Die importierte Randgruppenproblematik und der Medien-Effekt Eine Analyse von Iris Zukowski

Ein Gastbeitrag von Iris Zukowski

Laut der Umfrage des Deutschen Schulbarometers 2024 der Robert Bosch Stiftung berichten 47 Prozent der befragten Lehrer und Lehrerinnen über Gewaltprobleme. An Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern aus einkommensschwachen Familien sind es 69 Prozent. Besonders betroffen sind Förder- und Sonderschulen mit 67 Prozent, gefolgt von Haupt-, Real- und Gesamtschulen mit 62 Prozent. Auch an Grundschulen erleben 45 Prozent der Lehrkräfte Gewaltprobleme.

Die Unterstützungsangebote durch Schulsozialarbeit und Schulpsychologie zeigen nur begrenzte Wirkung oder reichen oft nicht aus, insbesondere an Schulen mit ausgeprägter Gewaltproblematik. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es wichtig sei, dass Schulen angemessene Unterstützung bieten, um Gewalt vorzubeugen und die Gesundheit der Lehrkräfte zu schützen.

Gelungene Gewaltprävention oder Symptom-Behandlung?

Stern-TV präsentiert ein Paradebeispiel für eine solch „gelungene“ Gewaltprävention an einer Berliner Brennpunktschule. Unter den Grundschülern aus 52 Herkunftsländern kommt es täglich zu Gewaltattacken. Die Schulleiterin klagt, dass eine Nichtigkeit wie ein falscher Blick ausreiche, um einen plötzlichen Gewaltakt bei einem Kind auszulösen. Die Hemmschwelle, Gewalt einzusetzen, sei bei vielen Kindern kaum noch vorhanden. Lehrer und Schüler würden sich nun konsequent gegen die Gewalt stellen, indem die Schüler selbst zu Konfliktlotsen ausgebildet werden, um eigenständig Konflikte zu regeln und aufzuarbeiten. 

Stern-TV zeigt einen kleinen Jungen, der selbstbewusst über den Pausenhof marschiert und andere Kinder auffordert, sich nicht zu schubsen oder zu schlagen. Wird ein Kind auf frischer Tat erwischt oder von dem Opfer gemeldet, setzen sich die betroffenen Kinder mit dem Konfliktlotsen in ein Büro und besprechen den Fall. Der Bericht wirkt fast wie eine Märchenstunde: Die bedrückende Alltagsrealität an Brennpunktschulen wird durch die glorifizierende Darstellung der kleinen Helden in Konfliktlotsen-Uniform nahezu in einen geregelten Schulalltag verwandelt.

Die erschreckende Gewaltentwicklung wird wieder einmal als gegeben hingenommen und nicht weiter hinterfragt. Stattdessen zeigt man, wie gut die kleinen Konfliktlotsen den Gewaltalltag an der Schule selbst regeln können. Was dem Zuschauer als Prävention gegen Gewalt präsentiert wird, ist das Eingreifen, Schlichten und Aufarbeiten, wenn Gewalt geschieht oder bereits geschehen ist. Die dringliche Frage, warum vor allem Kinder in sozialen Brennpunkten hemmungslos gewalttätig sind, wird nicht gestellt. Werden die Ursachen weiterhin übergangen, wird es vermutlich auch zukünftig keine wirksame Gewaltprävention geben.

In der Zeit erscheint im November 2023 hinter der Bezahlschranke der Artikel: „Wer Jugendgewalt verhindern will, sollte sich um die Babys kümmern“. Laut der Zeit „weiß der Forscher Sören Kliem, was wirklich Gewalt verhindern kann.“ Prof. Dr. Sören Kliem ist Kriminologe und spezialisiert auf Gewaltprävention und Jugendkriminalität. Er kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Kinder, die im Elternhaus Gewalt erfahren, eher gewalttätig werden als behütete Kinder. Dennoch lässt auch er die Frage unbeantwortet, warum viele Kinder heutzutage eine geradezu unmenschliche Brutalität und mitgefühlslose Verrohung zeigen, wenn sie gegen andere gewalttätig werden. 

Ist es das milde Jugendstrafrecht, die religiöse und kulturelle, patriarchale Prägung oder sind es die autoritären Eltern, die ihren Kindern von klein auf Gewalt als Mittel der Macht vermitteln?

Die Art und Weise, wie Kinder heute Gewalt einsetzen, könnte entmenschlichter nicht sein. Woher stammen ihre Vorbilder – woher sind sie uns bekannt? Unmenschliche Gewalt geschieht in Kriegen, bei Terroranschlägen und tagtäglich in unserer medialen Umwelt – wir und unsere Kinder sehen sie in Filmen, Videospielen und der frei verfügbaren Internet-Pornografie.

Randgruppen-Kinder erfahren häufig Gewalt als Erziehungsmittel und sie wachsen zudem in einer Medien-Umwelt auf, in der Gewaltdarstellungen rund um die Uhr präsent sind. Ihr Medien-Konsum ist besonders hoch und die häusliche Erfahrung, dass der Gewalt-Täter niemals Opfer ist, wird am Monitor bestätigt. 

Bildschirmgewalt bietet ihnen beeindruckende Vorbilder, um ihre Opferrolle zu verlassen. Wer Gewalt einsetzt, wird zum Starken. Gewaltbereite Randgruppenkinder erleben oft im Verbund der Gruppe, dass sie Macht und Ansehen erlangen können, wenn sie andere mit dem Einsatz von Gewalt demütigen, verletzen, erpressen, berauben oder sexuell missbrauchen und die Videos ihrer Taten auf Social Media verbreiten.

Vom Opfer zum Täter

Neben den Gewalterfahrungen im Elternhaus, beobachten sie fasziniert am Monitor, wie man mit Gewalt zum Starken wird. Tief im Inneren sind es verletzte Seelen, frustriert und orientierungslos, leicht reizbar und aggressiv. Weil sie kein hilfloses Opfer ohne Macht sein wollen, schlüpfen sie außerhalb ihres autoritären Zuhauses in die Rolle des Täters, den andere fürchten. Doch nicht jedes gewalttätige Kind ist automatisch ein geschlagenes Kind. 

Die kulturelle und religiöse Prägung, die das Männerbild und Dominanz-Streben bestimmen – der Wert des Zusammenhaltes im Clan und in der Familie – begleitet vom pubertären Begehren, zu rivalisieren und zu siegen, sind weitere verstärkende Faktoren, die die Bereitschaft zum Einsatz von Gewalt erhöhen. Hinzu kommt das milde Jugendstrafrecht, das sogar Gruppen-Vergewaltiger nach der Gerichtsverhandlung wieder auf freien Fuß nach Hause entlässt. 

Erfahren Kinder im Elternhaus Lieblosigkeit, seelische oder körperliche Verletzungen, kann Filmgewalt zu einem Vorbild werden, wie sie ihre eigene Machtlosigkeit kompensieren können. Die Gewaltakte auf dem Monitor nehmen sie als eine nützliche und damit positive Lösungsstrategie für ihre realen Konflikte wahr. Die gewalttätigen Handlungsabläufe werden von ihren Hirnstrukturen als ein sinnvolles Verhaltensprogramm verankert. Brutale Filmhelden sind Handlungsvorbilder für diese Kinder, die eine reale Vorbildfunktion haben – auch, um sich in der vermeintlich feindlichen Umwelt des fremden Landes durchzusetzen und zu behaupten. 

Die Wirkung von fiktionaler Gewalt auf misshandelte Kinder

Eine junge Patientin berichtete im Verlauf ihrer Therapie, wie durch den Konsum von Horrorfilmen in ihrer Pubertät, die Lust in ihr aufkeimte, das Gesehene real zu erleben. Vom zwölften bis zum siebzehnten Lebensjahr konsumierte sie regelmäßig Horrorfilme. In ihrem Freundeskreis galt es als Mutprobe, sich diese Filme anzuschauen. Die Folterszenen des ersten Horrorfilms waren ihr noch gut im Gedächtnis, ebenso wie die Emotionen, die sie auslösten. Während sie erstarrte, erlebte sie gleichsam eine hohe innere Erregung. Die Erregungsschwelle sank jedoch rasch und es bedurfte immer härterer Filme, um die gleiche Aufregung zu spüren. 

Die Patientin hatte eine sadistische Mutter. Als kleines Mädchen begann sie, ihren körperlichen und seelischen Schmerz bei den Misshandlungen zu verbergen. Sie blieb während der Gewaltattacken der Mutter stets regungslos. Sie zeigte nie, was sie fühlte und gönnte der grausamen Mutter nicht den Triumph, sie verletzen zu können. An den Horrorfilmabenden erlebte sie das Erstarren wieder – jedoch mit einem Gefühl der Erlösung und Stärkung. 

 

 

Aus der Zuschauerperspektive wählte sie bewusst die Identifikation mit dem Täter, was sie als Macht- und Kompetenzgewinn erfuhr. Das Filmopfer lehnte sie vor dem Hintergrund ihrer eigenen Opfererfahrung exemplarisch ab; sie empfand auch kein Mitgefühl. Ihre Faszination galt der Macht des Täters, dessen Handlungen im Vordergrund ihrer Wahrnehmung und Aufmerksamkeit standen. In ihrer Fantasie vermischte sich der Hass gegen die Mutter, Lehrer und Mitschüler mit den Folterszenen aus den Horrorfilmen. In der Schule malte sie sich mit den Filmvorbildern in ihrem Kopf aus, wie sie es den anderen grausam heimzahlen würde. („Jugendgewalt und Medien-Effekt“, Ruhland Verlag 2023, Seite 199–201).

Filmvorbilder sind für das Gehirn real

Handlungsmuster aus Filmen und Videospielen, die faszinieren und interessiert beobachtet werden, speichert das Gehirn neuronal. Sie können im Affekt als Reaktionsprogramm abgerufen werden und das Verhalten wie im Autopilot steuern. In diesem Fall kam es glücklicherweise nicht dazu, dass die Horrorfilm-Vergeltungs-Fantasien im Affekt von der jungen Frau ausgelebt wurden.

Die globale jugendliche Gewaltentwicklung geht unübersehbar einher mit der Omnipräsenz von fiktionaler Gewalt und harter Internet-Pornografie zur kostenlosen Unterhaltung. Es sind nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund, die oft eine niedrige oder keine Hemmschwelle haben, Gewalt einzusetzen – überall auf der Welt in den sozialen Brennpunkten, in den Slums von Brasilien, Indien oder den amerikanischen Ghettos sind Kinder und Jugendliche gewalttätiger und sexuell verrohter denn je. 

Gewalthaltige Medien-Angebote und brutale Bildschirmhelden haben besonders für frustrierte Kinder einen hohen Identifikations- und Nachahmungswert. Im Zuge der verheerenden Migrations-Politik erleben wir nun, angeheizt durch diesen Medien-Effekt, eine Explosion der Jugendgewalt in Europa.

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Iris Zukowski – Diplom-Psychologin, Hypnotherapeutin und Sachbuchautorin: „Jugendgewalt und Medien-Effekt“, Ruhland Verlag 2023, „Was uns heute unterhält, kann uns morgen töten.“ Ruhland Verlag 2017. Sie war einige Jahre Dozentin für Neuromarketing und ist seit 2018 SOS-Initiatorin zur Aufklärung über die weitreichenden Effekte von frei verfügbarer Pornografie.

Bild: Shutterstock

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