Hotel am Flughafen Frankfurt macht dicht – 130 Flüchtlinge ziehen ein Schwere Vorwürfe gegen Kreis und Stadt

Von Kai Rebmann

Wer das „Best Western Soibelmanns Frankfurt Airport“ in eine bekannte Suchmaschine eingibt, dem wird anhand der angezeigten Ergebnisse auf den ersten Blick nicht Ungewöhnliches auffallen. Selbst die Verfügbarkeit an frei wählbaren Terminen kann scheinbar noch geprüft werden. Tatsächlich aber hat das in Groß-Gerau gelegene Hotel seine Pforten am 31. Mai 2024 geschlossen, Touristen und Geschäftsleute werden dort künftig nicht mehr übernachten.

Wie schon in so vielen Fällen vorher soll auch die unweit des Flughafens gelegene Herberge zur Flüchtlingsunterkunft umgewidmet werden. Die aus 25 Mitarbeitern bestehende Belegschaft wurde von der Entwicklung offenbar vollkommen überrumpelt und steht quasi über Nacht auf der Straße. Offiziell, so heißt es, sei das bisher zur Best-Western-Gruppe gehörende Hotel „aus Altersgründen“ verkauft worden.

Erdal Kasarca kann damit nur wenig anfangen. Der bisherige Manager des Hotels argwöhnt gegenüber dem lokalen „echo-online“, dass der aus seiner Sicht plötzliche Verkauf aus ganz anderen Gründen erfolgt sein dürfte. Hinter dem neuen Eigentümer stehe ein koreanischer Investor und dieser habe einen „maximalen Kaufpreis“ angeboten. Bereits im Vorfeld sei dem Käufer „signalisiert worden“, dass es bei einer zu beantragenden Nutzungsänderung keine Probleme geben werde.

Touristen und Geschäftsreisende raus, Flüchtlinge rein

Nur auf dieser Grundlage sei „der Deal zustande gekommen“, womit Kasarca letztlich die Umwidmung zur Unterkunft für rund 130 Flüchtlinge meint. „Zutiefst enttäuscht“ zeigt sich der Mann insbesondere vom Verhalten von Kreis und Stadt Groß-Gerau. Er habe zwar Verständnis dafür, dass „Flüchtlinge irgendwo untergebracht werden“ müssten, dennoch habe er sich eine andere Lösung gewünscht und eine solche auch selbst ins Spiel gebracht.

Anstatt dafür „unser gutgehendes, am Markt etabliertes Hotel“ zu nutzen, hatte Kasarca eine unweit gelegene und seit Jahren im Rohbau befindliche Immobilie als alternativen Standort für die geplante Flüchtlingsunterkunft vorgeschlagen: „Diese Gebäude hätte man einfach umfunktionieren können, und es hätte keinerlei Nachteile für irgendjemanden gehabt.“

Doch mit dieser Idee stieß der Hotel-Manager beim zuständigen Landrat Thomas Will (SPD) ebenso auf taube Ohren wie mit den weiteren Gliedern seiner Argumentationskette. Durch den Verkauf und die damit verbundene Umwidmung würden die 25 Mitarbeiter „im Alter zwischen 30 und kurz vor der Rente“ arbeitslos, wie Kasarca dem Landrat bereits am 19. März 2024 per E-Mail mitgeteilt hat. Einen entsprechenden Domino-Effekt befürchtet der Direktor zudem bei zahlreichen Lieferanten aus der Umgebung, die jetzt einen wichtigen Kunden verloren hätten, weshalb es auch dort zu einem Stellenabbau kommen könne.

Belegschaft sieht sich vor vollendete Tatsachen gestellt

Zu dieser Zeit – Mitte März – waren der Verkauf des Hotels sowie die künftige Nutzung der Immobilie als Flüchtlingsunterkunft aber ganz offensichtlich ohnehin schon beschlossene Sache, zumindest hinter den Kulissen. Denn nur gut eine Woche später hatten die bisherigen Mitarbeiter ihre Kündigungen per Ende Mai 2024 im Briefkasten.

Praktisch zeitgleich kam die Antwort aus dem Landratsamt – die von gravierenden Unzulänglichkeiten bei der Kommunikation zwischen den Beteiligten zeugt. In dem Schreiben heißt es, der neue Eigentümer habe versichert, „alle Mitarbeitenden bei einem Neujahrsempfang über die künftige Ausrichtung des Betriebs informiert und ihnen Unterstützung bei der Suche nach neuen Jobs – auch innerhalb seiner eigenen Kette – angeboten zu haben“. Daher sei man von einem Erhalt der Arbeitsplätze ausgegangen.

Dumm nur: Kasarca und seine bisherigen Mitarbeiter wissen nach eigener Darstellung weder etwas von einem Neujahrsempfang und noch weniger von einer Vorstellung der künftigen Pläne oder den behaupteten Jobangeboten. Das entspreche „nicht der Wahrheit“, bekräftigt der Ex-Manager.

Inzwischen scheint das Tischtuch zwischen dem neuen Eigentümer und der bisherigen Belegschaft ohnehin zerschnitten. Letztere sah sich vor vollendete Tatsachen gestellt, weshalb Kasarca auch das Angebot eines Gesprächs zwischen allen Beteiligten seitens der Politik ausgeschlagen hat: „Mit den Verantwortlichen des Kreises hätte ich mich gerne ausgetaucht, den neuen Eigentümer dabei aber nicht gebraucht. Wir sind jetzt alle arbeitslos und können nicht verstehen, dass Kreis und Stadt der erforderlichen Nutzungsänderung, die offenbar Voraussetzung dafür war, dass der Verkauf überhaupt zustande kam, zugestimmt haben.“

Ein fader Beigeschmack bleibt also in jedem Fall, auch wenn Kasarca ein Gespräch, das er im Januar mit dem damals frisch gewählten Bürgermeister Jörg Rüddenklau (SPD) geführt hatte, heute böse in den Ohren klingt. Der neue Rathaus-Chef habe damals „beiläufig“ erwähnt, dass das Best-Western-Hotel in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden solle. Er habe das damals nicht ernstgenommen, so Kasarca, „weil das ja gar nicht möglich sein konnte“. Ja, so kann man sich ganz offensichtlich täuschen…

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock, Symbolbild

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