Kinderfasching 2022: Bizarre Kostümregeln für Kleinkinder Abstruse Auswüchse des Woke-Wahnsinns

Von Daniel Weinmann

Die Diskussion ist nicht neu: Wie darf sich ein Kind zu Fasching verkleiden? Womit könnte es möglicherweise die Gefühle anderer verletzen – und wo beginnt die Political Correctness? Schon im März 2019 hatte eine Hamburger Kita ihren Kindern das Tragen von Indianer-Kostümen beim Fasching verboten. Der Grund: Die bunte Verkleidung sei diskriminierend.

„Ich möchte Sie bitten, gemeinsam mit Ihren Kindern bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden”, hatte die Kita den Eltern im Vorfeld der Veranstaltung schriftlich mitgeteilt. Man würde eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung verfolgen und das gelte eben auch an Karneval.

Wer glaubt, dass dies eine einmalige Übertreibung der Woke-Bewegung war, die sich die exzessive Wachsamkeit gegenüber Rassismus, Chauvinismus, Patriarchalismus, Sexismus und Geschlechtsneutralität auf die Fahnen geschrieben hat, wird dieser Tage eines Besseren belehrt.

Karotte oder Spiegelei als unverdächtige Verkleidung

In der Theodor-Haubach-Grundschule in Hamburg-Altona wurde kürzlich in einem Elternbrief aufgezeigt, welche Kostüme nicht gehen. Auch hier verweist die Schulleitung darauf, dass keine Stereotype bedient werden dürfen, die diskriminierten könnten. „Wir wollen, dass wir die Überzeichnung zahlreicher Ethnien vermeiden und geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen aufheben“, hieß es darin. Neben dem beliebten Indianerkostüm sind nach dieser Lesart auch Prinzessinnen-Kostüme verboten, weil sie das Mann-Frau-Stereotyp bedienen.

Den Alternativvorschlag der Schule dürften die meisten Kinder bestenfalls mit einem gelangweilten Lächeln quittieren: Sie könnten sich ja zum Beispiel als Karotte oder Spiegelei verkleiden, lautete die Empfehlung. Beides sind Verkleidungen, die die Kriterien Geschlechts- und Kulturneutralität erfüllen.

Fragt sich, ob sich irgendein ‚Vertreter eines indigenen Volkes Amerikas‘ (um nicht das herabsetzende I-Wort zu verwenden) diskriminiert fühlt, weil vierjährige Jungen und Mädchen mit Federschmuck verkleidet durch eine Kita hüpfen? Kaum vorstellbar, dass die Kleinen jemanden kränken wollen. Umso unwürdiger ist es, ihnen trotzdem ihren Spaß zu nehmen.

Um die Kleinen mit Blick auf mögliche Verkleidungen wokegemäß zu begeistern, bedarf es eines Paradigmenwechsels. Hier der Versuch einer Deutung:

Seeräuber stehen für eine raue Männerwelt, auch wenn Anne Bonny zusammen mit ihrer Freundin Mary Read als abenteuerliches Piraten-Frauenpaar in die Legende eingingen. Heißt: Wer seinen Junior als Seeräuber zum Fasching schickt, riskiert schiefe Blicke.

Ritter verkörpern Chauvinismus in Reinstkultur

Gleiches gilt für Kostüme aus der patriarchalisch geprägten Zirkuswelt. Hier sind es nämlich die Herren der Schöpfung, die Löwen bändigen und muskelbepackt Gewichte heben – während Frauen häufig in die Luft geworfen werden. Korrekt wäre vor diesem Hintergrund eine Verkleidung als Tier oder als trauriger Clown.

Als der seit vielen Jahren so beliebte Harry Potter aufzulaufen, dürfte schwierig werden: Seine Schöpferin, Joanne K. Rowling, steht mit ihren „antiquierten“ Äußerungen zu Geschlecht und Gender in der Kritik der Woke-Gemeinde. Auf der anderen Seite bekam die erfolgreiche Autorin schon im Jahr 2016 einen Preis für ihr Engagement gegen soziale Ungerechtigkeit. Geht ein Harry-Potter-Kostüm dann vielleicht doch?

Bereits gekaufte Krankenschwester-Kostüme sollten auf jeden Fall im Schrank bleiben oder – sofern erst kürzlich gekauft – zurückgegeben werden. Die Pflegekräfte in Weiß werden seit Jahrzehnten zum Sexobjekt stilisiert. Umfragen zufolge träumen mehr als die Hälfte der deutschen Männer vom Sex mit einer Frau, die den Krankenschwester-Look am Leib trägt.

Heikel sind auch Ritter und Prinzen, die für die Eroberung der Frau stehen. Egal, ob in Metall gerüstet oder als tollkühner Königssohn: In den Augen der Hüter der Moral geht es hier schließlich um Chauvinismus in Reinstkultur.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: dw

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