Da sage noch einer, Deutschland könne keine Superlative mehr: In der Bundesrepublik lag der Anteil pünktlicher Züge im Fernverkehr 2024 bei 64 Prozent – ein neues Rekordtief. Und dabei ist diese Statistik noch massiv geschönt, wie es bei uns heute schon Alltag ist, wenn es darum geht, das Versagen in allen Bereichen zu kaschieren: Als pünktlich gilt ein Zug mit einer Verspätung von unter 6 Minuten, ausgefallene Züge werden in der Statistik der Deutschen Bahn nicht berücksichtigt.
Fast genauso schlimm wie die Verspätungen finde ich die Tatsache, dass sie die meisten Deutschen als naturgegeben hinnehmen und sich kaum noch darüber aufregen. Und das in einem Land, das früher immer weltweit als Musterbeispiel für Zuverlässigkeit, Funktionieren und Pünktlichkeit galt.
Wie es soweit kommen konnte – das werden künftige Historiker klären müssen.
Für alle, die bereits vergessen haben, dass auch ein Schienennetz funktionieren kann, und die sich an den Irrsinn bei uns zu gewöhnen drohen, hier paar Schlagzeilen aus der ersten Welt:
54 Sekunden zu spät? Eine Schande! Warum es in Japan schon ein Skandal ist, wenn der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen ein paar Sekunden Verspätung hat.
Japan: Zug fährt 20 Sekunden zu früh ab – Bahn entschuldigt sich.
In China fuhren 98,8 Prozent aller Hochgeschwindigkeitszüge in den vergangenen Jahren pünktlich ab.
Gerichtsprozess in Japan: Bahnbetreiber kürzt Zugführer den Lohn wegen einminütiger Verspätung.
Eine Bahn ohne Verspätung – KTX (Korea Train Express).
Verspätung? Durchschnittlich 50 Sekunden. Ostasien ist ein Paradies für Bahnreisende. Fast alle Züge fahren schnell, pünktlich und zuverlässig. Ohne Japans häufige Erdbeben und Taifune läge die Zahl nahe null: Verspätungen nur bei Erdbeben und Taifunen.
Auch in 16 Jahren Russland habe ich kein einziges Mal eine Zug-Verspätung erlebt.
Gar nicht davon zu reden, dass die Bahnhöfe etwa in Japan oder Südkorea und vielen russischen und chinesischen Städten keinen Obdachlosen-Unterkünften gleichen wie inzwischen hierzulande, dass sie in der Mehrzahl sehr sauber und gepflegt sind und man sich dort um seine Sicherheit keine Sorgen machen muss.
Wer einen Bahnhof in Seoul oder Südkorea gesehen hat, kommt sich anschließend etwa in Berlin vielerorts vor wie in der Dritten Welt.
Frei nach dem Satz von Peter Scholl-Latour, mit dem er das Asyl-und Migrationsproblem Europas auf den Punkt brachte: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta.“
Nach Südkorea kommt man sich in Berlin vor wie in der Dritten Welt – gerade selbst erlebt. Südkoreaner, die an die Spree kommen, erleben umgekehrt oft einen absoluten Kulturschock und können nicht fassen, wo sie da hin geraten sind. Insbesondere nach Fahrten mit der U-Bahn. https://t.co/6PEf1HtM4F
— Boris Reitschuster (@reitschuster) May 8, 2024
Wie diese Länder das hinbekommen, werden Sie nun fragen?
Ich rate Ihnen, einfach Ihre Großeltern zu fragen. Die werden es Ihnen erzählen können, wie es geht. Bzw. ging.
Die lebten in einer Zeit, als die Bahn noch nicht einen Schwerpunkt auf politische Korrektheit und Gender-Gedöns legte – und ein Bahnvorstand nie auf die Idee gekommen wäre, für 1,4 Millionen Euro eine Riesen-Party für das „Gemeinwohl“ zu schmeißen (siehe hier). Damals sorgte der Bahn-Vorstand für ein Funktionieren der Bahn. Heute sorgt er sich um Parties – und das Wohlwollen der Politik.
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