Lauterbach demütigt öffentlich die FDP „95 Prozent der Maßnahmen, die ich wollte, haben wir beschlossen“

Wenn man sich die aktuelle Corona-Politik der Bundesregierung ansieht, kann man es kaum glauben – aber es war tatsächlich so: Die FDP positionierte sich im Wahlkampf 2021 als eine politische Kraft, die für Freiheit steht, und ihre Wähler vor den Übertreibungen der Corona-Politik schützen will. Viele Menschen ließen sich davon ins Bockshorn jagen und vertrauten den Liberalen ihre Stimme an. Was sie bekamen, war das Gegenteil von dem, was ihnen versprochen wurde: Als Steigbügelhalter von Rotgrün helfen Lindner & Co. den Corona-Hardlinern von SPD und Grünen, die Daumenschrauben für die Bürger wieder anzuziehen. Vom Verrat der FDP an ihren wirtschaftspolitischen Prinzipien ganz zu schweigen. Selten sind Wähler in der Bundesrepublik von einer Partei so hinters Licht geführt worden wie diejenigen, die im September 2021 FDP wählten.

Und jetzt auch noch das: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) demütigt die Liberalen öffentlich. Und die meisten Medien tun so, als würden sie es gar nicht bemerken. Der Casus: Im Kuschel-Interview mit der früher konservativen Frankfurter Allgemeinen, die längst zu einem journalistischen Beiboot des rotgrünen Zeitgeists wurde, sagte der Minister (hinter einer Bezahlschranke): „95 Prozent der Maßnahmen, die ich wollte, haben wir beschlossen.“

Und Hand aufs Herz: Anders als bei seinen Angaben zu Corona und seiner Dauer-Panikmache hat er dabei zumindest gefühlt Recht. Denn wenn man sich ansieht, wie Deutschland als Geisterfahrer die schärfsten Regeln weltweit – mit Ausnahme des kommunistischen Chinas – durchsetzt, wird klar, dass sich das Panikorchester um Lauterbach tatsächlich völlig durchgesetzt hat. Die Korrekturen, die die FDP anbrachte, sind eher kosmetisch.

Insofern zeigt der Minister mit seiner Aussage von den 95 Prozent ganz klar dem Koalitionspartner den Stinkefinger – und stößt die Menschen mit der Nase darauf, was die FDP von ihren Versprechungen eingehalten hat – so gut wie nichts.  „Nur in Kleinigkeiten“ hätte er Abstriche machen müssen, so der Minister.

Selbst das, was die FDP nach außen als ihren Erfolg feiert, entwertet Lauterbach. Auf den Einwand, die Maskenpflicht in Flugzeugen sei gekippt, sagte er: „Stimmt. Aber diesen Wunsch habe ich nicht aufgegeben ohne Gegenleistung. Wir haben jetzt dafür eine sehr strenge Maskenpflicht in den Kliniken und Arztpraxen. Die ist mehr wert, weil viel mehr Leute in Praxen oder Wartezimmern als in Flugzeugen sitzen.“

Besonders peinlich, wie die Journalisten von der Frankfurter Allgemeinen im Interview noch versuchen, der FDP – mit der wohl viele ihrer Leser liebäugeln – eine Ehrenrettung zu bescheren. Sie fragen: „Der erste Widerstand kam aus der Koalition, aus der FDP?“ Die Antwort von Lauterbach: „Ja, und? Soll ich jetzt schlecht über die FDP sprechen?“

Nichts anderes tut er in dem Interview. Nur ohne die Partei beim Namen zu nennen.

Die FDP hat fertig. Darüber kann auch ihr Corona-Alibi-Mann Wolfgang Kubicki nichts ändern. Der bellt zwar laut, aber die Partei beißt nicht.

Bezeichnend ist auch, dass die FDP auf die öffentliche Demütigung von Lauterbach nicht einmal reagiert.

Ebenso dramatisch wie der Niedergang der FDP ist auch der der Frankfurter Allgemeinen. Zum Abschluss nur ein paar Beispiele – Fragen an den Minister aus dem Interview, die eher Kuschelei ist als Journalismus:

  • Wie frustrierend ist das denn in Ihrer Rolle als Wissenschaftler und als Politiker, wenn man etwas für wichtig für die Gesundheit ganz vieler Menschen hält und es trotzdem nicht durchkriegt?“
  • Sie waren politisch ein ziemlicher Einzelkämpfer, bevor Sie Minister wurden, hatten noch nie ein Ministerium geführt. Wie war die Umstellung?
  • Als Minister müssen Sie die Gesundheit von Millionen von Menschen im Blick haben. Aber Sie achten auch auf Ihre eigene, etwa indem Sie konsequent darauf verzichten, Ihr Essen zu salzen. Ist das ein großer Verzicht?
  • Aus medizinischer Sicht ist auch jeder Schluck Alkohol, den wir zu uns nehmen, schädlich, und es wäre besser, wir würden es lassen. Aber Sie trinken gerne mal ein Glas Wein. Wieso sind Sie da nicht so konsequent wie beim Salz?

Noch bezeichnender ist, wonach nicht gefragt wird – die vielen Widersprüche, in die sich der Minister verwickelt. Und seine Lügen – etwa seine frühere Aussage, die Impfung sei nebenwirkungsfrei.

Mit solchen Journalisten könnte sich die Regierung eigentlich Pressesprecher sparen.

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