„Gravierende Rechenfehler“: Studie stellt wichtigstes Argument für E-Autos in Frage Erheblich umweltschädlicher als gedacht

Von Christian Euler

Batteriebetriebene Fahrzeuge gelten im Kampf gegen die Klimaerwärmung als der heilige Gral. Die EU unterstützt mit dem entsprechenden regulatorischen Rahmen die Produktion der als klimaneutral geltenden Fahrzeuge. Brüssel will damit die Basis schaffen, dass E-Autos endgültig durchgesetzt und Verbrenner zum Auslaufmodell werden.

Prognosen der Bundesregierung gehen davon aus, dass die Zahl der Elektroautos bis 2030 bis zu 40 Prozent höher sein könnte als bislang angenommen. „Was wir im Augenblick erleben, ist ein ganz rasanter Wandel hin zu nachhaltiger Mobilität“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier gegenüber der Augsburger Allgemeinen.

Der Staat befeuerte den Elektro-Boom allein zwischen Juni 2020 und Juni dieses Jahres mit Steuergeldern in Höhe von gut 1,9 Milliarden Euro. Das teilte das für die Auszahlung der Zuschüsse zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn mit.

Nicht einberechnet sind die Steuerausfälle durch die Befreiung von der KFZ-Steuer, die Ausfälle bei der Mineralölsteuer und die immensen Kosten für den Ausbau des Stromnetzes. Der Bund der Steuerzahler lehnte die hohen Subventionen bereits ab.

Reale CO2-Emissionen deutlich höher als angenommen

Ob die Milliarden sinnvoll investiert sind, erscheint höchst fraglich. „Die Klima-Rechnung geht nicht auf“, behaupten 171 Experten technischer Hochschulen laut Stuttgarter Zeitung. Die realen CO2-Emissionen der E-Autos im Jahr 2030 für Deutschland würden mehr als doppelt so hoch sein wie bislang angenommen.

Die bisherige Betrachtungsweise, wonach das batterieelektrische Auto am klimaschonendsten unterwegs ist, könne damit ins Wanken geraten, so die Wissenschaftler, die „grundlegende Bedenken“ im Hinblick auf die Berechnung des CO2-Ausstoßes äußern.

Nach einer gründlichen Analyse von Positionspapieren, Gesetzgebungsentwürfen und wissenschaftlichen Publikationen sind die Ingenieure und Antriebs-Experten laut dem Positionspapier, das der Stuttgarter Zeitung vorliegt, überzeugt, dass die Ableitung der CO2-Emissionen im Sektor Elektrizität auf einer nicht hinreichenden Berechnungsmethode basiert. „Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die realen CO2-Emissionen deutlich höher sein können als angenommen.“ Der Kohlendioxid-Ausstoß könne durchaus in der Summe um den Faktor zwei höher – also doppelt so hoch – liegen als angenommen – „abhängig vom Jahr und der Verfassung des Energiesystems“.

Realitätsferne Kalkulationsbasis

Als Beispiel nennen die Wissenschaftler den ID3 von VW mit einem Normbedarf von 16,1 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, der bei einer Laufleistung von 224.000 Kilometern nicht 14 Tonnen Kohlendioxid, sondern mit 30 Tonnen mehr als doppelt so viel ausstoßen soll. Bei dieser Kalkulation ist augenscheinlich nicht einmal der CO2-Ausstoß berechnet, der für den Bau des Fahrzeugs, den Betrieb im Winter und bei Schnellladeverlusten anfalle.

In der VW-Berechnungsmethode werde mit dem CO2-Wert des durchschnittlichen Strom-Mixes gerechnet, zu dem sowohl grüner Strom als auch Strom aus fossilen Quellen beiträgt. Die Wissenschaftler geben jedoch zu bedenken, dass zu Zeiten, in denen nicht genügend grüner Strom vorhanden sei, der Energiebedarf aus fossilen Quellen gedeckt werde.

„Der mathematische Nachweis und die Analyse der bisherigen vereinfachten Rechenmethode wurden wissenschaftlich geprüft und haben das Prüfzertifikat für die Veröffentlichung in der renommierten Fachpublikation .Zeitschrift für Angewandte Mathematik und Mechanik‘ (ZAMM) bekommen“, schreibt die Stuttgarter Zeitung.

Antriebstechnik von Autos mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß politisch komplett ausgebremst

Die Branchenexperten rufen die EU-Kommission dazu auf, ihre Erkenntnisse bei der anstehenden Regulierung zu berücksichtigen: Gerade die Antriebstechnologie von Autos mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß, Hybrid-Diesel, werde politisch und wirtschaftlich anscheinend komplett ausgebremst.

Bei einem Diesel-Fahrzeug mit nur intern aufladbarem E-Motor und Betrieb mit Treibstoff mit 25-prozentigem Anteil an synthetischen Kraftstoffen sei ein CO2-Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent machbar. Diese Ziele mit E-Autos zu erreichen sei in vielen Ländern „völlig unmöglich“.

Der Appell an die Bundesregierung kann vor diesem Hintergrund nur lauten: Keine weiteren Steuermilliarden für den einseitigen und wenig durchdachten Ausbau der Elektromobilität!

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
Dipl.-Volkswirt Christian Euler widmet sich seit 1998 intensiv dem Finanz- und Wirtschaftsjournalismus. Nach Stationen bei Börse Online in München und als Korrespondent beim „Focus“ in Frankfurt schreibt er seit 2006 als Investment Writer und freier Autor u.a. für die „Welt“-Gruppe, Cash und den Wiener Börsen-Kurier.
Bild: husjur02/Shutterstock
Text: ce
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