Wenn wir das Wort Korruption hören, denken wir in der Regel an deren klassische Formen: Schmiergeldzahlungen in Kuverts oder auf irgendwelche Konten in irgendwelchen dubiosen Karibik-Staaten.
Dabei vergessen wir allzu oft, dass andere Formen der Korruption mindestens genauso häufig sind: Das Prinzip „eine Hand wäscht die andere“. Oder die vorauseilende Bauchpinselei – in der Hoffnung, das Wohlwollen des derart Gebauchpinselten zu erringen.
Dazu gehört es etwa, wenn die öffentlich-rechtlichen Sender in ihrer Berichterstattung genau diejenigen hofieren, die mit ihren politischen Mehrheiten dann dafür sorgen, dass genau diese Sender und ihre Journalismus-Apparatschiks wieder mit Zwangsgebühren üppig versorgt werden.
Genau das ist der Strickfehler im System des Gebührenfunks – der einst eine gute Idee war, aber eben immer anfällig für journalistische Liebdienerei. Die so weit geht, dass die Politiker oft gar nicht mehr aktiv Einfluss nehmen müssen – weil die Herrschaften und vor allem die Seilschaften in den Sendern von sich aus wissen, was erwartet wird. Leider ist der Begriff „Staatsfunk“ deshalb gerechtfertigt.
All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich die Nachricht las, dass jetzt ein Roman des grünen Wirtschaftsministers Robert Habeck, den er gemeinsam mit seiner Frau verfasste, nicht nur verfilmt wurde – sondern auch zur besten Sendezeit in der ARD ausgestrahlt werden soll.
Ich muss zu meiner Schande – oder Ehrenrettung, wie man es nimmt – gestehen, dass ich noch nie ein Buch von Habeck gelesen habe. Insofern kann ich nicht ausschließen, dass es sich um derartige Juwelen der Literatur handelt, dass eine Verfilmung geradezu zwingend ist.
Angesichts der doch eher mauen Erfolge und des eher bescheidenen Echos, das Habeck als Schriftsteller hervorrief, gehe ich allerdings davon aus, dass es sich eher – wenn überhaupt – um literarische Durchschnittskost handelt.
Wäre Habeck in seiner früheren Tätigkeit als freiberuflicher Schriftsteller sehr erfolgreich gewesen – wer weiß, ob er überhaupt in die Politik gewechselt wäre.
Bemerkenswert ist, wie unkritisch deutsche Medien wie etwa die „Bild“ über die Verfilmung und die ARD-Ausstrahlung berichten.
Auf die Idee, dass so etwas ein „Gschmäckle“ haben könnte, wie man in Schwaben sagt, kam offenbar kaum einer der Hofjournalisten.
Der Film „Die Flut – Tod am Deich“, soll am 27. April um 20.15 Uhr in der ARD laufen – an einem der begehrtesten Programmplätze also.
Ich persönlich musste bei der Nachricht an den früheren Sowjet-Parteichef Leonid Breschnew denken – man verzeihe mir die Assoziation, aber die Gedanken sind frei. Das Theater, das die sowjetischen Medien um dessen Bücher machten, war gigantisch. Es ging sogar so weit, dass er in den Schriftstellerverband aufgenommen wurde. Anders als Habeck schrieb Breschnew seine Bücher nicht selbst und ließ sie von anderen anfertigen – während bei Habeck nur die Ehefrau mitschreibt und das ganz offiziell. Insofern war meine Assoziation ungerecht. Und es wäre unfair, von Robert „Leonid“ Habeck zu sprechen.
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