Von Kai Rebmann
Für das in dieser Woche stattfindende „Montagsgespräch“ in der Evangelischen Paulusgemeinde in Halle (Saale) war mit Dr. Hans-Joachim Maaz ein prominenter Redner angekündigt. Der ehemalige Chefarzt des Diakonie-Krankenhauses und erfolgreiche Buchautor sollte zur Frage referieren, wie wir in unserem Land mit Spaltung umgehen können. Doch daraus wurde nichts! Der Kirchengemeinderat sei „von verschiedener Seite“ darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich Maaz in Medien und Publikationen in einer Weise geäußert habe, die dem „rechtsextremen Spektrum“ zuzuordnen sei. Einige seiner Äußerungen würden der am „Gebot der Nächstenliebe orientierten christlichen Grundhaltung“ widersprechen, wie es in einer Stellungnahme des Gremiums heißt.
Unseren Informationen zufolge reduzieren sich die „von verschiedener Seite“ an den Ältestenrat herangetragenen Hinweise auf das linksextreme Bündnis „Halle gegen Rechts“. Das hatte sich zuvor nämlich bereits an den Pfarrer der Gemeinde gewandt und die Absage der Veranstaltung bzw. die Ausladung des fest eingeplanten Redners „empfohlen“, wie die Gruppierung selbst mitteilt. So soll Maaz unter anderem bei „verschwörungsideologischen Versammlungen“ aufgetreten sein, womit allem Anschein nach Corona-Demonstrationen und -Spaziergänge gemeint sind. Darüber hinaus soll der Arzt und Autor das „Tragen einer Maske als Symbol der Unterwerfung“ abgelehnt haben und ein Mitunterzeichner der „Gemeinsamen Erklärung 2018“ sein, die sich gegen die illegale Masseneinwanderung wendet.
So viel Meinungsfreiheit auf einmal – noch dazu für einen Andersdenkenden – war den Akteuren von „Halle gegen Rechts“ des Guten dann doch zu viel. Schließlich ist man es in linksextremen Kreisen längst gewohnt, den Rahmen des Denk- und vor allem Sagbaren selbst abstecken zu dürfen. Also legte man dem Herrn Pfarrer eine „umfangreiche Recherche zu Maaz“ vor, in der Erwartung, dass dieser seinen Gast mit der unbequemen Meinung wieder ausladen würde. Dumm nur: Der Geistliche dachte gar nicht daran und wollte an dem „Montagsgespräch“ mit dem ursprünglich geplanten Thema und ausdrücklich auch dem dafür vorgesehenen Redner festhalten. Also zog „Halle gegen Rechts“ weiter zum Kirchengemeinderat, der unter dem Druck der Linken schließlich einknickte und den woken Bückling machte.
Untadeliger Lebenslauf und erfolgreicher Buchautor
Es ist, gelinde gesagt, befremdlich, wenn eine Kirchengemeinde einem renommierten und seit Jahrzehnten untadeligen Redner nur deshalb einen Maulkorb verpasst, weil er nach Ansicht eines Bündnisses mit klar erkennbarer ideologischer Schlagseite als „umstritten“ gilt. Halle liegt nur wenige Kilometer südlich von Magdeburg, wo die EKD der sicherlich nicht minder umstrittenen „Letzten Generation“ erst vor wenigen Wochen nicht nur ein prominentes Podium geboten hat, sondern sich im Nachgang in geradezu bigotter Weise als deren Erfüllungsgehilfin angedient hat.
Doch wer ist Dr. Hans-Joachim Maaz eigentlich? Der Psychiater war bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2008 knapp drei Jahrzehnte lang Chefarzt der Psychotherapeutischen und Psychosomatischen Klinik im Evangelischen Diakoniewerk Halle. Vor diesem fachlichen Hintergrund sollte es auch eingeordnet werden, wenn Maaz auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen zum Beispiel gewarnt hat: „Soziale Distanz tötet!“ Darüber hinaus ist der Mediziner als Buchautor tätig und hat seit Ende der 1960er Jahre unzählige Facharbeiten und -bücher veröffentlicht, unter anderem im Jahr 2020 den Titel „Das gespaltene Land. Ein Psychogramm“. Maaz wäre als Gast bei dem „Montagsgespräch“ der Paulusgemeinde also ein geradezu prädestinierter Redner gewesen. Ein Mann aus Halle, noch dazu mit langjähriger Vita im Dienst der Evangelischen Kirche und einem ausgewiesenen fachlichen Hintergrund zum avisierten Thema des Abends, dem Umgang mit der Spaltung der Gesellschaft. Doch die Linken hatten etwas dagegen, und die Kirche sprang brav über das woke Stöckchen, das man ihr hinhielt.
Gewinner des MIND Award 2022/23
Außerhalb dieser Blase scheint Hans-Joachim Maaz nämlich über jeden Zweifel erhaben zu sein. Erst im Oktober 2022 wurde der Autor noch als Gewinner des „MIND Award 2022/23“ ausgezeichnet. Die Initiatoren dieses Preises verstehen „Bildung und Mehrung von Wissen als Werkzeuge für Bewusstseinsentwicklung in einer zusammenwachsenden Welt“, wie es auf der Homepage heißt. Als Preisträger kommen demnach Personen und Organisationen in Betracht, „die ganzheitlich nachhaltig wirken“ und sich durch „ethisches Handeln und innovative (Zukunfts-)Konzepte für Mensch und Umwelt“ auszeichnen.
Über ihren aktuellen Preisträger schreiben die Macher des MIND Awards: „Die Begründung der Jury zur Preisvergabe ist vielschichtig. Denn Dr. Hans-Joachim Maaz wirkt sowohl über seine Person mit Büchern und Vorträgen individuell heilsam, als auch mit seiner Stiftung nachhaltig und sozial-kollektiv.“ Rüdiger Dahlke, Mitglied der Jury, ergänzt: „Joachim Maaz ist schon zu DDR-Zeiten als regime-kritischer Arzt nur seinem Arztsein und seiner Psychosomatik verpflichtet (gewesen) und (ist) das nun auch durch alle Krisen unserer Zeit – er ist seiner Berufung und seinem Ideal treu geblieben wie kaum ein anderer.“
Allem Anschein nach hat die Evangelische Paulusgemeinde in Halle also auf Zuruf der Linken einen Mann ausgeladen, dessen Arbeit andernorts auch ganz aktuell durchaus positiv bewertet wird. Bei dem MIND Award handelt es sich nämlich keineswegs um irgendeine Pseudo-Auszeichnung innerhalb der „rechten Szene“. Zu den Botschaftern dieses Preises gehört unter anderem Reinhold Messner. Die Südtiroler Bergsteiger-Legende saß einst für die italienischen Grünen im EU-Parlament.
Geradezu absurd klingen die letzten Zeilen der Pressemitteilung, in der die Paulusgemeinde über die Ausladung von Dr. Hans-Joachim Maaz informiert: „Das Anliegen des Abends bleibt aber dasselbe und erscheint nur umso dringlicher: Wie kann ein konstruktiver Dialog gefördert und nicht etwa unterbunden werden? Wer Interesse an dieser Frage hat, ist mit seinen Ideen und Gedanken herzlich eingeladen. Pfarrer Friedhelm Kasparick wird den Gesprächsabend moderieren.“ Besser kann man die eigene Doppelmoral kaum auf den Punkt bringen.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog. Bild: Frederic Legrand – COMEO/ShutterstockMehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de