Erst gab sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet am Mittwoch noch knallhart. In seiner Lockdown-Rede betonte er voller Inbrunst die Gefahr durch das Virus und machte sich für strikte Maßnahmen stark. Darunter fällt auch die Pflicht zur Maske und zum Abstandhalten. Zitat: „Ein Notstand“ stehe uns allen bevor, wenn wir nicht „gemeinsam die Regeln akzeptieren und beachten“. Keine 60 Minuten nach diesem Appell tat Laschet dann offenbar genau das Gegenteil. Ein Schnappschuss eines anderen Fluggastes zeigt ihn auf dem Heimflug an Bord eines Flugzeugs, wie er sich aus seinem Sitz nach hinten dreht zu seinem Sprecher, und die Maske weit abseits von Mund und Nase baumelt. Der Abstand zu seinem Sprecher ist zudem deutlich geringer als die vom Robert-Koch-Institut vorgeschriebenen 1,50 Meter. Die sind in einem Flugzeug zwar kaum einzuhalten – aber man muss sich in diesem ja auch nicht unbedingt die Gesichter zuwenden und dabei die Maske abnehmen.
Zwei Frauen haben sich geweigert, im Flugzeug eine Maske zu tragen – und deshalb je 1000 Euro Bußgeld am Münchner Flughafen gezahlt. Auch #laschet kann schon einmal die Scheine locker machen 🤦♂️ #illner #lanz pic.twitter.com/YxitNyogya
— German Football Coach (@GermanFootbal12) October 29, 2020
Interessant ist der Umgang der Medien mit der Regelverletzung. Die „Bild“ thematisiert sie groß. Andere dagegen wie das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, das mehr als 50 Tageszeitungen mit seinen Artikel beliefert und teilweise im Besitz der SPD ist, verharmlosen: „Ein Sprecher der NRW-Staatskanzlei erklärte dazu, Laschet habe während des genannten Fluges sowie an den Flughäfen ‘selbstverständlich‘ einen Mund-Nasen-Schutz getragen. ‘Dies wurde lediglich – entsprechend der allgemeinen AHA-Regeln und den Vorgaben der Fluggesellschaft – für einen kurzzeitigen Moment zum Verzehr von Speisen und Getränken unterbrochen.‘“
Dass diese Aussage widersinnig ist, scheint das Redaktionsnetzwerk nicht zu stören. Denn auf dem Bild ist zu sehen, wie Laschet spricht und nicht isst und nicht trinkt. Man mag zu den Corona-Regeln stehen wie man will. Und Laschets „Masken-Panne“ mag eine Kleinigkeit sein, die bei anderen nicht der Rede wert wäre. Mehr noch: Es wäre schlimm, wenn jeder jeden überwachen würde und dann im Zweifelsfall auch noch Bilder von Verstößen postet. Aber bei denjenigen, die die Regeln durchsetzen, und ihre Einhaltung einfordern, ist das etwas anderes: Sie haben sich selbst auch akribisch daran zu halten. Umso mehr in der Öffentlichkeit. Das gleiche gilt für Teilnehmer einer Talkshow, wenn sie, wie gerade bei Anne Will in der ARD, eine Stunde lang die Wichtigkeit der Regeln betonen und diese dann sofort brechen, sobald sie glauben, dass die Kameras ausgeschaltet sind (siehe hier). Hier zwingt sich geradezu die Frage auf: Wie stark ist ihr Glaube an Schutzmaßnahmen, die sie selbst leichtfertig mißachten?
Und Medien sollten in solchen Fällen nicht in die Rolle der Regierungssprecher rutschen, wenn sie etwa wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland Laschets Fauxpas wie folgt kommentieren: «Der Sprecher betonte: ‘Die Einhaltung der AHA-Regeln ist für Ministerpräsident Armin Laschet nicht nur selbstverständlich. Er sieht sie als unbedingt notwendig an.‘»
Das hat schon was von Sozialismus. Und ist nicht neu. Merkels Sprecher Steffen Seibert antwortete auf der Bundespressekonferenz auf den Hinweis, dass in der Kabinettssitzung mit dem später positiv getesteten Jens Spahn die Corona-Regeln nicht eingehalten wurden und Bilder dies eindeutig belegten, genauso: Doch, alles wurde eingehalten. Es kann einfach nicht sein, was nicht sein darf.
Text: br