Kita schmeißt „alten weißen“ Vorleser raus – auf Druck muslimischer Familien Weil er ein Mann ist

Von Kai Rebmann

Köln rühmt sich gerne als sehr weltoffene Stadt, in der Diversität und Inklusion besonders großgeschrieben werden. Doch auch in der Domstadt scheint es recht enge Grenzen für die angeblich so bunte Vielfalt zu geben; jedenfalls dann, wenn dieses Streben nicht dem woken Einbahnstraßen-Denken folgt. Jetzt wurde im Brennpunkt-Viertel Chorweiler ein Fall von Diskriminierung bekannt, den es laut Darstellung bestimmter Kreise angeblich gar nicht gibt.

Die Initiative „Lesewelten“ hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsche Sprache vor allem Kindern aus Migranten-Familien näherzubringen und arbeitet dafür mit rund 160 ehrenamtlichen Vorlesern zusammen. Zu ihnen gehört unter anderem Martin Wagner (67), ein pensionierter Journalist und Regisseur, der seine Motivation in der „Emma“ so beschreibt: „Ich fand es gerade wichtig, in einer Kita vorzulesen, in der viele Kinder nicht Deutsch als Muttersprache haben.“ Den Kindern und ihm habe das auch immer Spaß gemacht.

Deutlich weniger Freude an Wagners Engagement hatten dafür einzelne Eltern, deren Kinder ebenfalls die Kita in Chorweiler besuchen. Die Kita habe ihm mitgeteilt, „dass drei muslimische Familien nicht möchten, dass ich dort weiter vorlese, weil ich ein Mann bin.“ Gleiches gelte für männliche Praktikanten, die ebenfalls dort arbeiteten. „Ich finde es nicht richtig, dass man einzelnen Eltern so schnell nachgibt“, gibt sich der geschasste Vorleser in seiner Kritik noch sehr diplomatisch.

‚Klärende Gespräche‘ angekündigt

Zunächst haben sich sowohl die Kita-Leitung als auch die Initiative „Lesewelten“ noch hinter den ehrenamtlichen Mitarbeiter gestellt. Letztere tut das nach wie vor, die Kita musste dem Druck dann aber doch nachgeben. Die Stadt Köln habe der Leitung nahegelegt, nicht nur die Arbeit mit Wagner zu beenden, sondern auch künftig keine Männer mehr als Vorleser zu engagieren.

In einem Schreiben an den Rentner erklärte das Jugendamt, dass es Wagners Verärgerung über dessen Abberufung nachvollziehen könne und „womöglich Ihr Geschlecht zu diesem Konflikt geführt“ habe. Gleichzeitig warb man aber auch um Verständnis, „dass sich die dortigen Mitarbeitenden täglich in diesem Spannungsfeld bewegen und daher einen Umgang mit dieser Situation finden müssen“.

Die Initiative „Lesewelten“ hat inzwischen reagiert und schickt bis auf weiteres überhaupt keine Vorleser mehr nach Chorweiler, weder männlich noch weibliche: „Das passt nicht zu unseren Werten. Wir stehen für Diversität. Wir kommen auch nicht dem von der Kita-Leitung geäußerten Wunsch nach, nach einer Frau als Vorleserin zu suchen. Wir legen die Kooperation mit dieser Kita nun auf Eis, gehen aber noch einmal in klärende Gespräche mit allen Beteiligten.“

Stadt windet sich und schlägt Purzelbäume

Das Jugendamt hat die Tragweite des eigenen Duckmäusertums inzwischen offenbar auch erkannt – oder kann diese zumindest erahnen – und setzt deshalb zum Zurückrudern an. Hatte man Wagner ursprünglich noch klipp und klar mitgeteilt, dass „womöglich“ dessen Geschlecht der Grund für dessen Rauswurf gewesen sei, soll der Rentner jetzt selbst schuld sein an seiner Demission.

Grund: Der Vorleser verbat sich den Kontrollbesuch des Vaters eines der muslimischen Kinder. Dieser habe sich unangekündigt in die Gruppe hineinsetzen und den Worten Wagners lauschen wollen. Aber wohl weniger aus kindlichem Interesse an den Geschichten von Enid Blyton und Co, wie Wagner glaubt: „Ich fand das übergriffig. Es war eine seltsame Stimmung. Eltern setzen sich auch nicht einfach so in eine Schulstunde. Was wäre passiert, wenn er mir danach unterstellt hätte, ich hätte seine Tochter komisch angeschaut?“

Aus eben diesen Aussagen versucht die Stadt Köln jetzt, Wagner einen Strick zu drehen und vom eigenen Bückling abzulenken. Dieser habe mit seiner Reaktion auf den Kontrollbesuch des Vaters „andere Eltern irritiert und die Vertrauensbasis zerstört“.

Es sind schon absurde Zeiten: Wenn Drag-Queens in Kitas vorlesen oder dort Masturbations-Zimmer eingerichtet werden, dann ist alles in Ordnung und jede Kritik daran verboten. Aber wehe, ein alter weißer Mann leistet einen proaktiven Beitrag zur Integration und will Kindern mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache auf ganz praktische Art und Weise näherbringen, dann passt das offenbar nicht in jedes kulturelle Rollenbild.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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