Indoktrinierung rechnet sich Ein Unternehmen versucht, Mieter zum Autoverzicht zu zwingen

"Von Ekaterina Quehl

Wer sind die Profiteure der Indoktrinierung? Dass man sie für Bürgererziehung nutzt, ist allgemein bekannt. Dass der Staat dafür unterschiedliche Formate in den Medien, Schulen, Universitäten und Unternehmen fördert, braucht man an dieser Stelle auch nicht zusätzlich zu erläutern. Aber dass Unternehmer ihre Kunden für eine bestimmte Idee sensibilisieren wollen – nicht, weil sie selbst daran glauben, sondern, weil sie dadurch eine Nachfrage generieren, bleibt als Geschäftsmodell eher unter dem Radar.

Spätestens seit der Corona-Zeit liegt es aber auf der Hand, dass so manche 2G- und 3G-Auflagen nicht unbedingt mit dem Glauben der Entscheidungsträger an deren Wirkung zu tun hatten, sondern vielmehr an deren wirtschaftlichen Potenzialen. Und die vielen absurden und sinnlosen Corona-Maßnahmen nur deshalb durchgesetzt wurden, weil millionenschwere Deals dahintersteckten.

Als ein Sowjetkind, das in der Biosphäre von 1-Mai-Demos und Pioniergruß aufgewachsen ist, muss ich aber – jedes Mal, wenn ich hierzulande von den Gefahren des Klimawandels oder von den „bösen Rechten“ höre – fast reflexartig daran denken, dass Menschen, die uns vor diesen Gefahren warnen, sie selbst für real halten. Sei es die baldige Apokalypse wegen des Klimawandels, wenn Deutschland nicht sofort auf Elektromobilität umsteigt, oder die magische Wirkung der Maskenpflicht in einer Fußgängerzone zwischen 13 und 14 Uhr an Werktagen gegen Covid. Oder auch die feste Überzeugung, dass Männer Kinder bekommen können, wenn sie nur fest daran glauben.

Und genauso reflexartig habe ich reagiert, als ich den Bild-Artikel „Pkw-Verbot im Neubaugebiet: Hier dürfen Sie nur einziehen, wenn Sie kein Auto haben“ las. „Das städtische Wohnungsunternehmen Saga aus Hamburg will in einer Neubausiedlung Wohnungen nur vermieten, wenn die Interessenten sich per Vertrag dazu verpflichten, kein Auto zu haben.“ Laut dem Unternehmen richte sich das Mietangebot an diejenigen, die „aus Überzeugung“ auf einen eigenen Pkw verzichten.

Erstaunt dachte ich, wie tief das Unternehmen versucht, in die Privatsphäre ihrer Kunden zu greifen und sie zu erziehen. Doch ich lag falsch. Erst in den letzten zwei Absätzen des Artikels wird offenbar der eigentliche Grund der Maßnahme von Saga erläutert, was mich auf das Thema dieses Beitrags bringt: Moralische Inszenierung wirtschaftlicher Interessen:

„Das Grundstück gehörte vorher dem stadteigenen Projektentwickler IBA Hamburg GmbH. Sie hatte das Areal an die Saga verkauft, angeblich mit der Verpflichtung, dort nur Mieter ohne Auto aufzunehmen. Das streitet die IBA ab. Deren Sprecher Arne von Maydell sagte zu BILD, die Saga habe schlicht keine Tiefgarage bauen wollen.“

Inzwischen hat das Unternehmen aufgrund von zahlreichen empörten Reaktionen die Aufforderung zurückgenommen:

„Moin. Danke für die rege Diskussion. Wir haben gestern entschieden, die Ausgestaltung von Mietverträgen und hier den expliziten Verzicht auf einen PKW-Besitz nochmals zu prüfen. Wir werden uns diesbezüglich auch mit der IBA Hamburg als Grundstücksverkäuferin über ggf. bestehende Gestaltungsalternativen austauschen.“

Saga Unternehmen versuchte also, ein ökonomisches Problem ideologisch umzudeuten und aus einer Sparmaßnahme ein Überzeugungsprojekt für ihre Kunden zu konstruieren.

Das ist nur ein kleines Beispiel. Doch wie viele gibt es noch? Wie viele von den ganzen achso notwendigen Maßnahmen in den Bereichen Klima, Corona, Migration, Diversity etc. haben in Wahrheit schlicht einen wirtschaftlichen Zweck?

Eine Nachfrage ist viel einfacher zu generieren, wenn man den Kunden nicht davon überzeugen muss, dass er das Produkt braucht, sondern dass es seine Pflicht ist, das Produkt zu erwerben. Und wenn es um große Unternehmen wie Immobilienkonzerne, Pharmaunternehmen, IT-Anbieter und Energiebauunternehmen geht, die über die Ressourcen verfügen, zu forschen, Studien durchzuführen, Stiftungen und Agenturen zu eröffnen, öffentlich wirksam aufzutreten, dann ist deren enge Zusammenarbeit mit der Politik unausweichlich. Wird sie damit zum Treiber der moralischen Aufladung wirtschaftlich motivierter Maßnahmen?

CO₂-Reduktion wird durch Abgaben, Emissionshandel und Umlagen umgesetzt. Hausbesitzer müssen enorme Kosten tragen, um ihre Häuser nach der geltenden Rechtslage entsprechend „klimagerecht“ zu bauen oder zu sanieren.

Während der Corona-Zeit waren es Testnachweise, Maskenpflichten, und Impfkampagnen: All das schuf ebenfalls einen neuen Markt mit gigantischer garantierter Nachfrage durch die moralische Verpflichtung der Bürger, sich an die Auflagen zu halten.

Die ganze „Diversity-Branche“ ist ein Markt für sich. Verpflichtende Schulungen in Unternehmen, NGO-Förderungen, Marketing-Kampagnen, Pride-Angebote für LGBT in der Modebranche etc. – warum nicht? Man muss die Gesellschaft nur davon überzeugen, dass es 72 Geschlechter gibt.

Dabei bleibt dem Bürger praktisch nichts anderes übrig, als „Konsument“ in solchen Märkten zu agieren. Denn wenn er eine Maßnahme nicht akzeptiert, einen bestimmten Meinungstrend nicht teilt, ein „Produkt“ nicht kauft, würde es heißen, dass er ein moralisches Ziel kritisiert.

So wird die Verantwortung individualisiert, aber die Entscheidungen werden zentral getroffen. Wie im Fall von Saga wird der Mietvertrag zum Gesinnungstest.

Während meiner Kindheit hat die Lehrerin, die uns über die schöne sowjetische Zukunft erzählte, wenigstens selbst daran geglaubt. Glauben hierzulande die größten Moral-Prediger selbst an ihre Predigten? Oder reicht ihnen schon ein gesicherter Profit?

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Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.

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