die aus vorherigen Impfungen stammen, eine effektive Immunreaktion. Direkt nach der vierten Impfung beträgt sie gerade mal elf bis 30 Prozent.“

»Wir leben heute mit Inzidenzen, die vor einem Jahr noch undenkbar waren«

Dafür seien bei vier von fünf Geimpften lokale Nebenwirkungen zu beobachten, und bei 40 Prozent „systemische Nebenwirkungen“. Diese könnten bei weiteren Boosterungen zunehmen, da sie durch das angeborene Immunsystem verursacht würden, das durch dauerndes Boostern „trainiert“ werde.

„Eine Impfpflicht wird es erschweren, bei künftigen Infektionswellen angepasst impfend zu reagieren“, folgert Radbruch. Eine Impfpflicht werde ihr Ziel der Senkung der Infektionslast insbesondere deshalb nicht erreichen, weil sich „künftig ja Varianten durchsetzen werden, die den rudimentären Schutz der Schleimhäute durch mukosale Antikörper besser umgehen als die jetzigen Formen.

Da die Geimpften aber noch sehr viele Antikörper im Blut hätten, würden sie weiterhin vor schwerer Krankheit geschützt sein und auf weitere Impfungen nur eingeschränkt reagieren: „Ein Blick auf die Statistiken reicht ja: wir leben heute mit Inzidenzen, die vor einem Jahr noch undenkbar waren.“

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Pusteflower9024/Shutterstock
Text: dw

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