Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld
Von Karl Marx stammt der Spruch, dass geschichtliche Ereignisse und Personen sich zweimal ereignen: Als Tragödie und als Farce. Manchmal ist es umgekehrt. Die Farce verwandelt sich durch die geschichtliche Entwicklung in eine Tragödie. Diese Entwicklung haben wir seit dem vergangenen Sonntag miterlebt. Da behauptet Luisa Neubauer, das Gesicht der in Teilen antisemitischen Fridays for Future-Bewegung, auf deren Veranstaltungen auch schon ein freies Palästina „from the river to the sea“, also unter Auslöschung Israels gefordert wurde, bei Anne Will, Hans-Georg Maaßen, der frisch gewählte Bundestagskandidat, verbreite antisemitische Inhalte und fordert den Kanzlerkandidaten der Union Armin Laschet auf, gegen Maaßen vorzugehen.
Als Laschet die Belege für ihre ungeheuerliche Behauptung verlangt, immerhin ist die Verbreitung antisemitischer Inhalte strafbar, muss Neubauer passen. Bis heute liefert Neubauer diese Belege nicht, obwohl sie inzwischen auch vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung dazu aufgefordert wurde. Die Expertin für die Aneinanderreihung von Phrasen ohne Punkt und Komma hatte einfach Dreck schmeißen wollen, es würde schon etwas haften bleiben. Übertroffen wurde ihre Impertinenz nur von der Moderatorin Will, die Neubauer zu Hilfe kommt, indem sie Laschet abwürgt und zu einem anderen Gast übergeht. Damit hat sich Will erneut als so parteiisch entlarvt, dass sie als Moderatorin unter normalen Umständen nicht mehr tragbar wäre. Aber normal ist in Deutschland nichts mehr.
In den Tagen nach dieser unwürdigen Szene in der ARD erleidet Israel einen heftigen Raketenbeschuss durch die Hamas. Die Reaktionen in Deutschland, speziell in den Medien, besonders in den zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen, zeigen deutlich, wo die wahren Antisemiten, in ihrer Verkleidung als Israel-Kritiker, sitzen.
Hans-Georg Maaßen hat sich jedenfalls klar auf Facebook und Twitter positioniert. Er erinnert die deutsche Regierung daran, ihren Solidaritätsbekundungen für Israel endlich auch Taten folgen zu lassen und die indirekte Finanzierung der Hamas zu beenden: „Deutschland finanziert weiterhin mit jährlich Hunderten Millionen Euro über Umwege die Hamas – durch Entwicklungsgelder und insbesondere über die zuletzt erst aufgestockte Finanzierung der, eng mit der Hamas verwobenen, UNRWA, die nachweislich systematisch in Schulen Antisemitismus sät.“
Wenn in diesen Tagen Hunderte Terrorraketen auf israelische Zivilisten, auf Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser geschossen werden, dann gehört auch zur Wahrheit, dass deutsche Steuergelder hier mitdetonieren. Wer einfach zusieht, untergräbt die Sicherheit des Staates Israel.
Unsere historische Verantwortung mahnt uns nicht nur zu klugen Sonntagsreden, sondern zu Taten im Hier und Jetzt – die Sicherheit und Freiheit von Juden in Deutschland und der Welt muss für die Bundesrepublik oberste Priorität haben.
Dagegen wird von Politik und Medien verwischt, wer der Aggressor und wer das Opfer ist, indem beide Seiten zu Deeskalation und Gewaltverzicht aufgerufen werden. Mehr noch, die Öffentlich-Rechtlichen wie RBB und ZDF werben bei ihren Zuschauern für die palästinensische Sache. Den Vogel abgeschossen hat dabei das ZDF. Unter der harmlosen Überschrift „Engagement der USA gefordert“ verbreitet der – mit dem Zweiten desinformiert man besser – Sender das Interview einer deutschen Israelhasserin, die unwidersprochen Israel die alleinige Schuld am Terrorakt der Hamas zuschiebt. Mit ihrer Politik hätten die Isarelis die Angriffe regelrecht herausgefordert, denn eine Okkupation, wie sie die Palästinenser erleiden müssten, könnte keine Bevölkerung aushalten. Ich will diesen Dreck, den das ZDF unter seine Zuschauer bringt, nicht noch ausbreiten. Wer es nachprüfen will, kann das unter diesem Link tun.
Aber auch der RBB lässt antiisraelischen Ressentiments freien Lauf, wenn auch subtiler. Am Mittwoch demonstrierten mehrere hundert Menschen am Brandenburger Tor ihre Solidarität mit Israel. Aber nicht darüber berichtet der Sender, sondern von einer pro-palästinensischen Demonstration vor dem Rathaus in Neukölln, die ebenfalls stattfand.
Unter der Überschrift „Was im Nahen Osten passiert, bewegt auch Berlin“ ist von der „eskalierenden Gewalt“ zwischen Israelis und Palästinensern die Rede. Der Angegriffene wird als Erster genannt, so dass der Eindruck suggeriert wird, die Gewalt ginge zuvörderst von den Israelis aus. Darüber hätte man mit Israelis in Berlin gesprochen. Die Interviewten klagten Israel an. So wird der Eindruck, Israel sei eigentlich schuld, verfestigt. Dann kommt aber ein Palästinenser zu Wort. Mohamed Ibrahim, der als Kind nach Deutschland kam, Politikwissenschaften studierte und heute als „interkultureller Trainer“ an Schulen arbeitet, um mit der „Schwarz-Weiß-Sicht“ auf den Nahostkonflikt aufzuräumen. Was wird das wohl für eine Sicht sein, die von einem Mann vermittelt wird, der an Demonstrationen teilnimmt, auf denen auch „Symbole verbotener Organisationen“ (RBB) gezeigt werden? Wer kontrolliert, was „interkulturelle Trainer“ unseren Kindern und Jugendlichen vermitteln?
Und was sagt Ibrahim in die Kamera? „Wenn Gaza brennt, kann es auch in Berlin brennen.“ Es käme auf die Entwicklung in den nächsten Tagen an. Das ist eine Drohung, die 1:1 dem Zuschauer übermittelt wird. Vor Ibrahim hatte ein Demoteilnehmer von „geklautem Land“ und der „Shameful-Rolle“ von Deutschland geredet.
Wer denkt, ich übertreibe, kann sich die Sendung hier ansehen.
Deutschland hat ein Antisemitismus-Problem. Aber die Antisemiten sind nicht Leute wie Maaßen, sondern diejenigen, die mit unseren Gebühren Israelhass schüren.
Dieser Artikel ist auch auf Vera Lengsfelds Blog erschienen.
Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Sie finden ihn hier.
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Da es sich hier um einen Bericht über die Bundespressekonferenz handelt, deren Mitglied ich bin, möchte ich explizit betonen, dass ich mir die Inhalte nicht zu eigen mache. Ich will und kann meinen Autoren aber auch nicht verwehren, ihre eigene Meinung zu diesem Thema kund zu tun.
Bild: Roman Yanushevsky/Shutterstock
Text: Gast