Von Kai Rebmann
Am 5. August 2022 wurde auf dieser Seite über knapp 440.000 Fälle von Impfnebenwirkungen bei der TK berichtet. Auf diese stattliche und historisch einmalige Zahl brachten es die Versicherten der Techniker Krankenkasse allein im Jahr 2021. Bei der TK sind rund 11 Millionen Bundesbürger versichert und in Deutschland leben 83 Millionen Menschen, so dass die Zahl der Dunkelziffer den arithmetischen Grundsätzen folgend auf rund 2,2 bis 3,3 Millionen Fälle von Impfnebenwirkungen hochgerechnet wurde. Damit wurden die Zahlen von Andreas Schöfbeck bestätigt, die der damalige Chef der BKK ProVita bereits im Februar 2022 veröffentlicht hat. Ferner ging es in dem Bericht darum, zu zeigen, wie sich die TK mit Händen und Füßen rechtswidrig und über Monate hinweg versucht hat, gegen die Veröffentlichung dieser brisanten Daten zu wehren.
Jetzt erhielt der Artikel nachträglich noch ein besonderes Gütesiegel und wurde von den selbsternannten und mit teurem Steuergeld finanzierten „Faktencheckern“ von Correctiv unter die Lupe genommen. Das Wichtigste vorweg: Die Zahlen und die daraus gezogenen Schlüsse stimmen offenbar. Und weil diese Tatsachen auch von den „Faktencheckern“ nicht widerlegt werden konnten, lauten die Vorwürfe nun auf „irreführende Interpretation“ und „fehlenden Kontext“. Wer aber beide Artikel liest, zunächst das Original und dann die vermeintliche „Richtigstellung“ von Correctiv, der wird schnell merken, dass die Faktenchecker wieder einmal versuchen, rosa Elefanten zu vertreiben, sprich Behauptungen zu widerlegen, die gar niemand aufgestellt hat.
Aber der Reihe nach: Correctiv wirft mir folgende Behauptung vor: „Bei der Techniker Krankenkasse seien im Jahr 2021 knapp 440.000 Fälle von Impfnebenwirkungen erfasst worden. Das sei eine explosionsartige Zunahme von Behandlungen wegen Impfnebenwirkungen im Vergleich zu 2019 und 2020.“ In der Bewertung der „Faktenchecker“ ist dann von „fehlendem Kontext“ die Rede. Die Abrechnungsdaten der TK ließen keinen Rückschluss auf die Schwere der Impfnebenwirkungen zu und seien kein Beleg, dass die Covid-19-Impfungen gefährlicher sind als andere Impfstoffe.
Weder habe ich irgendwelche Rückschlüsse auf die „Schwere der Impfnebenwirkungen“ gezogen noch behauptet, dass die Covid-19-Impfstoffe gefährlicher seien als andere Impfstoffe. Wo Correctiv und andere „Faktenchecker“ versuchen, ihren Lesern die „richtige“ Interpretation eines Artikels einzuflüstern, halten wir unsere Leser für mündig genug, sich ein eigenes Urteil bilden zu können.
Weiter schreibt Correctiv: „Die Daten enthalten Nebenwirkungen aller Impfstoffe. Laut der TK können die Abrechnungsdaten zudem nicht einfach addiert werden, da Personen mehrfach gezählt werden können.“
Auch hier wurde von mir nichts anderes berichtet. Es wurde mit keinem Wort explizit behauptet, dass die knapp 440.000 Fälle (und eben nicht „Personen“ oder „Patienten“) ausschließlich auf Covid-19-Impfungen zurückzuführen seien. Vielmehr habe ich detailliert darüber informiert, welche ICD-Codes bei der TK angefragt wurden und welche Nebenwirkungen sich hinter diesen Codes verbergen. So steht der Code „T88.0“ zum Beispiel für „Infektion nach Impfung (Immunisierung), andernorts nicht klassifiziert“. Insgesamt wurden vier solcher Codes abgefragt, drei für Nebenwirkungen nach Impfungen allgemein (T88.0, T88.1 und Y59.9) und einer, der sich speziell auf „unerwünschte Nebenwirkungen bei der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen“ (U12.9) bezieht. Und wenn die TK für das Jahr 2021 fast 440.000 Fälle von Impfnebenwirkungen meldet, die entsprechenden Zahlen in den Vorjahren aber stets im niedrigen fünfstelligen Bereich gelegen haben, dann wird jeder selbst denkende Leser – und offensichtlich sogar die „Faktenchecker“ – seine eigenen Schlüsse daraus ziehen können.
Correctiv reißt Feststellungen aus dem Zusammenhang
Und jetzt schauen wir uns an, wer hier Sätze und Tatsachen aus dem Kontext reißt. Correcitv gibt eine Passage aus meinem Artikel wie folgt wieder: „Die Krankenkasse habe einräumen müssen, dass es unter ihren Mitgliedern ‚allein im Jahr 2021 zu genau 437.593 Fällen‘ von Impfnebenwirkungen gekommen sei, heißt es.“ Dabei lassen die Möchtegern-Faktenchecker aber einen entscheidenden Halbsatz weg. Tatsächlich habe ich geschrieben: „Die TK musste schließlich einräumen, dass es allein im Jahr 2021 zu genau 437.593 Fällen gekommen ist, in denen ihre Mitglieder wegen einer der vier oben genannten Impfkomplikationen einen Arzt aufgesucht haben.“
Weiter wird mein Bericht richtigerweise wie folgt zitiert: „Zum Vergleich: In den Jahren 2019 und 2020 kam es zusammen (!) nur zu 28.821 solcher Konsultationen.“ Sowohl bei der Zahl aus dem Jahr 2021 als auch der Angabe zu den Jahren 2019/20 handelt es sich um offizielle Daten, die die TK zwar widerwillig, aber dann doch noch herausgerückt hat. Die „Faktenchecker“ stören sich offensichtlich daran, dass ich in diesem Zusammenhang von einer „explosionsartigen Zunahme“ und „alarmierenden Zahlen“ geschrieben habe. Wie sollte man eine Zunahme um den bis zu 30-fachen Wert bitte sonst nennen?
Im Gegenteil habe ich gerade aus Gründen der Transparenz darauf hingewiesen, dass selbst, wenn man die Impfnebenwirkungen, welche mit dem Code U12.9 inzidiert sind, herausrechnet, rund 290.000 Fälle verbleiben. Aber auch das entspricht immer noch einer Zunahme um das 20-fache. Zu berücksichtigen ist bei dieser Angabe, dass die 28.821 Fälle aus zwei Jahren stammen (2019 und 2020), für ein einzelnes Jahr ergibt sich also ein rechnerischer Mittelwert von rund 14.400 Fällen.
Um der Peinlichkeit noch die Krone aufzusetzen, wirft Correctiv mir vor, dass der Deutschland-Kurier in einem Artikel zum selben Thema von „Impfschäden“ schreibt. Was hat dieser Hinweis in einer „Bewertung“ zu suchen, in der es gut erkennbar und ausschließlich um meinen, bei reitschuster.de veröffentlichten Bericht geht?
Aber auch in meinem Artikel werde „zwischen Impfnebenwirkungen und Impfschäden nicht deutlich unterschieden“, so die Faktenchecker. Tatsächlich taucht der Begriff „Impfschäden“ in meinem Artikel nur ein einziges Mal auf, und zwar in folgendem Zusammenhang: „Wenn man in Berlin wissen wollte, zu wie vielen Impfschäden es durch die von der Bundesregierung mit religiösem Eifer forcierte Massenimpfung gekommen ist, müsste man einfach bei den Krankenkassen nachfragen.“
Dieser Satz stammt aus der Einleitung des Artikels, bei der es darum geht, dass die Bundesregierung augenscheinlich kein Interesse daran hat, die Folgen ihrer Impfkampagne zu eruieren. Wo es im weiteren Verlauf aber um die von der TK gemeldeten Fälle geht, wird stets von „Impfnebenwirkungen“ gesprochen, was auch richtig und in keinster Weise irreführend ist.
Mit an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen, die nie aufgestellt worden sind, wird der durchschaubare Versuch unternommen, von den beiden eigentlichen – und von Correctiv auch nicht beanstandeten – Kernaussagen abzulenken. Erstens, dass es eine 20- bis 30-fache Zunahme von durch die TK gemeldeten Fälle von Impfnebenwirkungen gegebenen hat, welche ich der Dimension durchaus angemessen als „explosionsartige Zunahme“ und „alarmierende Zahlen“ bezeichnet habe. Und zweitens, dass die TK eben diese Zahlen erst nach fünf Monaten und mehrfachem Nachhaken des Fragestellers preisgegeben hat, was im Grunde die Brisanz dieser Informationen überdeutlich belegt.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: ShutterstockText: kr
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