Hoffentlich sehen Sie es mir nach – aber diesen Text muss ich mit einem ganz persönlichen Geständnis beginnen: Ich habe ein paar Pfunde zu viel. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Ich habe jetzt endlich die perfekte Ausrede dafür – denn glaubt man dem „Qualitätsjournalismus“ – in diesem Fall dem Portal „heute.at” kann ich jetzt darauf plädieren, dass nicht meine Neigung zu Süßigkeiten schuld hat an dem nicht ganz idealen „Body-Mass-Index“, oder BMI, wie man ihn neudeutsch nennt. Nein – der Klimawandel ist schuld.
„Hast du zugenommen, obwohl du nicht mehr als früher isst? Vielleicht ist der Klimawandel schuld. Eine neue Studie der Universität Leiden (Niederlande) zeigt, dass steigende CO₂-Werte unsere Nahrung verändern – sie wird kalorienreicher, aber gleichzeitig nährstoffärmer“, heißt es auf dem Portal in vertraulicher Du-Ansprache.
Weiter steht da: „Das liegt an der Photosynthese: Mehr Kohlendioxid in der Luft beschleunigt das Pflanzenwachstum – aber nicht zum Vorteil. Reis, Weizen, Kartoffeln oder Tomaten enthalten dann mehr Zucker und Stärke, aber weniger Zink, Eisen und Eiweiß. Besonders deutlich ist der Nährstoffverlust bei Kichererbsen, Reis und Weizen – also Grundnahrungsmitteln für Milliarden Menschen.“
Laut den Wissenschaftlern – oder muss man jetzt korrekt „Wissenschaftelnden“ sagen? oder war es doch „Forschende“? – „ist der Gehalt wichtiger Nährstoffe im Schnitt um 4,4 Prozent, in Extremfällen sogar um 38 Prozent“ gesunken: „Gleichzeitig steigt der Kaloriengehalt – und das könnte weltweite Folgen haben. ‘Die Ernährungssicherheit ist bedroht, selbst wenn genug Essen vorhanden ist’, warnen die Forscher. Der Effekt: mehr Übergewicht, ein schwächeres Immunsystem und mehr chronische Krankheiten.“
Man staunt: Früher hätte man sich womöglich gefreut, dass mehr Menschen satt werden. Heute gilt sogar das als Gefahr – weil wir ja bekanntlich keine Mangelernährung mehr bekämpfen, sondern das falsche Fett an der falschen Stelle. Kalorienüberschuss ist das neue Schreckgespenst. Willkommen in der Ära der Ersten-Welt-Panik.
Aber zurück zum Positiven: Hurra! Jetzt sind endlich keine Ausreden mehr nötig, wenn ich das nächste Mal schwitzend vor dem Kühlschrank stehe und mich zwischen Kirschtorte und Quarktasche nicht entscheiden kann. Dann flüstere ich mir einfach zu: „Denk an die Photosynthese! Du hast eh keine Chance – der Klimawandel macht dich eh dick.“ Und wenn ich mal wieder keine Lust auf Joggen habe: Es ist nicht der innere Schweinehund. Es ist der CO₂-Ausstoß.
Ich frage mich inzwischen ernsthaft, ob ich auch meine anderen kleinen und größeren Versäumnisse auf den Klimawandel schieben kann. Wenn ich beim Schreiben wieder mal prokrastiniere, also eine Schreibblockade habe – liegt’s dann an den Stickoxiden? Wenn ich jemanden nicht zurückrufe – Ozonloch! Und wenn ich mein Passwort vergessen habe, dann wohl wegen UV-bedingter Synapsenverklebung. Ehrlich gesagt: Diese Methode ist genial. Sie ist dermaßen universell einsetzbar, dass man sie kaum mehr infrage stellen kann – sie ist die IKEA-Anleitung für Ausreden. Nur ohne Inbusschlüssel.
Auch politisch wäre das ein Durchbruch. Stellen Sie sich vor, wie viele Probleme wir mit dieser Logik ganz neu einordnen könnten. Die Inflation? Sicherlich eine Folge globaler Erwärmung – schließlich dehnt sich heiße Luft aus. Bahnverspätungen? Klimabedingt! (Im Winter wegen Schnee, im Sommer wegen Hitze, im Herbst wegen Laub, im Frühling wegen Pollenflug.) Und warum Politiker ihr Gedächtnis verlieren, sobald sie vor einem Untersuchungsausschuss stehen? Ganz klar: Klimawandelbedingte Kurzzeitamnesie.
Oder die nächste Energierechnung? Nicht etwa die Folge politischer Fehlentscheidungen – sondern atmosphärischer Druckverhältnisse. Und wer die Demokratie gefährdet, ist nicht etwa autoritär – sondern CO₂-gestresst.
Aber zurück zu Ernsterem – um nicht zu sagen Nahrhafterem (das ja der Klimawandel angeblich verwehrt): Das Ganze passt wunderbar in den Zeitgeist der rot-grünen moralischen Infantilisierung. Nicht mehr selbst nachdenken, sondern Schuld delegieren – an Systeme, Strukturen, Konzerne, das Klima. Die alte Lehre von Ursache und Wirkung wird ersetzt durch ein ideologisches Komfortkissen: Du bist nie verantwortlich – es ist immer etwas außerhalb von dir.
Im Grunde ist das nichts wirklich Neues. Gesellschaften brauchten schon immer Sündenböcke, gerade wenn sie mit der eigenen Überforderung nicht klarkamen. Im Mittelalter waren es vermeintliche Hexen, bei Seuchen „Brunnenvergifter“. Und auf besonders grausame Weise wurden über Jahrhunderte Juden zu universellen Schuldträgern gemacht – für Krisen, Missernten, Inflation, moralischen Verfall. Nicht weil sie es waren, sondern weil es bequemer war, jemanden zu haben, auf den man zeigen konnte.
Heute ist es niemand mehr aus Fleisch und Blut – sondern ein ganzes Deutungskonstrukt: das „Klima“ als moralische Projektionsfläche. Offiziell richtet sich der Zorn gegen CO₂ – in Wahrheit aber gegen alles, was als Ausdruck westlicher Lebensweise gilt: Konsum, Mobilität, Individualismus, Fleisch, Reisen, Eigentum. Der eigentliche Sündenbock ist nicht das Klima – sondern das Leben, wie wir es führen. Der Vielfahrer ist dann kein Mensch mit Schwächen mehr, sondern Teil eines Systems, das bekämpft werden muss. Ein Lebensstil wird moralisch entwertet – und das unter dem Deckmantel naturwissenschaftlicher Objektivität. Der perfekte Sündenbock ist damit nicht ein Mensch, sondern ein Modell: marktwirtschaftlich, westlich, frei. Wehrlos genug, um es mit allem aufzuladen, allgegenwärtig genug, um jeden zu treffen, und unfassbar genug, um nie wirklich widerlegbar zu sein.
Heute übernimmt das Klima diese Rolle. Nicht als Phänomen – sondern als Metapher. Wer CO₂ ausstößt, sündigt. Wer sich bekennt, kompensiert. Der moderne Ablasshandel heißt CO₂-Zertifikat – bezahlt mit schlechtem Gewissen, rückwirkend entlastend, moralisch wirksam. Die Sünde bleibt, nur die Sprache hat sich geändert.
Gleichzeitig wird dem Einzelnen eingeredet: Du bist nicht schuld – es ist das System. Und im nächsten Moment: Du bist Teil dieses Systems – also bist du doch schuld. Nicht durch deine Taten, sondern durch dein Dasein. So entsteht eine doppelte Logik: Entschuldigung und Anklage im selben Satz.
Man nimmt dem Einzelnen die Verantwortung – und reicht sie ihm pädagogisch neu verpackt zurück. Mit CO₂-Stempel und moralischem Tonfall. Erst heißt es, alles sei strukturell – dann, dass du diese Struktur täglich reproduzierst. Also: weniger duschen, weniger fliegen, weniger leben. Wenn ich hungrig vor dem Kühlschrank stehe, bin ich Opfer und Täter zugleich.
Nur so ist der Schlusssatz in dem Artikel auf „heute.at“ zu erklären, der sonst wie absurde Satire klingen würde: „Der Klimawandel beginnt offenbar im Magen.“
Das Ergebnis ist kein Fortschritt, sondern moralische Erpressung mit neureligiösem Einschlag. Die neue Theologie heißt Klimaschutz – mit ihren Ritualen, ihren Dogmen, ihren Bannflüchen. Wer auch nur Zweifel daran laut werden lässt, ist ein Ketzer – und/oder psychisch krank (siehe hier).
Und das „System“, das angeblich so kritisiert wird, ist auffällig selektiv definiert. Gemeint ist fast immer die Lebensweise des kleinen Mannes – nicht die der Davos-Runde, nicht die des Staatsapparats, nicht die des globalen Jet-Sets, dessen Luxusjachten am Tag so viel CO₂ ausstoßen wie unzählige Normalsterbliche im Jahr.
Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen: Diese Erzählung hat System. Sie bedient ein Menschenbild, das in linken Ideologien seit jeher mitschwingt – der Mensch als Opfer seiner Umstände. Er wird nicht zur Freiheit erzogen, sondern zur Entlastung. Nicht zur Stärke, sondern zur Betreutheit. Der Klimawandel ist da nur das neueste Vehikel. Ein Allzweck-Narrativ, mit dem man jede Lebenslage politisch umdeuten kann – von der Fettleibigkeit bis zur Finanznot.
Und die Medien? Spielen willfährig mit. Nicht weil sie dumm wären – sondern weil sie längst Teil der ideologischen Maschine geworden sind. Weil jede scheinbare Forschung, die dem Publikum den Blick in den Spiegel erspart, klicktauglicher ist als die Wahrheit. Und weil eine Kultur, die Selbstverantwortung für toxisch hält, nur noch Geschichten druckt, in denen niemand schuld ist – außer dem bösen System, das wir alle brav zu beklagen haben, ohne es zu benennen.
Vielleicht ist das die eigentliche Revolution unserer Zeit: Die totale Verantwortungsdiffusion. Nicht der Mensch ist schuld – sondern das Klima. Der Zucker im Essen, das Versagen der Politik, der eigene Hintern auf dem Sofa: alles Folgen atmosphärischer Turbulenzen. Fortschritt als Freispruch – und Schuld als Wetterlage.
Es ist das große moralische Outsourcing, ganz im marxistischen, linken Sinne: Schuld ist nicht mehr das, was ich tue – sondern das, was die Welt mit mir macht. Und wehe dem, der daran rührt. Der nicht „Systemkritik“ im links-akademischen Sinn betreibt – sondern das System der Ausreden selbst infrage stellt. Er wird als zynisch, empathielos, rechts markiert. Denn nichts fürchtet der neue Zeitgeist mehr als Menschen, die Verantwortung nicht abgeben – sondern übernehmen.
Der Klimawandel beginnt im Magen? Vielleicht. Aber die eigentliche Katastrophe beginnt im Kopf.
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