Von Kai Rebmann
Die Mär von angeblichen Plänen für millionenfache „Deportationen“ von deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund soll offenbar mit allen Mitteln am Leben erhalten werden – ganz aktuell mit der Verleihung eines Theaterpreises.
Dabei hat sich das regierungsnahe „Correctiv“-Netzwerk bereits gerichtsfest von wesentlichen Teilen seiner vermeintlichen „Enthüllungen“ rund um das „Geheimtreffen“ in Potsdam distanziert. An der zur „Wannseekonferenz 2.0“ geframten Veranstaltung hatten im Spätjahr 2023 neben mehreren CDU-Mitgliedern auch einige AfD-Parteigänger teilgenommen.
Für reichlich Gesprächsstoff hat in den Wochen – oder besser gesagt: Tagen – nach der „Correctiv“-Veröffentlichung auch ein Theaterstück „Geheimplan für Deutschland“ über eben jenes Treffen gesorgt, das bereits am 17. Januar 2024 seine Premiere feierte.
Wer soll glauben, dass ein solches Stück in einem derart rekordverdächtigen Tempo innerhalb von nur einer Woche auf die Bühne gebracht werden kann? Schauspieler müssen verpflichtet, Texte geschrieben und einstudiert, Orte für die Aufführung müssen gefunden werden und vieles mehr.
Viel wahrscheinlicher scheint es doch, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung der zumindest in Teilen frei erfundenen „Recherche“ mit Bedacht gewählt war – und die Planungen für die weitere medial-gesellschaftliche Inszenierung des „Correctiv“-Berichts schon Wochen zuvor begonnen haben müssen. Von der Aufstachelung der angeblichen „Mitte der Gesellschaft“ zu Protesten gegen die Opposition bis hin zur Uraufführung des Stücks „Geheimplan für Deutschland“ nur wenige Tage nach der Veröffentlichung.
Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass eben jenes Stück ausgerechnet jetzt einen „Dramatiker-Preis“ verliehen bekommen hat. Die von der Regierung und „Correctiv“ geschürten Proteste gegen die Opposition haben sich als Strohfeuer entpuppt – weil es eben nicht die „Mitte der Gesellschaft“ war, die auf die Straße gegangen ist, und es sich, anders als bei den Corona-Spaziergängen, eben nicht um eine über mehrere Monate hinweg organisch gewachsene Bewegung handelte.
Dabei lässt sich bereits über die Reputation der Auszeichnung wohl trefflich streiten. Falls Sie noch nie etwas vom „Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis“ gehört haben, dürfte es Ihnen wie den meisten Bundesbürgern gehen. Dieser ist mit 15.000 Euro dotiert und wird privat (!) finanziert.
Über dieses Geld dürfen sich jetzt Kay Voges vom Wiener Volkstheater und dessen Kollegen vom Berliner Ensemble und dem Volkstheater an der Spree freuen, die „Geheimplan für Deutschland“ in einer Koproduktion inszeniert haben. Die private Herkunft des Preisgeldes ist wichtig, um Aussagen von Jurorin und Namensgeberin Ute Nyssen richtig einordnen zu können. In der am Montag von der dpa veröffentlichten Laudatio lässt sich die Verlegerin unter anderem wie folgt zitieren:
„Nicht zuletzt die feine Ironie, mit der die Autoren einige Gäste in ihrem theatralen Rollenspiel zwischen dreisten rechtsradikalen Aktivisten und braven Bühnenfiguren entlarven, macht den Text zum Theaterstück der Stunde.“
Man müsse sich fragen, „ob wir zu oft weggesehen haben“, lässt Nyssen dann auch noch eine politische Bewertung in ihr Statement einfließen. Den Machern sei es gelungen, einerseits einen „entspannten Ton“ zu treffen, andererseits aber durch eben diese Sprache trotzdem „Angstvorstellungen von realer Deportation“ zu beschwören. Kann eine Laudatio (selbst)entlarvender sein? Wie gesagt, um „Deportationen“ ging es in Potsdam nie, das behauptet inzwischen nicht einmal mehr „Correctiv“ …
Ute Nyssen und ihr privater „Dramatikerpreis“ erinnern damit ein wenig an die selbsternannten Hüter der deutschen Sprache, die sich anmaßen – ebenfalls als Privatleute – über das vermeintliche „Unwort des Jahres“ urteilen zu dürfen. Auch dieses Etikett, das in den Mainstream-Medien gerne im Gewand der ideologischen Unabhängigkeit präsentiert wird, wurde in kaum verhohlener Art und Weise dazu missbraucht, die Mär von der „Wannseekonferenz 2.0“ zu stützen.
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