Von Daniel Weinmann
„Deutschland hat jetzt höchste Corona Inzidenz in Europa. Tendenz steigt, viele Tote.“ So lautet die jüngste Warnung des Mannes, dessen Zeigefinger vom dauerhaften Erheben bald steif werden könnte. „Ungeimpfte sollten sich dringend impfen lassen“, leitet Gesundheitsminister Karl Lauterbach daraus ab. „Geimpfte sind jetzt oft unvorsichtig. Sie wissen, dass sie sich infizieren können, aber meist nicht schwer erkranken. Ungeimpfte jetzt schutzlos“, twitterte er im Stakkato-Stil.
Um seine Mahnung zu untermauern, fügte der Gesundheitsminister und Impf-Fanatiker in Personalunion eine Grafik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei. Sein wissenschaftliches Arbeiten, für das er sich immer wieder selbst lobt, hat hier offensichtlich keine Rolle gespielt. Viel wichtiger scheint Lauterbach gewesen zu sein, möglichst plakativ Angst zu schüren.
Deutschland hat jetzt höchste Corona Inzidenz in Europa. Tendenz steigt, viele Tote. Ungeimpfte sollten sich dringend impfen lassen. Geimpfte sind jetzt oft unvorsichtig. Sie wissen, dass sie sich infizieren können, aber meist nicht schwer erkranken. Ungeimpfte jetzt schutzlos pic.twitter.com/bDgNK5H2LX
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) March 13, 2022
Das ging gründlich daneben, denn Deutschland ist schlicht nicht Inzidenz-Europameister – was genau die Grafik zeigt, mit der Lauterbach das Gegenteil demonstrieren will. Schon ein kurzer Blick genügt, um den 59-Jährigen zu entlarven: Österreich, Liechtenstein, Dänemark und die Niederlande haben höhere Inzidenzen.
»Wir brauchen die Qualitätspresse, um die Spreu vom Weizen zu sortieren«
Reichweitenstarke Medien wie FAZ, Focus, Tagesspiegel oder der Bayerische Rundfunk verbreiteten seine Warnung ungeprüft – und machen sich so zu Lauterbachs Handlangern. „Wir sind uns bestimmt alle einig, dass gerade in diesen Zeiten seriöser Umgang mit Zahlen und Fakten sehr wichtig ist“, twitterte der Regisseur Dietrich Brüggemann, der als einer der Initiatoren von #allesdichtmachen besonders von ebendiesen Medien gescholten worden war. „Wir brauchen die Qualitätspresse, um die Spreu vom Weizen zu sortieren. Auch eine Top-Koryphäe wie Lauterbach liegt mal daneben. Also macht bitte euren Job.“
Die Mainstream-Medien scheinen ihren „Job“ indes unisono darin zu sehen, Sprachrohr der Regierung zu sein: Fast nirgends ist zu lesen, dass Durchseuchung und Infektionszahlen in Deutschland trotz der laut dem Stringency-Index der Universität Oxford härtesten Corona-Maßnahmen höher sind als in Ländern, die teils seit Wochen alle Maßnahmen beendet haben und ihre Freiheit zurückerhalten haben, wie zum Beispiel Frankreich, Spanien, Italien und England.
Lauterbachs Ernennung zum Gesundheitsminister erweist sich als Trojanisches Pferd
Ganz nebenbei dürfte Untergangsprophet Lauterbach entgangen sein, dass die Inzidenz längst nicht mehr das entscheidende Kriterium für eine allgemeine Impfpflicht ist. „Wenn wir weniger testen, lassen sich insgesamt nur schwer Aussagen dazu treffen. Die Inzidenz ist nicht mehr das entscheidende Kriterium“, brachte es Bayerns Gesundheitsminister Holetschek (CSU) erst vor wenigen Tagen im Interview mit der FAZ auf den Punkt.
Lauterbach bezeichnete seine Berufung ins Amt im vergangenen Herbst wörtlich als „Geschenk“. Für den Mann selbst, der sich als Heilsbringer der Nation versteht, mag dies zutreffen. Für die Bundesbürger hingegen entpuppt sich seine Ernennung immer mehr zum Danaergeschenk. Der aus der griechischen Mythologie stammende Begriff steht für ein „Geschenk, das Unglück mit sich bringt oder sich für den Empfänger als unheilvoll und schadenstiftend erweist“.
Das Leid in der Ukraine ist unermesslich. Es trifft auch viele Freunde von mir, weswegen es mich ganz besonders bewegt. Bitte helfen Sie den Menschen dort – hier finden Sie eine Übersicht, wie Sie helfen können. Einen guten Hinweis für Ihre Hilfe, die direkt bei konkreten Menschen ankommt, finden Sie in dem oben erwähnten Artikel von kath.net (ganz am Schluss, über diesen Link hier).Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
Bild: Juergen Nowak/ShutterstockText: dw