Gottesdienst bald überflüssig? Kirche rüttelt an eigenen Fundamenten Ausverkauf christlicher Traditionen geht weiter

Von Kai Rebmann

Die Juden haben den Samstag, die Christen den Sonntag und die Moslems den Freitag. So war und ist es in den drei großen Weltreligionen seit Jahrhunderten üblich. Auch wenn es richtig ist, dass sich die frühen Christen ebenfalls am Samstag zum Gottesdienst getroffen haben, weil die ersten Christen eben „gebürtige“ Juden waren.

Trotzdem gilt der Sonntag vielen konservativen Christen nach wie vor als heilig. Doch damit ist jetzt Schluss, zumindest bei der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), die damit den schon vor Jahren begonnenen Ausverkauf christlicher Traditionen nahtlos fortsetzt. Kritiker werden nun anmerken, dass „die Kirche“ gerade deshalb ohnehin schon lange nicht mehr geistliche Heimat vieler Christen ist – und man wird ihnen kaum widersprechen können.

Der neueste Bruch mit der ureigenen DNA erfolgte bei der EKiR in der vergangenen Woche bei der turnusmäßig stattfindenden Landessynode. Dort beschlossen die anwesenden Kirchenvertreter die Abkehr von seit Jahrtausenden gepflegten Sakramenten wie Taufe, Trauung oder Abendmahl. Selbst der Sonntag als zentraler Tag für den Gottesdienst soll eben diese Bedeutung einbüßen.

Sakramente sollen auf den Prüfstand

Man weiß nicht, ob es die pure Verzweiflung über den Zustand der eigenen Institution oder schlicht Realitätsverlust ist, wenn hochrangige Kirchenvertreter diese Reformen in den Medien als „historisch“ bezeichnen und die EKiR als modernen „Vorreiter“ für andere Landeskirchen in Deutschland sehen.

Damit, dass die Kirche ab sofort auch Kinder am Abendmahl teilnehmen lassen möchte, könnten selbst hartgesottene Traditionalisten wohl noch leben – auch wenn der Wein dann natürlich gegen Traubensaft auszutauschen wäre. Auch gegen alternative Formen der Trauung oder Taufe, soweit es wirklich nur Ort und Zeit betrifft, ist nur wenig einzuwenden.

Problem: Die Kirche will diese Sakramente künftig aber als Massenware verramschen. Der „Welt“-Autor Till-Reimer Stoldt fühlt sich angesichts dieser „Reformen“ an die „Blitz-Hochzeitskirchen in Las Vegas“ erinnert und dürfte damit nicht ganz verkehrt liegen. Werden heiratswillige Paare also schon bald auch bei uns von Pfarrern mit Elvis-Kostüm, Bierbauch und falschen Koteletten getraut?

Ausgeschlossen ist es nicht, denn tatsächlich haben die Kirchen in Deutschland nicht nur mit einem Massen-Exodus ihrer Mitglieder zu kämpfen, sondern auch mit ganz erheblicher Personalnot. Allein für die EKiR gehen Schätzungen bis zum Jahr 2040 von einem Rückgang der aktuell noch 1.700 Pfarrer auf dann nur noch 700 aus.

Und diese harten Fakten dürften denn auch der wahre Grund für die vermeintlich „modernen Reformen“ sein, nicht zuletzt die Abschaffung des Sonntags als regelmäßigen und zentralen Tag für den Gottesdienst. An dessen Stelle sollen nach dem Willen der EKiR alternative Gottesdienst-Formate treten, die mehr oder weniger der Beliebigkeit einzelner Gemeinden ausgesetzt sind – sowohl im Hinblick auf Ort und Zeit als auch Ablauf.

Wer mit offenen Augen durchs Land geht, der wird festgestellt haben, dass Gottesdienste am Sonntag – längst nicht nur im Rheinland – schon heute nicht mehr in jeder Gemeinde angeboten werden (können). Sei es mangels Besucher, wegen fehlendem Pfarrer – oder beidem. Nicht selten müssen Pfarrer an einem Sonntag nacheinander gleich von mehreren Kanzeln predigen.

Welchem Glaubensbekenntnis folgt die Kirche?

Auch der bekannte Kirchenkritiker Ulrich Parzany warnt seine Glaubensbrüder im Rheinland vor „Schönfärberei und Verschleierung“ dieser traurigen Fakten: „Die Versammlung am Sonntag oder früher am Sabbat war seit der Urchristenheit grundlegend für das Leben der Gläubigen. Erst die Versammlung der Gläubigen stärkt den Einzelnen so, dass er anschließend im Alltag mit Gott zu leben vermag.“

Parzany will „Fragen über Ort, Zeit und Art von Gottesdiensten“ zwar auch nicht zu hoch hängen, gibt den selbsternannten „Reformern“ in der EKiR aber dennoch einen unübersehbaren Wink mit dem Zaunpfahl: „Das Wichtigste ist und bleibt, dass den Menschen eine kraftvolle Gottes-Beziehung angeboten wird, die ihr Leben verändert. Wo das gelingt, kommen sie auch in die Kirche.“

Den Landeskirchen in Deutschland, ob nun im Rheinland oder anderswo, scheint aber genau das immer weniger zu gelingen. Nicht selten muss dabei sogar die Frage erlaubt sein, ob dies überhaupt noch versucht bzw. angestrebt wird – oder ob man sich nicht ohnehin schon anderen „Heilsbringern“ verschrieben hat.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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