Von Kai Rebmann
Ein (fast) gewöhnlicher Samstag in einem Jugendzentrum in Bamberg (JUZ). Das „Hinter ins Land“-Festival steuert auf einen seiner Höhepunkte zu, die Zuschauer erwarten den Auftritt der Metal-Band Craving (zu Deutsch: Gier, Gelüste, Verlangen). Sowohl der Name der Gruppe als auch das generelle Wesen der gespielten Musikrichtung dürfte wohl jedem Besucher schon im Vorfeld klargemacht haben, auf was er sich dabei einstellen kann bzw. darf.
Umso größer schien dafür die Überraschung beim Veranstalter zu sein. Nachdem sich der Gitarrist im Laufe des Auftritts seines T-Shirts entblößt hatte, zog der JUZ-Leiter panisch den Stecker und sorgte damit für eine Unterbrechung des Gigs. In deren Folge sei es dann laut mehreren Medien zu Handgreiflichkeiten gekommen, die je nach Quelle als „Rangelei“ oder „Schubserei“ beschrieben werden. Sogar die Polizei sei offenbar verständigt worden.
Nachdem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten – und der Gitarrist sein T-Shirt wieder übergestreift hatte – konnte das Konzert dem Vernehmen nach aber doch noch zu Ende gespielt werden. Die grundsätzliche Aufregung verebbte deshalb aber nicht, sondern nahm in den Tagen erst so richtig an Fahrt auf.
Empörung und Drohungen im Netz
In den sozialen Medien ist über die Metal-Band ein regelrechter Shitstorm-Tsunami hereingebrochen. Neben dem Auftritt selbst entzündeten sich viele der nicht immer zitierfähigen Kommentare auch an der kreativen Geschäftstüchtigkeit der Musiker. So konnten über den Fanshop der Band T-Shirts erstanden werden, die die nackte Brust des Gitarristen zeigten – mit der Aufschrift „Die gefährlichsten Nippel von Bamberg“. Den Erlös will die Gruppe eigenen Angaben zufolge einem guten Zweck zukommen lassen.
Weit weniger lustig sind jedoch die Drohungen, die gegen die Band ausgesprochen worden sein sollen. So berichtet Sänger Ivan Chertov zum Beispiel von der E-Mail einer „feministischen Gruppe aus dem Großraum München“, in der es unter anderem heißt „Im Metal ist kein Platz für Sexisten“ oder angekündigt wird, dass „das enden wird“.
Die Doppelmoral und Fähigkeit zur spontanen Selbstentlarvung der selbsternannten Woken ist immer wieder erstaunlich: Dieselben Leute, die sonst Fummel-Ecken und Drag-Queens im Kindergarten fordern, oder sich für zustimmungsfreie und vor allem irreversible „Geschlechtsanpassungen“ schon bei Kindern einsetzen, können sich leidenschaftlich über ein fehlendes Stück Stoff über einem männlichen Oberkörper bei einem Metal-Konzert echauffieren.
Unterstützung, wenn auch nur teilweise, erhalten die Musiker von einer Kollegin. Dora Pflug ist Sängerin der Hardcore-Punk-Band „Life comes Closer“ und sagt über das ausgezogene T-Shirt: „Ich weiß nicht, inwiefern das diskriminierend oder beleidigend sein sollte.“ Die Sängerin glaubt jedoch, dass zu unterscheiden sei, ob ein T-Shirt auf der Bühne ausgezogen wird oder derselbe Akt im Publikum vollzogen wird. Bei Letzterem könne es „schon eklig sein, wenn man im Moshpit an den verschwitzten Körpern kleben bleibt.“ Man bekommt den Eindruck, als habe Frau Pflug ein Punk-, Rock- oder eben auch Metal-Konzert bisher ausschließlich von der Bühne aus gesehen, dabei aber noch nie selbst im Publikum gestanden.
Plädoyer für feministischen Metal
Das offenbar unbefugte Ausziehen des T-Shirts während eines Metal-Konzerts – ausdrücklich auch auf der Bühne – wird seitens des Veranstalters, dem Bamberg Festivals e.V., als „Provokation“ bewertet. So jedenfalls versucht Sandra Ender, stellvertretende Geschäftsführerin der Innovativen Sozialarbeit gGmbH (ISO), das Handeln ihres scheinbar übermotivierten JUZ-Leiters gegenüber dem BR zu rechtfertigen.
Das obenherum Blankziehen sei ein Zeichen von männlicher Dominanz. Besucher hätten sich „unwohl“ fühlen können, zumal Frauen nicht so einfach ihre T-Shirts ausziehen könnten. Nicht zuletzt habe der JUZ-Leiter lediglich das Hausrecht durchgesetzt, sodass dessen Eingreifen grundsätzlich richtig gewesen sei.
Hintergrund: Der Gig war Teil eines Workshops mit dem etwas langatmigen Titel „Musik für echte Männer!? Wieso ist der Metal so männerdominiert und was muss passieren, um diesen Status zu verändern?“ Die sehr kurze Antwort lautet: nichts!
Es liegt schlicht in der Natur der Sache, dass es Dinge gibt, von denen sich Männer mehr angesprochen fühlen als Frauen – und umgekehrt. Das zu akzeptieren fällt in gewissen Kreisen aber offenbar so schwer, dass sie die Welt an ihrem ganz eigenen Wesen genesen wollen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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