Die neue Greta? 26-jährige Ex-Kellnerin wird Umweltministerin Kompetenz fraglich – nimmt sich Stockholm Berlin zum Vorbild?

Von Daniel Weinmann

Romina Pourmokhtari ist 26 Jahre jung, liberal und radikal gegen die Klimakrise. Als Klima- und Umweltministerin ist sie das jüngste Kabinettsmitglied, das Schweden je hatte. Am Dienstag hat sie im Kabinett der neuen Regierung mit dem Konservativen Ulf Kristersson an der Spitze ihre Amtsgeschäfte übernommen.

„Es braucht eine Ministerin, die die Wichtigkeit dieser Fragen einsieht“, lautet das Credo der mit einer gewaltigen Portion Selbstbewusstsein gesegneten Politikerin mit iranischen Wurzeln. Ihr Vater war als Flüchtling aus dem Iran nach Schweden gekommen. Über ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines Flüchtlings schrieb die Neoministerin ein Buch mit dem Titel „Chicken Nuggets auf Kreide“.

Im Kampf gegen die Klimakrise fordert sie eine Politik, die „radikal“ vorgeht. Ihr besonderes Engagement gilt neben der Bildung – wie könnte es anders sein – der Integration und dem Feminismus. Dass ihr Kabinettskollege, Außenminister Tobias Billström, als eine seiner ersten Amtshandlungen den Begriff „feministische Außenpolitik“ streichen ließ, dürfte sie wenig amüsieren.

Bisherige Erfahrung lässt viele Fragen offen

Wie gut, dass sie jetzt Klima-Ministerin ist. Denn Fridays For Future-Initiatorin Greta Thunberg will sich künftig nicht mehr als Front-Frau des Kampfes gegen den Klimawandel gerieren. Sie mache noch viel, verriet die inzwischen 19-jährige Schwedin der Zeitschrift „Brigitte Be Green“. Sie mag aber nicht mehr so präsent in den Medien sein. „Es ist Zeit, das Mikrofon weiterzureichen“, so das Idol sämtlicher Klimaaktivisten.

Die bisherige Erfahrung von Jung-Ministerin Pourmokhtari lässt zumindest Fragen hinsichtlich ihrer Eignung für ein solches Amt offen. Laut „Wikibio“ begann die 26-Jährige ihre Laufbahn im Juni 2012 als IT-Assistentin an der Eastern Real High School in Stockholm. Dort blieb sie rund drei Monate lang. Im Jahr 2014 nahm sie eine Tätigkeit als Kellnerin bei Tehran Grill AB in Stockholm auf, wo sie immerhin ein Jahr verweilte.

Sie blieb danach der Gastronomie treu und wechselte zu Urban Deli, einer Bar mit Restaurant in Stockholm, ebenfalls als Kellnerin. Parallel dazu gab sie Nachhilfe in Fächern wie Mathematik, Biologie, Physik, Chemie und Englisch bei ‚Studybuddy‘.

Steilvorlage für die Bundesrepublik?

Mit der Politik kam sie durch ihren Vater in Berührung, der als politischer Flüchtling aus dem Iran nach Schweden kam. „Er hat immer den ganzen Tag mit mir zusammengesessen und diskutiert“, blickt sie zurück, „mein ganzes Erwachsenwerden war geprägt von den Debatten mit meinem Vater, mit dem ich fast nie einer Meinung bin, den ich aber sehr mag“.

Während ihres Studiums der Politikwissenschaften trat Pourmokhtari 2014 der Liberalen Jugendvereinigung in Stockholm als Kampagnenmitarbeiterin bei. Zwei Jahre später wurde sie politische Beraterin in dieser Bewegung und war für kulturelle Fragen in der Region Stockholm zuständig. 2018 wurde sie zur Vizepräsidentin der Liberalen Jugend gewählt, ein Jahr später avancierte sie zur Vorsitzenden. Im Juni vergangenen Jahres schließlich wurde die frisch gebackene Umweltministerin Mitglied des Verbandsvorstands von RFSU (Riksförbundet för sexuell upplysning), einer gemeinnützigen Organisation für Sexualerziehung in Stockholm.

Der Werdegang Romina Pourmokhtaris steht paradigmatisch für die aktuelle Verfasstheit der Politik in Zeiten des Klimawandels. Deutschland mit seinen politisch unbedarften Habecks, Baerbocks und Faesers steht offenbar nicht allein.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Hamid Ershad Sarabi, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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