Gehen Berlin die Touristen aus? Immer weniger Menschen wollen an die Spree fliegen Dramatischer Rückgang der Passagierzahlen am BER

Im September 2017 waren die Berliner aufgerufen, in einem Volksentscheid über einen möglichen Weiterbetrieb des Flughafens Berlin-Tegel zu entscheiden. So zumindest die offizielle Lesart. Fakt ist: Dem damaligen rot-rot-grünen Senat war das Ergebnis des Volksentscheids schlichtweg egal. Obwohl sich nach dem offiziellen Ergebnis mit 56,4 Prozent eine eindeutige Mehrheit für den Weiterbetrieb aussprach und nur 41,9 Prozent dagegen, ließ die Stadtregierung den Flughafen einfach schließen. Dass Volksentscheide den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses gleichstehen – darauf pfiffen die Ideologen, die sich offiziell als Musterdemokraten ausgeben, aber allzu oft auf den Willen der Menschen pfeifen.

Jetzt rächt sich die Schließung des stadtnahen und überaus beliebten Airports. „Flughafen BER: Warum die Deutschen nicht mehr nach Berlin fliegen“, titelt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hinter einer Bezahlschranke. Die Zahl der Inlandsflüge nach Berlin ist demnach „drastisch gesunken“. Und nicht nur die. Aber dazu später mehr.

Dass der gesamte innerdeutsche Flugverkehr weit vom Niveau vor der Corona-Krise entfernt ist, hat auch mit der Schließung von Tegel zu tun. „Ein Viertel des Rückgangs auf diesen Verbindungen ist durch den BER verursacht. Auf den zehn wichtigsten Inlandsstrecken sind es sogar etwa 60 Prozent“, schreibt die FAZ: „Der Anteil Berlins am innerdeutschen Flugverkehr hat sich dadurch von 2019 auf 2023 auf etwa zehn Prozent fast halbiert.“

Die Folgen sind schwerwiegend für den „BER“, wie der Flughafen genannt wird, der durch Bauskandale mit hohen Schulden belastet ist und 2021 nur knapp einer drohenden Insolvenz von der Schippe sprang: „Denn weniger Passagiere und Flüge mögen zwar gut fürs Klima sein, sie bedeuten aber auch weniger Einnahmen – und die braucht der Flughafen dringend. Ein attraktiverer BER würde zudem auch den anderen deutschen Flughäfen mehr Passagiere bescheren“, wie das Blatt schreibt.

Die Gründe für die Flaute in Berlin vor allem im Inlandsverkehr sind dem Bericht zufolge vielfältig: „Für die Fans des früheren Berliner Flughafens Tegel ist klar: Schuld ist die Lage des BER weitab von der Innenstadt. Er liegt im brandenburgischen Schönefeld nahe der südlichen Stadtgrenze, während sich Tegel mitten in Berlin befand. Vom BER zum Zentrum müssen jetzt 35 bis 40 Minuten Anfahrt mit Zug oder Taxi eingeplant werden, von Tegel war es gerade einmal die Hälfte. Das bedeutet für durchgetaktete Geschäftsleute mehr Vorausplanung.“

Viele Reisende seien deshalb auf die Bahn umgestiegen, sagte An­dreas Jahnke, Berater für Accenture und Luftfahrtexperte, der FAZ: „Hier kommt es zwar auch immer wieder zu Verzögerungen, aber durch die hohe Zugfrequenz zwischen den Großstädten gibt es oft eine rasche Alternative.“ Zudem seien die Bahnverbindungen schneller geworden. Zumindest in der Theorie. Die Strecke aus München in die Hauptstadt benötigt statt früher mehr als sechs jetzt nur noch rund vier Stunden – wenn man die regelmäßigen Verspätungen außer Acht lässt.

Ein weiterer Grund für den Rückgang: Viele Billigflieger steuern Berlin innerdeutsch nicht mehr an. So strich Ryanair etwa bereits 2019 alle Flüge von der Spree nach Köln/Bonn.  „Niedrigeres Angebot und weniger Konkurrenz heißt auch höhere Preise“, so die FAZ. „Die Corona-Pandemie, als viele zwangsläufig mit der Bahn fahren mussten, war für einige der entscheidende Auslöser, auf innerdeutschen Strecken primär auf die Bahn umzusteigen – zumal es auch noch besser für die Umwelt ist“, sagte Flugexperte Jahnke dem Blatt.

Dass sich die Billigflieger von den Inlandsstrecken verabschiedet haben, sei auch eine Folge der hohen Entgelte und Gebühren, die mittlerweile in Deutschland verlangt werden, vor allem die Luftverkehrssteuer, Flugsicherungsgebühren, Flughafen- und Sicherheitskosten, so die FAZ: „Die Flugsicherungsgebühren haben sich nach dem Abschied von Tegel mehr als verdoppelt. Ab 2025 steigen die Luftsicherheitsgebühren um bis zu 50 Prozent. Und im Jahr 2020, mitten in der Pandemie, wurde die Luftverkehrsteuer deutlich erhöht. Nun soll sie abermals steigen.“  Deutsche Flughäfen seien zu teuer, klagte etwa Easyjet-Chef Johan Lundgren schon im vergangenen Juli im Gespräch mit der FAZ: „Besonders schlimm war es für ihn in Berlin. ‚Die Standortkosten sind mit die höchsten in Europa und nicht mehr wettbewerbsfähig im Vergleich zu anderen Flughäfen. Die Basis war die unwirtschaftlichste in unserem ganzen Netzwerk.‘“

Einen Aspekt blendet die FAZ in ihrem Artikel aber komplett aus:  Die Frage, ob einfach weniger Menschen nach Berlin reisen wollen als früher – wegen der Zustände, die mein georgischer Taxifahrer eindringlich geschildert hat. Man könnte nun sagen, wenn das so wäre, müssten auch die Passagierzahlen von internationalen Flügen nach Berlin gesunken sein, nicht nur bei Inlandsflügen. Diese Frage klammert die FAZ aber leider aus in ihrem Artikel.

Und tut so, als habe das Phänomen nur mit Inlandsflügen zu tun. Dabei liefert das Netz schnell Informationen, die das widerlegen. „Rund 20 Millionen Menschen nutzten 2023 den BER für Flüge ins Ausland bzw. für Flüge aus dem Ausland nach Berlin. Das entspricht 73 Prozent des Vor-Corona-Niveaus“ – mit diesen Worten zitiert das Portal „Reisetopia“ Aletta von Massenbach, die Vorsitzende der Geschäftsführung des Flughafens Berlin-Brandenburg. Die dann hinzufügt, die Zahl sei „ein Zeichen dafür, dass Urlaub weiterhin einen hohen Stellenwert bei den Menschen hat“.

Damit pfeift von Massenbach im Wald und redet sich die Zahlen schön. Denn das Gegenteil ist richtig. Nur noch 73 Prozent des Vor-Corona-Niveaus sind eben ein Zeichen dafür, dass die Anziehungskraft von Berlin und seinem Flughafen auch international deutlich nachgelassen hat. Die Zustände in „Deutsch-Mogadishu“, wie Spötter die Chaos-Metropole an der Spree nennen, sprechen sich nicht nur innerhalb von Deutschland rum – sondern auch international.

Wovon ich mich gerade bei einer Reise nach Georgien eindrucksvoll überzeugen konnte – doch davon in Kürze mehr.

Da das strukturschwache Berlin mangels Industrie auch stark auf Tourismus setzte, droht die aktuelle Entwicklung die stets klamme und nur dank Länderfinanzausgleich noch zahlungsfähige Hauptstadt empfindlich zu treffen.

Die Zahlen zeigen auch eine Weisheit, die schon die ideologischen Vorgänger unserer heutigen Rot-Grünen in der DDR sehr bitter am eigenen Leib erfahren mussten: Man kann sich die Zustände noch so sehr schönreden und auch die Zahlen – im Endeffekt kann aber niemand der Realität entkommen. Und die Menschen stimmen mit den Füßen ab.

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Bilder: Markus Mainka/Shutterstock

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