Deutsche Elektroautos in China auf der Kriechspur Verbrenner hui, Stromer pfui

Von Daniel Weinmann

Die automobile Zukunft – man mag davon halten, was man will – ist elektrisch. Und der größte E-Automarkt der Welt ist, auch daran lässt sich nicht rütteln, China. Im vergangenen Jahr wurden im Reich der Mitte 5,7 Millionen Stromer neu zugelassen. Firmen mit klingenden und weniger klingenden Namen wie BYD, Nio, Great Wall und Xpeng dominieren den Markt. Allein BYD erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von umgerechnet 57 Milliarden Euro und einen Gewinn von rund 2,3 Milliarden Euro. Auch der US-Hersteller Tesla profitiert von dem boomenden Business.

Gänzlich anders sieht es für deutsche Hersteller aus. Laut Versicherungsdaten konnten Volkswagen, BMW, Mercedes und auch Audi im vergangenen Jahr nur 200.000 Elektrofahrzeuge im gigantischen chinesischen Markt absetzen – zusammen wohlgemerkt. Auch der erfolgsverwöhnte Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche findet für Modelle wie den Taycan kaum Käufer. In China muss jeder PKW-Besitzer eine staatliche Pflichtversicherung abschließen, sodass diese Zahlen als valide einzuschätzen sind. Die Auswertung stammt vom „Handelsblatt“.

VW kam auf einen Marktanteil von 2,4 Prozent, während es die Premiummarken nicht annähernd schafften, die Ein-Prozent-Marke zu überschreiten. Der meistverkaufte E-Mercedes in China war der EQB mit gerade einmal 4.064 Autos. Audi kam mit seinem Q4 e-tron auf nur 3.600 Einheiten, während BMW immerhin 26.669 iX3 absetzen konnte.

Tesla hingegen setzte allein 316.515 seines „Model Y“ ab, während es dem deutschen Spitzenreiter VW lediglich gelang, 77.000 Exemplare des ID.4 zu verkaufen. Ebenfalls ein Zeichen der deutschen Unterlegenheit: Mit einem E-Auto-Marktanteil von 7,8 Prozent kommt Tesla-Gründer Elon Musk auf mehr als doppelt so viel wie sämtliche deutschen Produzenten zusammen. Für Mercedes, BMW, Audi und VW, die ein Fünftel ihrer Verbrenner in der Volksrepublik verkaufen, ist dies ein Schuss vor den Bug. Sie können es sich schlicht nicht leisten, im Kampf um Anteile am schnell wachsenden Markt der E-Mobilität zurückzufallen.

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Erhebliche Defizite bei der digitalen Vernetzung

Einen Grund für die klägliche Nachfrage deutscher E-Autos sehen Branchenexperten im hohen Preis. Der Boom findet in China bislang vorwiegend im Preissegment bis 40.000 Euro statt, sagte Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius dem „Handelsblatt“. Hier sind die hochpreisigen deutschen Premiumhersteller aber kaum vertreten.

Schon im November vergangenen Jahres musste Mercedes gegensteuern und die chinesischen Preise für seine Luxus-Stromer EQS und EQE um bis zu 32.000 Euro senken. Dennoch mussten zahlungskräftige Chinesen für das Spitzenreiter-Modell EQS umgerechnet noch zwischen 114.000 und 153.000 Euro an die Stuttgarter überweisen – während Hauptkonkurrent Nio schon ab rund 62.000 Euro zu haben ist.

Ein weiterer Grund, warum deutsche Elektroautos wenig Anklang in China finden, sind die Defizite bei der digitalen Vernetzung mit Internetdiensten und Sprachassistenten. Hier besteht offensichtlich erheblicher Nachholbedarf. Ein Warnschuss ist die desolate Performance in China für die deutschen Automobilhersteller aber auch, weil die Volksrepublik nicht die einzige Region sein dürfte, die von Desinteresse geprägt ist. Kommt es auch in anderen Märkten zu Problemen im Zukunftsmarkt Elektromobilität, werden die einstigen Ikonen des Automobilbaus international nur noch hinterherfahren.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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