Von Kai Rebmann
Erika Seebacher ist 63 Jahre alt und lebt im Raum Stuttgart. Die Logopädin sagt von sich, sie sei eine „absolute Impf-Anhängerin“ gewesen. Deshalb musste die Schwäbin auch nicht lange überlegen, als im Frühjahr 2021 die Impfkampagne anrollte. Ihre erste Dosis erhielt Seebacher im März 2021.
Kurz darauf bemerkte sie einen „metallischen Geschmack“ im Mund, eine durchaus normale und nicht seltene Nebenwirkung der Corona-Impfung. Große Gedanken machte sich Seebacher deshalb nicht, auch weil die Symptome nach einer Stunde wieder verschwunden waren. Und auch, als zwei Wochen später die nächsten Nebenwirkungen auftraten – „inneres Vibrieren“, Schlaflosigkeit, rote Punkte am Körper und Schwindelgefühle – sah die Frau darin keinen Grund zur Beunruhigung.
Seebacher hielt selbst dann noch an ihrer Überzeugung fest, als sie wegen der vorgenannten Symptome die Notaufnahme eines nahegelegenen Krankenhauses aufsuchen musste. Nach einigen Tagen schien alles wieder gut und so machte sie sich am 18. Mai 2021 erneut auf den Weg zum Impfzentrum, um ihre zweite Dosis in Empfang zu nehmen. Eine Entscheidung, die ihr Leben, wie sie es bis dato kannte, drastisch verändern sollte.
Lebensverändernde Impfung
Es sollte auch diesmal nicht bei den zunächst wahrgenommenen leichten Schmerzen an der Einstichstelle bleiben. Am 29. Mai 2021 begann ein bis heute andauerndes Martyrium: „Da konnte ich plötzlich nicht mehr gehen“, sagt Seebacher. Unerträgliche Schmerzen und Schwellungen am linken Fuß. Symptome breiten sich in den folgenden Wochen über den ganzen Körper aus – erst am anderen Fuß, dann an den Beinen, Armen und Händen und auch zuletzt Gesicht. Selbst die Stimme versagte daraufhin immer wieder ihren Dienst.
Viele dieser Beschwerden sind inzwischen zum Dauerzustand geworden. Rollatoren, Treppenlift, Haltegriffe an den Wänden oder ein rollbarer Schreibtisch bestimmen die Szenerie in der Wohnung. Arbeiten ist, wenn überhaupt, nur vom Bett aus möglich. Inzwischen weiß die Frau auch, woran sie leidet: Fatigue-Syndrom, schwere chronische Erschöpfungszustände; der Multisystemerkrankung ME/CFS sowie diversen Muskelschäden vom Scheitel bis zur Sohle. Die Schmerzen sind oft nur mit starken Medikamenten zu ertragen.
Fünf Aktenordner dokumentieren Seebachers Krankengeschichte, insbesondere den bis heute andauernden Kampf mit Behörden und ihrer Krankenkasse: „Ich möchte gesund werden. Ich hatte ein wirklich gutes Leben vorher – das möchte ich zurück.“ Doch davon scheint die gelernte und bis zu ihrer Impfung praktizierende Logopädin, die heute oft selbst Schwierigkeiten beim Sprechen hat, noch weit entfernt: „Ich habe Probleme, die richtigen Wörter finden, so etwas ist mir früher nie passiert.“
Die „Berliner Zeitung“ berichtete in diesen Tagen über dieses Schicksal, übt sich dabei in gewisser Weise aber auch in Doppelzüngigkeit – die Kollegen wollen zwar ins Wasser, dabei aber offenbar nicht nass werden. So wird etwa das PostVac-Syndrom unter anderem zum „Kampfbegriff mancher Impfgegner“ erklärt. Mehr noch: Letzteren wird kaum verhohlen die Schuld dafür in die Schuhe geschoben, dass „wirklich Betroffene“ es mit der Anerkennung eines Impfschadens so schwer hätten. Im Kern ist das wohl nichts Anderes als mediales Steinewerfen auf die Überbringer einer unbequemen Botschaft.
Fakt ist jedoch: Im Fall der Schwäbin verweigert die Krankenkasse die Kostenübernahme von offenbar wirkungsvollen Medikamenten und ihr Antrag auf Zugang zu Versorgungsleistungen bleibt seit eineinhalb Jahren ohne jeden Bescheid. Und daran trägt niemand, der ganz augenscheinlich berechtigte Zweifel an der Corona-Impfung hegt, auch nur die geringste Schuld.
Erst Ärzte-Marathon bringt Klarheit
Seebacher fasst sich dabei sogar an die eigene Nase. Anfangs habe sie sich selbst geweigert, die Impfung als mögliche Ursache für ihre Beschwerden auch nur in Betracht zu erziehen. Jeder anderen Erklärung, zu vielen Trainingseinheiten im Fitness-Studio etwa, gab sie bereitwillig den Vorzug. Ein Fehler, wie sie heute weiß – 60 Besuche in unterschiedlichsten Arztpraxen und 17 stationäre Behandlungen später.
Spätestens seit September 2021 ist im Leben der Stuttgarterin nichts mehr, wie es einmal war. Die Ärzte tappten monatelang im Dunkeln, können nach und nach nur eine mögliche Ursache nach der anderen ausschließen, so etwa orthopädische, neurologische oder genetische Erkrankungen. Erst als praktisch nichts anderes mehr übriggeblieben war, begann der Verdacht auf die Impfung zu fallen. Auch diese Krankengeschichte steht exemplarisch für den Umgang mit den Folgen der neuartigen mRNA-Gentherapie in diesem Land.
Die unbequeme Wahrheit brach sich denn auch nur sehr langsam Bahn. Seebachers Hausärztin bescheinigte ihrer Patienten im April 2022 zunächst nur, dass sich deren Leben „rapide verändert“ habe – ohne Nennung von irgendwelchen (möglichen) Ursachen. Mit dieser Salami-Taktik ging es weiter. Im nächsten Schritt wurde eine „Autoimmunreaktion im zeitlichen Zusammenhang nach einer Impfung“ diagnostiziert.
Klartext stellte sich dann erst im weiteren Verlauf des Ärzte-Marathons ein, als ein „Chronisches Fatigue-Syndrom nach Covid-Impfung“, „neuropathische Schmerzen nach Sars-CoV-2-Vakzination“ oder Symptome „am ehesten im Sinne eines Post-Vac-Syndroms“ bescheinigt wurden.
Fünfmal hält sich Seebacher zur stationären Behandlung in der auf PostVac-Fälle spezialisierten Uniklinik Marburg auf. In dieser Zeit wird die Stuttgarterin von Ärzten der unterschiedlichsten Fachdisziplinen behandelt, weshalb ihr Leidensweg als einer der am besten dokumentierten Fälle eines Impfschadens infolge der mRNA-Injektionen in ganz Deutschland gilt. Umso verstörender erscheint vor diesem Hintergrund der Papierkrieg, den die Frau seit inzwischen zwei Jahren mit Behörden und ihrer Krankenkasse führen muss.
Behörden und Krankenkasse stellen sich quer
Im Frühjahr 2022 bekommt Seebacher Pflegegrad 3 und einen Behinderungsgrad von 80 Prozent attestiert. Bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege beantragt die Logopädin wenig später die Anerkennung ihres Impfschadens als Arbeitsunfall – und wartet in der Sache selbst seither vergeblich auf irgendeine Antwort. Lediglich den „Arbeitskontext“ hat die Genossenschaft bisher anerkannt.
Nicht viel mehr Erfolg hatte die Schwäbin bei ihrem lokal zuständigen Versorgungsamt im Landkreis Böblingen. Dort ist man seit dem 1. Oktober 2022 mit der Prüfung auf Anerkennung eines Impfschadens von Erika Seebacher beschäftigt. Ein positiver Bescheid wäre die formale Voraussetzung dafür, dass die Familie die Kosten für den Treppenlift und die weiteren oben genannten Hilfsmittel erstattet bekommt.
Mit einer Entscheidung wird aber auch in naher Zukunft nicht zu rechnen sein. Wie die „Berliner Zeitung“ schreibt, seien beim Landratsamt Böblingen bisher 138 Anträge auf Versorgungsleistungen eingegangen, abgeschlossen wurden davon bisher lediglich 13 Verfahren und nur in zwei Fällen habe es einen positiven Bescheid gegeben.
Bleibt als dritte Baustelle die Krankenkasse, in diesem Fall die Techniker Krankenkasse (TK). Drei Medikamente bzw. Behandlungsformen helfen Seebacher dabei, ein zumindest ansatzweise schmerzfreies Leben zu führen. Als besonders wirksam hat sich dabei Mestinon erwiesen, ein Medikament gegen autoimmunologische Muskelschwäche: „Das ist das, was mir bisher wirklich geholfen hat“, sagt Seebacher.
Das sieht die TK aber offenbar anders. Mit Schreiben vom 30. November 2023 teilte die Krankenkasse ihrer Versicherten mit, dass es „keine“ oder „keine ausreichenden Indizien“ dafür gebe, dass die Medikamente „den Krankheitsverlauf bei neuropathischen Schmerzen im konkret vorliegenden Fall spürbar positiv beeinflussen“ könnten, weshalb die hierfür anfallenden Kosten nicht weiter übernommen würden.
Wie die TK trotz anderslautender Erfahrungen der Patienten sowie der ausdrücklichen Empfehlung ihrer Ärzte zu dieser Einschätzung gelangt, wird wohl oder übel ihr Geheimnis bleiben. Die Krankenkasse beruft sich darauf, dass es „diverse Therapieansätze“ gebe, „deren Nutzen noch nicht eindeutig gesichert“ sei.
Gerade ein solcher Satz muss in den Ohren vieler Impfopfer wie blanker Hohn klingen. Bei der Zulassung der mRNA-Injektionen als sogenannte „Impfung“ hat eben diese Frage keine besonders große Rolle gespielt. Inzwischen haben Seebacher und ihr Mann eigenen Angaben zufolge mindestens 50.000 Euro aus eigener Tasche bezahlt. Ob, und wenn ja, wieviel von diesem Geld sie jemals wiedersehen werden, steht in den Sternen.
Reichlich desillusioniert zieht Erika Seebacher ein ernüchtertes Fazit: „Ich hätte nie gedacht, dass man keine Hilfe bekommt und teilweise verleumdet wird. Bis heute ist da kein Sicherheitsnetz. Für Menschen mit einem Impfschaden war nichts vorbereitet – und das ist bis heute so.“
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