Insolvenzwelle rollt weiter: Deutschland, eine Industrienation am Abgrund Oder: Warum schaffen andere die Trendwende - und wir nicht?

Von Kai Rebmann

Deutschland auf dem Weg von der Industrienation und dem Inbegriff des Wirtschaftswunders zum Pleitegeier Europas. Unter diesem Tenor berichtet der Mainstream in diesen Tagen – wieder einmal – über die nicht enden wollende Insolvenzwelle, die die Unternehmen zwischen Küste und Alpen seit nunmehr drei Jahren heimsucht. Auch im Februar 2025 ist die Zahl der bei den Amtsgerichten gestellten Anträge im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder um 12,1 Prozent und damit im zweistelligen Bereich gestiegen. Glaubt man den Kollegen, sind daran vor allem – neben dem Ukraine-Krieg natürlich – die sogenannten „Nachholeffekte der Corona-Krise“ schuld.

Doch was ist dran an diesem Narrativ, das nicht zuletzt auch von den Verantwortlichen aus der Politik immer wieder bemüht wird? Weshalb geht es den Unternehmen in anderen Ländern deutlich besser, obwohl diese mit denselben oben genannten Grundvoraussetzungen zu kämpfen haben? Und wie sieht der Ausblick auf die kommenden Jahre nicht zuletzt mit Blick auf das Billionen-Schuldenpaket von Union, SPD und Grünen aus?

Die Fakten: Deutschland meldete im Jahr 2024 insgesamt 21.812 Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens durch Unternehmen und verzeichnete damit das dritte Jahr in Folge einen Anstieg gegenüber dem jeweiligen Vorjahr (2021: 14.130; 2022: 14.660; 2023: 18.020). Zuletzt lagen die Zuwachsraten damit bei 22,9 Prozent (2023) beziehungsweise 22,4 Prozent (2024) und damit deutlich höher als in vielen unserer Nachbarländer. Im europäischen Durchschnitt belegt Deutschland damit nur noch einen Platz im hinteren Mittelfeld, während selbst einstige Sorgenkinder wie Spanien oder Portugal zuletzt wieder weniger Insolvenzen gemeldet, die Trendwende also offensichtlich bereits geschafft haben.

Da Corona und Ukraine-Krieg als in ganz Europa allgemeingültige Faktoren und angebliche Gründe für die Insolvenzwelle allem Anschein nach also nicht herhalten können, richten wir den Blick auf die Herzkammer der deutschen Wirtschaft, sprich den Mittelstand und das Handwerk. Dort hat man ganz andere Sorgen als die Brennpunkte das verheerende Krisenmanagement der Corona-Jahre oder Putins Träume von einer Sowjetunion 2.0. Wer sich in Bäckereien, Metzgereien oder ähnlichen Betrieben umhört, der erfährt vom Fachkräftemangel, überbordender Bürokratie, horrenden Energiepreisen oder ganz allgemein explodierenden Fixkosten.

Wahrnehmung von Politik und Medien geht an Realität vorbei

All das sind Probleme und Hürden, die nicht nur hausgemacht sind, sondern Deutschland auch ganz grundlegend von seinen Nachbarn unterscheiden. Keine andere Regierung kam auf die Idee, inmitten einer der größten Energiekrisen – die übrigens ebenfalls hausgemacht war und ist – die letzten drei (!) noch verbliebenen Atomkraftwerke ohne Not auszuschalten. Nirgends gibt es eine derart komfortable Hängematte, die hierzulande als „Bürgergeld“ etikettiert ist, die das allmorgendliche Aufstehen in vielen Fällen zu einem entbehrlichen Übel werden ließ und lässt. In kaum einem anderen Land müssen einfache Handwerksmeister praktisch jeden ihrer Handgriffe nach Punkt und Komma dokumentieren und dafür einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit opfern.

Aber Hoffnung nahte, mit der Bundestagswahl und dem Sieg der Union sollte alles besser werden. Bald-Kanzler Friedrich Merz (CDU) versprach Bürokratie-Abbau im großen Stil, klare Steuerung der Migration (Zurückweisungen bei Asyl, Anreize für qualifizierte Zuwanderung) und eine Abkehr vom Bürgergeld.

Doch allzu schnell zeigte sich – es waren wieder nur die üblichen Worthülsen eines politischen Umfallers, der sich auf der Zielgeraden wähnt, sich seinen Lebenstraum von der Kanzlerschaft zu erfüllen. Die Union ließ und lässt sich von SPD und Grünen praktisch alles in Sondierungspapiere, Koalitionsverträge oder das Schuldenpaket diktieren, was diese wollen. Spötter unken schon, die Grünen hätten in einer Nachtverhandlung mit Friedrich Merz mehr für ihr Klientel erreicht als in drei Jahren Ampel-Regierung. Eine wie auch immer geartete Handschrift der Union, die im neuen Bundestag so stark ist, wie SPD und Grüne zusammen, ist jedenfalls schon jetzt nicht mehr zu erkennen – und die wirklich harten Verhandlungen mit den Sozialdemokraten haben noch nicht einmal begonnen.

Statt so dringend notwendiger Sofortmaßnahmen für den Bürokratie-Abbau setzte die SPD in rekordverdächtigem Tempo einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde spätestens ab 2026 durch – reines Gift für die Wirtschaft im Allgemeinen und das Handwerk im Speziellen. Die Zeche in Form einer sich weiter nach oben drehenden Inflationsspirale werden einmal mehr die Verbraucher zahlen.

Experten mit wenig Hoffnung auf Besserung

Klar ist: Der Mindestlohn wirkt sich nicht nur im untersten Segment aus, er lässt auch die Löhne in allen anderen Segmenten entsprechend steigen. Tobias Exner, Bäckermeister und Vorsitzender des Berufsverbands Berlin-Brandenburg, fasst die logische Folge gegenüber der „Bild“ in einer einfachen rhetorischen Frage zusammen: „Den höheren Mindestlohn zahlen die Kunden. Wo soll das Geld sonst herkommen?“ Schon heute verschwinden traditionelle Betriebe in kaum einer Branche schneller und häufiger von der Bildfläche als im Bäckerhandwerk. Die Politik der sogenannten „Großen Koalition“ wird diesen Trend wohl eher noch befeuern als umkehren.

Ähnliches gilt für die Unternehmer in der Gastronomie, denen im Wahlkampf eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent versprochen wurde, um einem am stärksten von der Insolvenzwelle der vergangenen Jahre betroffenen Bereiche unter die Arme zu greifen. Doch die Betreiber von Restaurants, Bars und Hotels ahnen wohl schon jetzt: daraus wird in Zeiten von historischen Rekord-Schulden und damit einhergehenden Sparzwängen nichts! Friedrich Merz wird auch dieses Versprechen kurzerhand wieder einkassieren und auf dem Altar seiner Kanzlerschaft opfern.

Statt auf „wachstumswirksame strukturelle Reformen“ und einem deutlichen „Rückbau der Bürokratie sowie spürbare Entlastungen bei Energiekosten und Steuern“, wie sie Volker Treier, Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer zuletzt gegenüber „t-online“ als oberste Maxime bei den gerade begonnenen Koalitionsverhandlungen einforderte, wird sich die hiesige Wirtschaft also auf weitere Jahre der Entbehrung einstellen müssen.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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