Von Daniel Weinmann
Elon Musk als Gastredner zu haben, garantiert ein enormes Medienecho und eine beispiellose Aufmerksamkeit. Eigentlich ein gefundenes Fressen für die Organisatoren des Weltwirtschaftsforums (WEF), das zu den bedeutendsten Wirtschaftskonferenzen der Welt zählt und Davos vom 16. bis zum 20. Januar zum Mekka international führender Wirtschaftsexperten, Politiker und Intellektuellen macht.
Der streitbare Forum-Gründer Klaus Schwab erregte mit seinem Buch „The Great Reset“ Aufsehen, in dem er detailliert beschreibt, wie Covid-19 zum Umbau der Welt zu nutzen ist. Manche interpretieren Schwabs Vision als Blaupause für eine neue Weltwirtschaftsordnung durch eine globale Finanz-Elite.
Ob auch Elon Musk diese Meinung vertritt, ist nicht überliefert. Sicher ist nur, dass er nicht den „Spirit of Davos“ bereichern will. „Ich wurde zum WEF eingeladen, habe aber abgesagt“, twitterte der Mann, der mit mehr als 100 Millionen Twitter-Followern zu den weltweit einflussreichsten Unternehmenschefs zählt, an Heiligabend. Für Klaus Schwab und seine Mitstreiter kommt dies einer schallenden Ohrfeige gleich. Schließlich hatten sie den Tesla-Gründer 2008 zum „Young Global Leader“ des Weltwirtschaftsforums gekürt.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass das World Economic Forum, kurz WEF, zwischenzeitlich Twitter cancelte. Um mit Blick auf das Konferenzgeschehen auf dem Laufenden zu bleiben, empfiehlt man, sich über Facebook, LinkedIn, Instagram, YouTube sowie die chinesischen Social-Media-Apps TikTok, WeChat und Weibo zu informieren. Das von Musk Ende Oktober übernommene Twitter, das sich aus der Umklammerung der vom WEF befürworteten zensurkompatiblen sozialen Apps befreit hat, ist nicht mehr dabei.
»China Reform Friendship Medal« für Klaus Schwab
Die Volksrepublik steht ohnehin hoch im Kurs von Klaus Schwab und seinen Partnerorganisationen. Das Weltwirtschaftsforum pflegt ein sehr enges Verhältnis zur kommunistischen Partei Chinas. Erst kürzlich gab man bekannt, dass das Büro in China inzwischen 40 Vollzeitmitarbeiter beschäftigt. Zudem veranstaltet das WEF jedes Jahr in Peking sein „Annual Meeting of the New Champions“, das Partnerschaften zwischen internationalen Unternehmen und der KP fördert. Im Jahr 2018 verliehen die Kommunisten Klaus Schwab ihre „China Reform Friendship Medal“, eine Auszeichnung für Nichtchinesen, die im Ausland für die Kommunisten tätig sind.
Hält man sich die Agenda für das im Januar anstehende Jahrestreffen vor Augen, könnte einen tatsächlich der Eindruck beschleichen, dass hinter dem „Great Reset“ mehr steckt als reines Gutmenschentum. Manche Veranstaltungen lesen sich wie das Parteiprogramm der Grünen: “Why We Need Battery Passports”, “Leading The Charge Through Earth’s New Normal”, “A Living Wage For All” oder “Enabling An Equitable Transition“ und „Beyond The Rainbow: Advancing LGBTQ+ Rights.”
Der WEF-Abtrünnige Elon Musk glänzt derweil mit einem weiteren Superlativ. Sein Vermögen ist im zu Ende gehenden Jahr um mehr als 100 Milliarden US-Dollar geschrumpft. Sozialhilfe muss der Exzentriker dennoch wohl kaum beantragen. Schätzungen von Bloomberg zufolge beläuft sich sein Privatvermögen noch immer auf rund 160 Milliarden Dollar – was ihn zum zweitreichsten Menschen dieses Planeten macht.
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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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