Handelsblatt-Redakteur mit kinoreifer Maskerade bei SPD aktiv Mit angeklebtem Bart und falschem Namen – von den Genossen gedeckt

Der Revolutionär Lenin ist in Russland dafür bekannt, dass er verkleidet mit einem Bart und mit falschem Namen ins Zarenreich zurückkam. An diese Geschichte musste ich denken, als ich heute las, dass ein Kollege vom „Handelsblatt“ mit falschem Namen und mit angeklebtem Bart in der SPD aktiv war. Und somit quasi ein Doppelleben führte.

Nein, Sie haben sich nicht verlesen.

Diese Geschichte, die jeder Filmproduzent in einem Drehbuch als „überzogen“ ablehnen würde, ist Realität! Und die Quelle ist jeglicher anti-linker Umtriebe unverdächtig: Es ist der „Tagesspiegel“.

Wie es der Zufall will, kenne ich den Kollegen, um den es geht, aus gemeinsamen Moskauer Zeiten. Wir waren nie eng, eher das Gegenteil, und er fiel schon damals durch eine gewisse Exzentrik auf, die der Legende nach auch schon mal beinahe in Handgreiflichkeiten umschlug. Erst kürzlich sah ich den Kollegen auf der Instagram-Seite von Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes – den ich auch gut persönlich kenne, dazu unten eine Anekdote, bei einem gemeinsamen Interview mit dem russischen Oligarchen Michail Chodorkowski.

Mathias Brüggmann mit Matthes bei Chodorkowski in London

Dass Mathias Brüggmann bei der SPD ist, war mir schon sehr lange bekannt. Ich halte so ein parteipolitisches Engagement von Journalisten generell für bedenklich, solange sie es nicht öffentlich machen. So werden die Leser bzw. Zuschauer in die Irre geführt. So eine Irreführung durch Verschweigen ist aber gar nichts im Vergleich zu dem, was sich Mathias Brüggmann herausnahm. Und was – lassen sie es mich ganz offen sagen – die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit von Kollegen und Genossen aufwirft.

Auftritt im TV

Der „Spiegel“ beschreibt den unglaublichen Fall so: „Seit Jahren engagiert sich ein »Matthias Brückmann« im Berliner Bezirk Pankow in der SPD, er ist derzeit einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Abteilung 15 Kollwitzplatz, Winskiez, Kastanienallee. Nach einem Auftritt in der Berliner Abendschau, der regionalen Nachrichtensendung des RBB, in der »Brückmann« über die SPD-Berlin-Chefin Franziska Giffey motzte, kommt nun heraus: In Wahrheit heißt der Mann Mathias Brüggmann und ist Mitarbeiter des »Handelsblatt«. Das berichtet der »Tagesspiegel«.“

Offenbar ist ihm die Noch-Regierende Bürgermeisterin nicht links genug, weil sie statt mit den Grünen und den Ex-Kommunisten mit der CDU regieren will. Ein „Wählerschreck“ sei sie im Wahlkampf gewesen. Nun habe sie sich der CDU an den Hals geworfen und führe die Partei in den sicheren Abstieg, so Brüggmann in einer Wutrede auf einer SPD-Kreisversammlung am Samstag. Offenbar rechnete der Journalist nicht damit, dass ein kurzer Ausschnitt seines Auftritt auch im Fernsehen gesendet wird. Es sogar in die „Abendschau“ des RBB schafft und dann breite Kreise zieht. Den Auftritt sehen Sie hier (ab Minute 1.20).

In einem ursprünglichen Artikel über die Kreisversammlung fiel auch der „Tagesspiegel“ auf die Maskerade rein und zitierte „Matthias Brückmann“:

Die verschleierte Identität von »Matthias Brückmann« war in Pankower Parteikreisen seit Jahren ein offenes Geheimnis, schreibt der „Spiegel“: „Aber bis auf wenige Ausnahmen störte sich offenbar niemand groß daran.“ Laut Parteikreisen soll er den falschen Bart sogar öfter getragen haben.

Kaum zu glauben

Offen gestanden fiel mir der Kinnladen herunter, als ich das las. Der Tagesspiegel schreibt weiter: „Tatsächlich verschleiert Brückmann seit Jahren seine Identität in der SPD. Auf Fotos hält er sich im Hintergrund, er schickt E-Mails unter falschem Namen und versucht selbst auf Parteitagen unerkannt zu bleiben. 2016 votierte er als einer von nur zwei SPD-Delegierten gegen die Spitzenkandidatur von Michael Müller. Der Tagesspiegel notierte damals: ‘Eine zweite Person, die gegen Müller votierte, verschwand unmittelbar nach der Abstimmung. Sie trug einen falschen Bart. Der Mann war nicht mehr aufzufinden.‘“

Ich musste sofort an den „Felix Krull“ von Brandenburg denken: Simon Vaut, der in Potsdam für das Europaparlament kandidierte. Und dabei die Wähler und die Partei über Wohnsitz, Lebens- und Familienverhältnisse betrog. Mit einem Fake-Wohnsitz und einer Fake-Liebe. Das Haupt-Opfer – die Frau, die er als seine Partnerin ausgab – kenne ich persönlich. Wie Vaut sie betrogen, instrumentalisiert und ausgenutzt hat, ist atemberaubend. Parteifreunde rechtfertigten ihn dennoch. Und er fiel weich. Seiner Karriere tat der Skandal keinen Abbruch: Heute arbeitet er als Oberregierungsrat im Wirtschaftsministerium.

Im Parteienstaat Deutschland wird ein Genosse auch bei den schlimmsten Verfehlungen nicht einfach fallen gelassen. Solange er loyal ist und „politisch korrekt“ bleibt. Anders als gegen Thilo Sarrazin gab es gegen den Betrüger Vaut nie ein Partei-Ausschlussverfahren.

Nach der Köpenickiade von „Matthias Brückmann“ alias Mathias Brüggmann geht es im Pankower SPD-Kreisverband nun hoch her. Der „Tagesspiegel“ zitiert aus einem internen Chat, in dem ein SPD-Mann den Vorgang als „Armutszeugnis“ beschreibt. „Das ist weder ehrlich noch demokratisch, sondern betrügerisch“, zitiert das Berliner Blatt aus dem Chat. Ein anderer Genosse schrieb: „Was ich ganz großartig finde – das Maul groß aufreißen und dann (wie früher) mit falschem Bart und heute mit falschen Namen einen auf Wutbürger machen und nicht mit offenem Visier arbeiten.“ Aber es gibt auch Rückhalt, wie im Falle Vaut: „Andere SPD-Leute verwehren sich gegen diese harsche Kritik, schreiben von einer „Diffamierung“ und sogar von „Hinrichtung“, so der „Spiegel“.

Moralischer Narzissmus?

Was für eine moralische Verwahrlosung! Ich musste sofort an den Begriff „Moral-Narzissmus“ denken, den der österreichische Psychiater Raphael Bonelli geprägt hat – und zu dem ich ein Interview mit ihm geführt habe, das demnächst auf Youtube erscheinen wird. Er beschreibt unter diesem Begriff Leute, die völlig egomanisch sind und diese Egomanie damit begründen, dass sie immer die Moral auf ihrer Seite hätten.

Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes schrieb auf Anfrage des „Spiegel“, dass der Chefredaktion „das politische Amt“ von Brüggmann nicht bekannt gewesen sei. Was für eine listige Antwort! Dass Brüggmann in der SPD aktiv ist, war selbst mir gut bekannt. Dass Matthes das nicht gewusst haben soll? Oder wusste er eben nur vom „Amt“ nichts? Aber selbst dann hätte man auf die Parteizugehörigkeit transparent aufmerksam machen müssen.

Nur fürs Ausland zuständig

„Aber warum überhaupt diese kuriose Scharade?“, fragt der „Spiegel“:  Brüggmann steht als „International Correspondent“ im Impressum des „Handelsblatt“. Unter anderem war er als Auslandskorrespondent in Moskau, Brüssel und Warschau. Heute sind seine Themen vor allem Osteuropa, der arabische Raum und der Iran.

„Schließen diese Themen ein politisches Engagement auf Bezirksebene aus?“, fragt der „Spiegel“ – logischerweise. Denn das rot-grüne Kampfblatt aus Hamburg hat offenbar für jede Verfehlung Verständnis, solange sie von jemandem aus den eigenen Reihen kommt. Wehe, ein Nicht-Linker wäre mit so etwas ertappt worden. Und natürlich spielt die parteipolitische Brille auch bei Auslandsberichterstattung eine Rolle.

Pikantes Details am Rande: Obwohl Brüggmann für Außenpolitik verantwortlich war, ist er Mitglied der Bundespressekonferenz. Offiziell dürfen das nur „Parlamentskorrespondenten“ sein, die „weit überwiegend über die Bundespolitik berichten“. Doch bei Kollegen, die wie Brüggmann stramm auf rot-grüner Linie sind, nimmt die Bundespressekonferenz die eigenen Regeln nicht so genau. Beispiele gibt es zur Genüge.

Der SPD-Kreisvorsitzende Dennis Buchner beteuerte im Gespräch mit der „Morgenpost“, intern habe man die Identität von Brüggmann gekannt: „Die abgewandelte Schreibweise ‚Brückmann‘ auf Internetseiten der SPD habe er mit seiner Tätigkeit für den Arbeitgeber selbst begründet.“ Mit anderen Worten: Der Partei war die Scharade bekannt und man hat mitgespielt. Die Aussage belegt auch, dass Brüggmann die Problematik seines Partei-Engagements bewusst war und er seine Leser absichtlich täuschte.

„Handelsblatt“-Chef Matthes hat Brüggmann nun erst einmal beurlaubt.  Zudem werde eine Kommission Brüggmanns Texte untersuchen, „ob sie unserem Anspruch an redaktionelle Unabhängigkeit gerecht geworden sind“, so Matthes laut „Spiegel“.

Heuchelei in der Chefredaktion

Auch das klingt für mich nach Heuchelei. Ich habe eine Zeit lang für die „Huffington Post“ geschrieben, deren Deutschland-Chef Matthes war. Schon beim Kennenlern-Gespräch stellte er die Frage nach meiner „politischen Ausrichtung“. Und zwar wie folgt: „Schon links, oder?“ Das war offenbar Voraussetzung für die Zusammenarbeit. Ich antwortete wahrheitsgemäß und sibyllinisch, dass ich schon in jungen Jahren als „Jungsozialist“ in der SPD war. Matthes, der jetzt bei Brüggmann so überrascht tut, war zufrieden.

Als dann später auch Matthes klar wurde, dass ich nicht stramm auf seiner rot-grünen Linie bin, zog er öffentlich über mich her in den sozialen Netzwerken – Motto: „Was ist nur aus Reitschuster geworden“.

Über die moralische Verwahrlosung und die Doppelmoral unseres polit-medialen Komplexes könnte man ganze Bücher schreiben.

Die für mich drängendste Frage im Fall Brüggmann ist: Wie kann man nur so dumm sein? Wie konnten die Genossen das alles stillschweigend hinnehmen? Wie stark muss der moralische Kompass verstellt sein, und für wie dumm muss man in den Parteizirkeln und in Chefredaktionen die Leser halten?

Ich kenne die Antwort nicht. Aber ich fürchte, sie würde die Menschen verunsichern, wie es einst der damalige Innenminister Thomas de Maizière sagte.

Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rot-grünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich mache trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiterzumachen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!

Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

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Lauterbach entlarvt: Was er von anderen fordert, lässt er sich nicht gelten.

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Bild:  Instagramm/Screenshot/Matthias Matthes / Screenshot Abendschau

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