Von Kai Rebmann
Wie lange kann und will sich Deutschland Karl Lauterbach (SPD) noch als Bundesgesundheitsminister leisten? Wann zieht Kanzler Olaf Scholz (SPD) endlich die Reißleine? Die Serie der skurrilen Auftritte und verstörenden Aussagen des Karl Lauterbach wurde am vergangenen Donnerstag um eine weitere Episode bereichert. Der Minister sprach auf der Jahrestagung des Verbands der Privaten Krankenkassen (PVK). Was Lauterbach im Verlauf dieser Rede vom Stapel ließ, wäre fast schon lustig, wenn man nicht wüsste, dass dieser Mann die Verantwortung für das Gesundheitswesen in Deutschland und ein Ressort mit einem Haushaltsbudget von 64 Milliarden Euro trägt.
Dann sind die vulnerablen Gruppen erneut vulnerabel
Als er auf sein Lieblingsthema, die Vorbereitung auf neue Coronawellen und -varianten im Herbst, zu sprechen kam, verlor er völlig die Kontrolle über sich. Hier nun ein Ausschnitt:
„Wenn wir hier kein Konzept haben, um noch einmal neu zu impfen, um noch einmal einen besonderen Schutz zu haben, dann sind die vulnerablen Gruppen erneut vulnerabel. Und wir werden diesmal eine besondere Situation haben: Wir rechnen auch mit einer starken Grippewelle und wir rechnen mit vielen RSV-Infektionen [Respiratorisches Synzytial-Virus]. Das hat einfach damit zu tun, dass die Immunität in den letzten Jahren zurückgegangen ist, weil die Schutzmaßnahmen auch dort geschützt haben, so dass sich dort eine Immunitätslücke aufbauen konnte. Und diese Immunitätslücke ist jetzt bedeutsam, sehr bedeutsam für die Welle, auf die wir kommen. Also daher haben wir hier mit einer neuen Covidwelle zu tun, mit einer Grippewelle haben wir zu tun, mit RSV haben wir zu tun. Jetzt kann man sagen, RSV betrifft ja in erster Linie die Kinder. Naja, wenn Sie diese lange Lücke gehabt haben, dann ist RSV auch gefährlich für ältere Menschen. Auch damit müssen wir zurechtkommen. Wir müssen auch diejenigen schützen, die Autoimmundefekte haben. Und diese Autoimmundefekte bedeuten, dass die Impfung wirkt, aber sie wirkt nicht so gut. Und dafür brauchen wir spezielle Impfkonzepte, brauchen wir spezielle Schutzkonzepte, dazu brauchen wir auch Wirkstoffe wie Paxlovid.“
RSV- und Grippewellen als Folge der „Schutzmaßnahmen“
Neben dem insgesamt sehr orientierungslosen und verwirrten Eindruck, den Lauterbach bei dieser Rede hinterlassen hat, sind aus inhaltlicher Sicht vor allem zwei Feststellungen des Gesundheitsministers bemerkenswert. Lauterbach betont, „dass die Immunität in den letzten Jahren zurückgegangen ist, weil die Schutzmaßnahmen auch dort geschützt haben, so dass sich dort eine Immunitätslücke aufbauen konnte“. Aus dem Munde des obersten Corona-Warners klingt das fast so, als sei das etwas Positives. Nicht nur in Deutschland kam es nach dem Ende der Maskenpflicht in fast allen Bereichen kurzfristig zu einem signifikanten Anstieg von Grippefällen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Viren besonders leichtes Spiel haben, wenn sie auf eine Bevölkerung mit einem massiv geschwächten, weil kaum mehr trainierten Immunsystem treffen. Und weil es in den vergangenen beiden Jahren mit dem Aufbau dieser „langen Lücke“ so gut funktioniert hat, scheint Karl Lauterbach auch im Herbst wieder auf diese Strategie zurückgreifen zu wollen und kündigt daher „spezielle Schutzkonzepte“ an. Man kann nur hoffen, dass er dabei nicht ähnliche „Schutzkonzepte“ im Kopf hat, wie sie derzeit in China praktiziert werden – ausschließen kann man es leider nicht.
Weshalb die immer häufiger auftretenden Autoimmundefekte zeigen sollen, dass „die Impfung wirkt“, aber eben nicht so gut, wird ebenfalls das Geheimnis des Gesundheitsministers bleiben. Oder räumt Lauterbach damit am Ende sogar ein, dass insbesondere junge Menschen nach der Booster-Impfung immer häufiger über Autoimmunerkrankungen mit Symptomen klagen, die jenen von Long-Covid ähneln? Sein Konzept für den Herbst scheint indes einzig und allein darin zu bestehen, „noch einmal zu impfen“ und „Schutzmaßnahmen“ aufrechtzuerhalten bzw. wieder einzuführen. Dass beides nicht den geringsten Effekt auf die Eindämmung der bisherigen Coronawellen gehabt hat und in Deutschland nach wie vor keinerlei Erkenntnisse über die Bewertung der bisherigen Maßnahmen vorliegen, scheint für Lauterbach dabei keine Rolle zu spielen.
Dieser Auftritt auf der Jahrestagung der PKV erinnerte phasenweise an das letzte Statement von Anne Spiegel (Grüne) als Bundesfamilienministerin. Man fragt sich zwangsläufig, wie lange Olaf Scholz seinen sichtbar überforderten und offenbar mehr mit sich selbst beschäftigten Minister noch gewähren lässt und wann er Lauterbach endlich erlöst. Die Bürger in Deutschland haben nach über zwei Jahren der Gängelung und weitreichender Einschränkungen durch sogenannte Schutzmaßnahmen, die in vielerlei Hinsicht offensichtlich das Gegenteil bewirkt haben, einen Gesundheitsminister verdient, der ihnen einen Weg der Hoffnung aufzeigt. Einen ewigen „Lichtausknipser“ am Ende des Tunnels, der um seiner selbst Willen die Bevölkerung in einem ständigen Angstzustand halten muss, braucht wirklich niemand mehr. Hier geht es zu dem oben transkribierten Auszug aus der Rede von Karl Lauterbach, damit Sie, liebe Leser, sich selbst einen Eindruck vom derzeitigen Zustand unseres Bundesgesundheitsministers machen können.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: ShutterstockText: kr
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