Erinnern Sie sich an die Zeiten, als Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war? Und unsere Medien jeden noch so kleinen Fehltritt des Republikaners genüsslich aufgriffen, ja regelrecht zelebrierten? Selbst als bei ihm einmal etwas Klopapier am unteren Hosenende hängen geblieben war, sorgte das in Deutschland für Schlagzeilen. Kein Anlass war nichtig genug, um ein Füllhorn von Häme über das konservative Hassobjekt auszuschütten.
Bei Joe Biden erleben wir nun das genaue Gegenteil. Der greise US-Präsident fiel wiederholt durch Aussetzer auf, die an die Spätphase des Sowjet-Generalsekretärs Leonid Breschnew erinnern. Der wurde deswegen zum Gegenstand zahlreicher Witze. Eines der Hauptmotive der Breschnew-Witze sind falsche Ableser vom Blatt (etwa bei der Eröffnung der Olympiade in Moskau: „Oh-Oh-Oh-Oh-Oh“ – weil er die olympischen Ringe nicht als solche erkannte). Was bei Breschnew in Witzen kolportiert wurde, ist bei Biden nun Realität: Bei einer Trauerfeier für den Senator Bob Dole las der Präsident vom Blatt ab: „Und dann hieß es in der Nachricht: Ende der Nachricht.“ („And then the message said, end of message.“). Statt den Fehler zu korrigieren, wiederholt Biden den Text sogar noch einmal (nachzulesen und anzuhören hier).
Besonders putzig ist, wie Faktenfinder die Sache schönzuschreiben versuchen. Snopes.com etwa schreibt, rechtslastige Seiten würden darüber berichten, und betonte dann, Biden habe den Versprecher gar nicht am Ende der Rede gemacht, wie diese Seiten behaupten würden. So soll beim Leser die Botschaft hängen bleiben, es handle sich um ein Fake. Das ist aber Manipulation. Denn zu welchem Zeitpunkt in der Rede Biden den Fehler machte, ist gar nicht der zentrale Punkt. Tatsächlich hat er die „Regieanweisung“ in der Mitte der Rede aus Versehen mit vorgelesen. Der Fehler als solcher bleibt aber der gleiche,
Die Liste der Aussetzer von Biden wäre lang. So vergaß er etwa im Herbst den Namen des australischen Premierministers, als er diesen traf. Im Wahlkampf 2020 hatte er den amtierenden Präsidenten Trump mit einem seiner Vorgänger verwechselt (offenbar mir George Bush oder seinem Sohn George W. Bush). Er begann einen Satz mit „Was für ein Land werden wir sein? Vier weitere Jahre mit George […]“, woraufhin er sich verhaspelte, erneut den Namen „George“ sagte, den Satz dann abbrach und einen komplett neuen Satz startete – dann allerdings mit dem korrekten Namen des amtierenden Präsidenten. Bei der UN-Klimakonferenz dieses Jahr in Glasgow nickte Biden ein.
Der Autor und Psychiater Wolfgang Meins hat sich auf der „Achse des Guten“ wiederholt mit Bidens Gesundheitszustand befasst und geht davon aus, dass der Präsident an Demenz leidet (siehe hier). Die großen Medien berichten gar nicht oder nur auf Sparflamme über die Aussetzer. Faktenchecker versuchen teilweise, sie schönzureden bzw. zu dementieren. Also genau der gegenteilige Umgang wie mit Trump. Das zeigt, wie voreingenommen viele Medien sind und wie sehr sie durch die ideologische Brille berichten.
Bild: Michael F. Hiatt/Shutterstock
Text: br
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