Von Kai Rebmann
Für Deutschland und Europa könnte es bereits in dieser Woche „knüppeldick“ kommen. Das sagt Dr. Christoph Canne von der Initiative „Vernunftkraft e.V.“. Der Experte bezieht sich dabei auf die Wettervorhersage für die kommenden Tage und hält sogenannte „Brownouts“ ab sofort jederzeit für möglich. Dabei handelt es sich im Gegensatz zu Blackouts um „kontrollierte Strom-Entzüge“, die in einigen Regionen notwendig werden könnten, wenn die zur Verfügung stehende Energiemenge zu bestimmten Zeiten nicht für alle Verbraucher ausreicht.
Schon am vergangenen Mittwoch sind die Menschen in Baden-Württemberg allem Anschein nach nur hauchdünn an einem solchen Szenario vorbeigeschrammt. Die App „StromGedacht“ des Netzbetreibers TransnetBW hat an ihre Nutzer zum ersten Mal überhaupt einen Warnhinweis gegeben, in dem diese zum aktiven Stromsparen aufgefordert wurden. Demnach stand die Stromversorgung insbesondere in der Zeit zwischen 14 und 15 Uhr auf der Kippe. Wie groß die Gefahr eines Blackouts oder auch „nur“ kontrollierter Abschaltungen am Ende wirklich gewesen ist, weiß wohl nicht einmal der Netzbetreiber selbst. Per Twitter versuchte sich TransnetBW in einer Entwarnung: „Grund sind vorhergesagte Engpässe im Stromnetz. Durch verschiedene Maßnahmen werden diese durch uns ÜNB ausgeglichen, um jederzeit Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Heute werden wohl besonders viele und teure Handlungen notwendig werden, um den Strombedarf zu decken.“
ÜNB ist die branchenübliche Abkürzung für Übertragungsnetzbetreiber, zu denen auf dem deutschen Markt neben TransnetBW noch 50Hertz, Amprion und TenneT gehören. Im konkreten Fall musste Strom aus der Schweiz, die bei ihrem Energie-Mix unter anderem auf Kohle setzt, zu überhöhten Preisen eingekauft werden. Diese Maßnahme steht beispielhaft für den ganzen Irrsinn der deutschen Energiewende. Einstmals sicherer Strom aus AKWs wird zurückgebaut, nur um dann bei vorhersehbaren Mangellagen im Winter nicht nur sehr teuren, sondern auch „schmutzigen“ Strom aus dem Ausland zu beziehen. In der Regel stammt dieser aus AKWs in Frankreich, die derzeit als Lieferant aber zumindest teilweise ebenfalls ausfallen. Unter dem Strich steht dann der Import von in Kohlekraftwerken bei unseren Nachbarn produziertem Strom, um die Versorgungssicherheit in Deutschland garantieren zu können.
Arktische Temperaturen und Dunkelflaute drohen
Frankreich kann auf absehbare Zeit nur einen Bruchteil des Stroms liefern, der normalerweise über den Rhein nach Deutschland fließt. Als Grund hierfür nennt der Energiekonzern EDF anhaltende Verzögerungen bei der Instandsetzung und Wartung mehrerer Atommeiler. Rund ein Dutzend dieser Meiler werde demnach erst im Jahr 2023 wieder ans Netz gehen. Diese Meldungen kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Dr. Canne sagte der „Bild“, dass ab dieser Woche mit einer „extremen Kältewelle“ zu rechnen sei, die den Stromverbrauch insbesondere in den privaten Haushalten in die Höhe jagen werde. „Wenn dann wieder Dunkelflauten in West-/Nordwesteuropa und Deutschland hinzukommen, wird es für das europäische Verbundnetz brandgefährlich.“ Als Dunkelflaute wird die Kombination aus Dunkelheit und Windflaute bezeichnet.
Wie kalt es in Europa in den nächsten Tagen wird, erläutert Francesco Sassi von der Universität Pisa. Der Forscher geht davon aus, dass die Temperaturen in Nordwesteuropa, wozu für einen Italiener auch Deutschland gehört, zu Beginn dieser Woche um bis zu neun Grad unter dem saisonalen Durchschnitt liegen werden. In der kommenden Woche werden es immer noch drei bis sieben Grad weniger sein und selbst in Südeuropa sollen die Temperaturen den Prognosen zufolge nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen. Sassi zieht daher folgendes Fazit: „Ein arktischer Kälteeinbruch wird in den nächsten zwei Wochen die Belastbarkeit der französischen und europäischen Energiesysteme auf die Probe stellen.“
Experte sieht Politik auf dem Irrweg
Dr. Canne macht keinen Hehl daraus, dass die Verantwortung für einen Brownout, den kleinen Bruder des Blackouts, seiner Ansicht nach bei der Politik läge. Für das Wetter oder dafür, dass die Tage im Dezember kürzer sind als im Sommer, kann Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) natürlich nichts. Andererseits sind diese Naturgesetze aber auch kein allzu großes Geheimnis. Bisher konnte man sich jedoch auf die Nachbarn, allen voran Frankreich, als zuverlässige Helfer in der Not verlassen, die ihre überschüssigen Kapazitäten nur allzu gern für teures Geld nach Deutschland verkauften. Doch das ist in diesem Winter aus den genannten Gründen anders und die vergleichsweise kleine Schweiz wird nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit einspringen können, selbst wenn sie es wollte.
Der Experte nennt daher vor allem drei Punkte, die für die derzeit prekäre Lage auf dem Strommarkt in Mitteleuropa verantwortlich sind. Erstens das Fehlmanagement bei der Wartung der Atommeiler in Frankreich. Zweitens den Ausbau der Erneuerbaren Energien sowohl in Deutschland als auch in Frankreich. Und drittens, und speziell auf Deutschland bezogen, den Rückbau zuverlässiger Energielieferanten, womit Dr. Canne explizit die AKWs meint.
Ebenfalls nicht zur Beruhigung trägt die Warnung des französischen Versorgers bei, der die Bürger bereits darauf einstimmt, dass der Strom in diesem Winter „für einige Tage ausfallen“ könnte. Mag sein, dass es für die Politik einen Unterschied macht, ob Menschen dann wegen eines Blackouts oder „kontrollierter Abschaltungen“ in ihren Wohnungen frieren müssen. Fakt ist: Entgegen Habecks früherer Beteuerungen, Frankreich könne jederzeit mindestens 40 Gigawatt Strom produzieren, bringen es die AKWs bei unserem Nachbarn laut „Bild“ derzeit auf eine maximale Kapazität von 32,8 Gigawatt.
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