Es gibt sie noch: Kritik an Corona-Politik im TV RTL West-Chef Jörg Zajonc spricht Klartext

Die großen Medien sind in Sachen Corona-Politik stramm auf Linie. So zumindest der Eindruck, den viele haben und der sich aufdrängt. Aber er stimmt nicht ganz. Es gibt Ausnahmen. Wie den Chef von RTL-West, Jörg Zajonc. Der ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch nicht beim Thema Corona. Schade nur, dass seine Beiträge nicht bundesweit laufen, sondern nur regional verbreitet werden (was auch der Grund dafür sein könnte, dass man ihn gewähren lässt – neben der Tatsache, dass er zu den Eigentümern von RTL-West gehört und damit eine besondere Position hat, wie wenige Journalisten). Damit seine Aussagen zum neuen, schärferen Lockdown auch über seine Region hinaus Verbreitung finden, seien sie hier wiedergegeben (anzusehen sind sie hier):

„Es geht also wohl weiter mit dem Shutdown. Noch länger, noch härter, Freiheit an der Leine, der Corona-Leine. Sorry, ich halte das für falsch. Ich weiß, ich gehöre damit zu einer Minderheit – aber warum sollte richtig sein, was einfach nicht funktioniert? Erst recht nicht dauerhaft. Corona ist gefährlich, tödlich. Die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu sterben, steigt mit zunehmendem Alter, und zwar brutal.

Die Politik weiß das, seit langem. Aber immer noch sterben viele Ältere und Vorerkrankte. Warum werden sie nicht besser geschützt? Warum zu wenig und zu langsam geimpft?

Der Shutdown wird als alternativlos dargestellt. Wer dagegen ist, gilt als herzlos, als kalt, als Leugner. Aber gibt es wirklich keine Alternative?

Wie wäre es mit besserem Schutz statt längerem Shutdown? Schnelleres Impfen von Alten, von Ärzten, von Pflegern – von denen, die sich um Alte und Kranke kümmern? Antigen-Schnelltests für alle. Ohne Test – kein Kontakt. Weniger Augenmerk auf den allgemeinen Inzidenzwert, mehr auf die Lage in den Krankenhäusern?

Und warum dürfen die nicht aufmachen, die ein Hygienekonzept haben, das funktioniert?

Schulen, Handel, Gastro, aber auch Sport, mit Abstand. Dabei das ganze beobachten, bewerten, anpassen. Jede Woche neu, jede Woche kritisch.

Auch so könnten wir versuchen, Leben zu retten und dabei gleichzeitig auch stärker an noch etwas anderes denken: Das Überleben unserer Gesellschaft.“

In meinen Augen ist so eine Position völlig legitim. Und in einer funktionierenden, wirklich demokratischen und pluralistischen Gesellschaft müsste sie in den großen Medien zumindest ständig zu Wort kommen. Etwa in Talkshows. Und auch in Beiträgen. Dass solche Fragen auch auf Regierungspressekonferenzen vorgetragen werden. Stattdessen hat man den Eindruck, eine überwiegende Mehrheit von Journalisten sorgt sich vor allem, dass die Einschränkung von Freiheit und Grundrechten nicht weit genug geht, die Maßnahmen nicht hart genug sind. Und dass in einer Medienlandschaft, die früher etwa beim Thema Datenschutz selbst verhältnismäßig geringe Einschränkungen zum Hyperventilieren brachte. Woher kommt diese 180-Grad-Wende?

Dass wir solche kritischen Positionen wie die von Zajonc kaum zu hören bekommen abseits der so genannten „alternativen Medien“ und es bereits eine Meldung wert ist, dass sie in einem Regionalsender erklingen, ist ein Offenbarungseid für unsere Medienlandschaft. Jeder Journalist, der sich Demokratie und Pluralismus verpflichtet fühlt, sollte sich unabhängig von der eigenen Meinung Gedanken darüber machen, wohin sein Berufsstand abgeglitten ist. Wenn eine ganz überwiegende Mehrheit der Presse stramm auf Regierungslinie ist, muss etwas faul sein in Sachen Journalismus. Diese Erkenntnis ist „alternativlos“ (und keine Politik – welcher auch immer!).

Und auch die Politik. Warum sind so klare Worte nicht von der FDP zu hören? Warum schafft es die durchaus kritisch gegenüber der Corona-Politik eingestellte AfD nicht, hier klare Positionen herüberzubringen? Sie hat zwar in den Medien die Meist-Benachteiligungsklausel. Aber in Zeiten von Twitter, Facebook und Co. gibt es auch andere Kommunikationswege.

Dieses Land braucht wieder Kritik an der Regierung in den Medien statt Verlautbarungs-Journalismus. Und es braucht eine erkennbare, wahrnehmbare Opposition.

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Bild: Screenshot RTL-West
Text: red
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