Lancet manipuliert mit Hitzetoten. Wissenschaftlich. Mit Trickserei in der Grafik Übersterblichkeitsquoten um Faktor fünf aufgeblasen

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

Folgt man ausnahmsweise Wikipedia, so wurde die britische Zeitschrift „The Lancet“ im Jahre 1823 von Thomas Wakley gegründet. Sein Ziel soll es gewesen sein, „die in der Medizin verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft aufzudecken.“ Da hätte man zu Zeiten der sonderbaren Pandemie viel zu tun gehabt, aber es gibt noch andere Bereiche, in denen man sich korrumpieren lassen kann. In einem Artikel mit dem schönen Titel „Excess mortality attributed to heat and cold“, erstellt von 21 Autoren, deren Namen jeder selbst nachlesen und dann gleich wieder vergessen kann, hat man die Daten über Hitze- und Kältetote in 854 europäischen Städten gegenübergestellt. Die wesentliche grafische Darstellung dieser Gegenüberstellung findet man in „Figure 3“, die man hier bewundern kann:

Abgebildet sind die Übersterblichkeitsquoten pro 100.000 Personenjahren, differenziert nach verschiedenen Staaten, in Blau bezogen auf Kälte, in Rot auf Hitze. Und das Ergebnis ist bedenklich, fast hätte ich den bereits gebuchten Aufenthalt in Kroatien wieder storniert, denn gerade dort ragt der rote Balken deutlich weiter nach rechts als es der blaue Balken nach links je könnte! Da es sich aber bei „The Lancet“ um „eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, die ein Peer-Review einsetzen“, handeln soll, ist ein wenig Vorsicht angebracht: Wer von Wikipedia so hervorgehoben wird, verdient Misstrauen.

Ein Blick auf die waagrechte Achse der Grafik zeigt, wie angebracht dieses Misstrauen ist. Während man auf der roten Seite in leichten Zehnerschritten von 0 bis 40 geht, um dann mit einem freundlichen Sonderzeichen den Übergang zum Endpunkt 250 zu simulieren, finden sich auf der blauen Seite Fünfzigerschritte, fünf an der Zahl, sodass auch hier am Ende der Wert 250 erreicht wird. Dem Wert 50 auf der linken Seite entspricht also die 10 auf der rechten. So hat zum Beispiel Kroatien eine Hitzequote von weniger als 40 und eine Kältequote von etwa 150 – die Reise muss doch nicht abgesagt werden! Die vorgeblich hitzebedingten Übersterblichkeitsquoten wurden also in der Grafik um den Faktor fünf aufgeblasen, damit sie bedrohlicher wirken und die Menschen an die schöne Erzählung von der zunehmenden Gefahr durch den Hitzetod glauben, die keineswegs belegbar ist, schon gar nicht durch irreführende Grafiken.

So arbeitet „eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt“. Es ist mir ein Rätsel, wie man dort glauben konnte, dass das keiner merkt. Die Manipulation blieb nicht unentdeckt, und zu allem Übel hat mit Björn Lomborg ein Wissenschaftler, den Wikipedia gerne als „umstritten“ bezeichnet, weil er sich nicht der gängigen Warnung vor der Klimaapokalypse anschließt, die Darstellung des Lancet korrigiert und ihr eine korrekte Darstellung entgegengehalten:

Nun sieht man in der rechten Hälfte der korrigierten Grafik die tatsächlichen Verhältnisse: Die roten Balken sind im Vergleich zu ihren blauen Kollegen von verschwindender Größe, sogar in Kroatien. Inzwischen findet man die korrigierte Darstellung an verschiedenen Stellen, z. B. hier und hier; es ist anzunehmen und zu hoffen, dass sie noch weitere Verbreitung findet.

Ich darf daran erinnern: Wakley, der Gründer von „The Lancet“, wollte die in der Medizin verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft mithilfe seiner neu gegründeten Zeitschrift aufdecken. Genau 200 Jahre nach der Gründung muss man feststellen, dass sie zu einem Teil dessen geworden ist, was ihr Gründer mit ihr bekämpfen wollte.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

 

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