Kampf für Buch-Hygiene – „Zensur zu mühsam“ Bizarre Posse entlarvt deutsche Aufregungskultur

Angesichts der Erregungs-Kultur, die heute in Deutschland herrscht, muss ich immer öfter an eine alte Anekdote denken. Zu längst vergangenen Zeiten, als das öffentliche Baden in leichter Kleidung noch ein Skandal war, beschwerte sich eine besonders „züchtige“ Anwohnerin bei der Polizei, dass die neue Badeanstalt nicht gut genug abgeschirmt sei und man die Szenen der „Unzucht“ (gemeint war eben dieses Baden ohne zugeknüpft zu sein) von außen einsehen könne. Die Polizei führte eine Prüfung durch und kam zu dem Schluss, dass alle Zäune dicht waren und man nichts sehen konnte von außen. Die „züchtige“ Anwohnerin führte die Beamten daraufhin zu einem Zaun in Baumnähe und sagte in aufrichtiger Empörung: „Wenn man auf diesen Baum hinaufklettert, kann man die ganze Unzucht ungehindert sehen!“

An diese Anekdote musste ich denken, als ich Berichte über eine besonders „züchtige“ (neudeutsch: rotgrünwoke) Buchhändlerin las, die in ihrem Laden höchsten Wert auf ideologische Reinheit legt. Wo kämen wir da auch hin, wenn Menschen auf die Idee kämen, das Falsche zu lesen? Oder wenn gar Bücher mit anderen Meinungen im Regal stünden?

Aber es geht noch weiter: Danny und Sarah Lutzemann, die in Halle eine „diverse Buchhandlung“ betreiben, stellen das Motto ihres Betriebes auf den Kopf, indem sie zeigen, dass sie eben keine „diversen“ Meinungen ertragen, sondern nur die eigene. Das woke Portal „buzzfeed“ schreibt über die Buchhandlung der beiden: „Ein Ort, an dem es nur Literatur weiblicher, inter- und nicht-binärer Autor:innen geben soll. Im Laden klappt das. Im Online-Shop dagegen müssen die beiden ständig aufpassen, nicht aus Versehen rechte oder rassistische Literatur zu verkaufen.“

Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Das steht da tatsächlich so. Und früher altehrwürdige Medien wie der „Münchner Merkur“ übernehmen es wortwörtlich. Das „Problem“: „Die Lutzemanns nutzen wie viele kleine Buchhandlungen in Deutschland einen sogenannten ‚White-Label-Shop‘ des Großhändlers Libri für ihr Online-Geschäft. Quasi ein ‚gemieteter‘ Online-Shop, der sich in die Website der Buchhandlung nahtlos einfügt. Über ihn können Kund:innen aber nicht nur das Kohsie-Sortiment bestellen, sondern alle Bücher, die Libri vertreibt. Dazu gehören standardmäßig auch Bücher menschenfeindlicher und rechtsradikaler Verlage. Sie tauchen Seite an Seite mit dem Angebot der Buchhandlung aus Halle auf.“

Pervertierung der Begriffe

Gemeint sind damit Bücher von Verlagen wie der „Jungen Freiheit“, die in meinen Augen heute das ist, was früher die „Frankfurter Allgemeine“ war: ein konservatives Qualitätsblatt. Buzzfeed, Münchner Merkur & Co. ergehen sich im Mitleid für die „woken“ Buchhändlerinnen, die ihre Ideologie nun quasi zur ach so mühsamen Zensurarbeit zwingt: „In ihrem Libri-Online-Shop müssen Danny und Sarah Lutzemann jedes Buch rechter Verlage in mühevoller Arbeit einzeln sperren.“

Gleichzeitig empört sich Buzzfeed gemeinsam mit den Buchhändlerinnen darüber, dass Libri trotz einschlägiger Beschwerden nicht bereit ist, von sich aus „falsche“ Bücher aus dem Programm zu streichen und sich – so was politisch Unkorrektes aber auch – auf die Meinungsfreiheit beruft. Verkauft wird der entsprechende Artikel dann auch noch als investigative Recherche: „BuzzFeed deckt ein verstecktes Problem im deutschen Buchhandel auf. Die deutsche Buchbranche hat ein Problem mit rechter Literatur. Das belegen Recherchen von BuzzFeed News DE und zwei Buchhändler:innen aus Halle.“

Bitter beklagt sich Autorin Jana Stäbener in dem Stück, dass Libri die Zensurarbeit erschwere, indem es nicht erlaube, ganze Verlage zu sperren, also zu eliminieren. „Bisher drücke sich die ganze Buchbranche nämlich davor, rechten Verlagen die Stirn zu bieten“, so die Klage der diversen Buchhändler. Sie sehen ihre Branche also als Wahrheitsministerium, das zu entscheiden hat, was der Normalbürger lesen darf und was nicht.

Weiter Begriff

Bequemerweise wird alles, was nicht ins eigene Weltbild passt, als „menschenfeindlich“ diffamiert. Wo der Begriff beginnt, ist in dem Artikel nachzulesen: „Menschenfeindlich ist auch die Aussage ‚Nur zwei biologische Geschlechter‘, denn sie befeuert Hass in unserer Gesellschaft.“ Nicht „menschenfeindlich“ sind für die diversen Buchhändler dagegen offenbar die Positionen der Terrororganisation „Hamas“ – für die zeigten sie dagegen Sympathien, so die Kritiker. Solidarität mit Mördern und Hass auf Konservative?

Die gesamte Posse wäre zum Lachen, wenn sie nicht so traurig und so typisch für den Ideologie-Wahnsinn in Deutschland wäre (und nur deshalb greife ich sie auf, denn mein Vorsatz ist ja, nicht mehr jeden woken Unsinn zu dokumentieren). Die vermeintlichen Vorkämpfer gegen „Rechts“ merken gar nicht, wie sehr sie genau dem ähneln, was sie zu bekämpfen glauben. Denn in wessen Tradition steht es, für eine „Sauberkeit“ von Büchern zu kämpfen, für politische „Reinheit“ und „Hygiene“, und „falsche“ Meinungen und Bücher verbieten (und damit vernichten) zu wollen.

Sie halten sich selbst für die „Guten“ und glauben, deshalb sei gegen die „Bösen“ alles erlaubt. Sie haben nicht aus der Geschichte gelernt. Die zeigt: Die schlimmsten politischen Verbrechen entsprangen dem (Irr-)Glauben, für das vermeintlich „Gute“ gegen das vermeintlich „Böse“ zu kämpfen.

Gruselig, wie die Ungeister aus der Geschichte heute in neuem Gewand und mit neuer Lackierung toben. Die beiden Buchhändlerinnen und die Kollegen von Buzzfeed hätten in diversen Epochen unserer Vergangenheit große Karrieren machen können. Ich kann sie mir lebhaft in den Reihen der Inquisition vorstellen – und auch in diversen Uniformen, die ich hier lieber nicht beschreibe. Der Typus ist offenbar immer der Gleiche – nur die äußeren Umstände und Verkleidungen ändern sich.

Nach meiner Operation muss ich meine Arbeit ruhiger angehen. Dazu haben mich die Ärzte eindringlich aufgefordert. Und ich glaube, das bin ich meinen Nächsten, meinem Team und auch Ihnen schuldig. Umso mehr bin ich Ihnen dankbar für Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, weiterzumachen! Und sie gibt mir die Sicherheit, mich ein wenig zurücklehnen zu können zur Genesung. Auf dass wir noch ein langes Miteinander vor uns haben! Herzlichen Dank!

Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.

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Mein ganz persönliches Osterwunder – was ich erlebt habe, hat mein Leben auf den Kopf gestellt.

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