Impfpflicht verschärft Hebammen-Notstand in Bayern In Forchheim dürfen Kinder nur noch werktags auf die Welt kommen

Von Kai Rebmann

Die von der Bundesregierung auf Gedeih und Verderb durchgepeitschte Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen führt in der täglichen Praxis zu immer größeren Problemen. Viele Krankenhäuser, Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen klagen nicht erst seit der Einführung der umstrittenen sektoralen Impfpflicht über massive Personalnot, aber seit März 2022 hat sich die Lage vielerorts dramatisch verschärft. Auch reitschuster.de musste in den vergangenen Wochen wiederholt über die praktischen Auswirkungen dieser rein politisch motivierten Zwangsmaßnahme berichten. Eines der wohl kuriosesten, gleichzeitig aber auch alarmierendsten Beispiele erreichte uns jetzt aber aus dem Klinikum Forchheim. Wo andernorts aufgrund des Personalmangels „nur“ planbare Operationen verschoben werden müssen, dürfen in der wenige Kilometer nördlich von Nürnberg gelegenen Kleinstadt ab sofort keine Kinder mehr an den Wochenenden auf die Welt kommen.

Wegen der Impfpflicht im Gesundheitswesen hätten innerhalb kurzer Zeit zwei Hebammen gekündigt, wie die Klinikleitung in einem Presseschreiben mitteilt. „Diesen Schwund können wir aufgrund von Krankheit und Urlaub nicht so schnell kompensieren“, erfährt der Leser weiter. Daher müsse der Kreißsaal der Entbindungsstation mit sofortiger Wirkung bis Mitte September an den Wochenenden geschlossen bleiben und Schwangere zur Entbindung ihrer Kinder umliegende Krankenhäuser ansteuern. Mit anderen Worten: Die sektorale Impfpflicht hat in Forchheim dazu geführt, dass die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nicht mehr durchgängig gewährleistet werden kann. Das Klinikum räumt in seinem Schreiben ausdrücklich ein, dass diese „personelle Notsituation“ auf die Kündigung der beiden jüngst ausgeschiedenen ungeimpften Hebammen zurückzuführen sei.

Hebammen fehlen in Bayern an allen Ecken und Enden

Dabei ist der Hebammen-Notstand in Bayern, und wohl nicht nur dort und auch nicht nur in diesem Bereich des Gesundheitswesens, eine nicht erst seit gestern bzw. seit Einführung der sektoralen Impfpflicht bekannte Tatsache. Bereits am 3. Februar 2022 berichtete BR24 in seiner Online-Ausgabe von Schwangeren und ihrer oft verzweifelten Suche nach Geburtshelferinnen sowie aus dem Alltag einer Hebamme. Demnach ist es keine Seltenheit, dass werdende Mütter Dutzende Hebammen abtelefonieren müssen, um danach erst noch ohne eine Fachkraft dazustehen, die sie vor, während und nach der Geburt betreut. Auf der anderen Seite stehen überarbeitete und chronisch unterbezahlte Hebammen, wie am Beispiel einer Geburtshelferin aus München verdeutlicht wurde.

Sie habe 14 Monate am Stück jeweils sieben Tage durchgearbeitet, ehe sie sich selbst eine Auszeit verordnet habe, wie die Hebamme Tine Lemmer gegenüber BR24 berichtete. Genau hinhören sollten alle Volksvertreter in München und Berlin, was die Fachfrau über Corona und den politischen Umgang damit zu sagen hat. Das Virus habe alles noch schlimmer gemacht, Kolleginnen seien erkrankt und ausgefallen, „corona-positiv getestete“ Schwangere hätten nicht besucht werden dürfen und mussten stattdessen per Video-Call betreut werden. Dazu hätte ihr das ständige Masketragen bei Entbindungen und Hausbesuchen zu schaffen gemacht, so Lemmer.

Und auch solche Zustände, wie sie jetzt aus Forchheim gemeldet werden, waren absehbar, zumindest wenn Bayerns König Markus I. zur Abwechslung mal auf den Rat von Leuten aus der Praxis gehört hätte. Mechthild Hofner, Vorsitzende des Bayerischen Hebammenverbandes und seit 35 Jahren im Beruf tätig, prophezeite gegenüber BR24 im Falle der Einführung der sektoralen Impfpflicht einen wahren Exodus aus dem Berufsstand: „Die Reaktionen der Hebammen sind ängstlich, panisch, besorgt oder frustriert. Es gibt sicherlich Hebammen, die dann aus dem Beruf aussteigen. Dabei brauchen wir jede einzelne Hebamme. Das würde das Fass zum Überlaufen bringen.“

Staatliche Hilfsprogramme für Hebammen laufen ins Leere

Die Landesregierung hatte aber eine aus ihrer Sicht viel bessere Idee. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) will Hebammen mit einem Bonus in Höhe von 1.000 Euro für freiberufliche Hebammen locken, niedergelassene Hebammen sollen sogar 5.000 Euro bekommen. Problem: Geld bringt keine Kinder zur Welt!

Was mittel- bis langfristig vielleicht ein erster Schritt in die richtige Richtung sein könnte, löst nicht die kurzfristigen und selbst verursachten bzw. verschärften Probleme. Wenn sich schon ein so regierungsfreundliches Medium wie der Bayerische Rundfunk derart kritisch zu Wort meldet, dann sollte das doch sehr zu denken geben. Ein Aussetzen der sektoralen Impfpflicht in Bayern und am besten ganz Deutschland würde quasi über Nacht Hunderte von offenbar dringend benötigten Hebammen in den Beruf zurückzuholen, der für viele von ihnen im Laufe der Jahre zur Berufung geworden ist.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock
Text: kr

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