Manipulationsgefahr durch die Medien Gefährdete Meinungsfreiheit

Von Christian Euler

Aufrichtiger Journalismus benötigt nicht zuletzt Rückgrat, Unabhängigkeit und Mut. Die US-Nachrichtensprecherin Kari Lake scheint mit allem gesegnet – und hat nach 22 Jahren den Sender Fox 10 Phoenix verlassen. Ihren Rücktritt kündigte sie in einem Video an, das am Dienstag auf Twitter gepostet wurde. Es war vor allem die Art und Weise, wie sich der Journalismus verändert hat, seit sie in der Nachrichtenbranche zu arbeiten begann, der sie nicht zufriedenstellte.

Ihre Argumente rütteln auf – und sollten auch uns zu denken geben. „Die Medien brauchen mehr Ausgewogenheit in der Berichterstattung und ein breiteres Spektrum an Standpunkten, die in jeder Nachrichtenredaktion auf jeder Ebene und in jeder Position vertreten sind. In den letzten Jahren empfand ich keinen Stolz mehr, Mitglied der Medien zu sein. Ich bin sicher, dass es andere Journalisten da draußen gibt, denen es genauso geht.“

Lake ertappte sich dabei, dass sie Nachrichten las, die ihrer Meinung nach „nicht ganz der Wahrheit“ entsprachen oder nur „einen Teil der Geschichte erzählten.“ Sie begann zu befürchten, zu der Angst und Spaltung in ihrem Land beizutragen, wenn sie diese Tätigkeit weiter ausüben würde. „Es war ein ernster Kampf für mich und ich möchte diesen Beruf nicht mehr ausüben.“

Hierzulande sind solche Reaktionen kaum vorstellbar. Die Meinungsfreiheit in der deutschen Presselandschaft ist nicht nur in Gefahr, weil allzu viele „Medienschaffende“ gerade in Krisenzeiten wie jetzt kritiklos der Regierung das Wort reden. Hinzu gesellt sich zunehmender Zwang von „oben“. Jüngstes Beispiel ist der Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, der sich fast unmittelbar nach seiner deutlichen Kritik an der Kanzlerin internen Ermittlungen stellen musste. Eine ausgewogene Berichterstattung ist zwar unabdingbar, man muss sie sich jedoch trauen – oder seinen geliebten Job an den Nagel hängen, wie Kari Lake.

Medien haben die Meinungen in der Bevölkerung „entscheidend geprägt“

Mit Blick auf die Haltung und Behandlung der Medien in Deutschland verwundert es kaum, dass sich die Beschwerden beim Deutschen Presserat im vergangenen Jahr verdoppelt haben, nicht zuletzt wegen des wachsenden Unmuts über die Corona-Berichterstattung. In der jährlich von „Reporter ohne Grenzen“ erstellten „Rangliste der Pressefreiheit“ findet sich Deutschland auf einem schmeichelhaften elften Platz, hinter Ländern wie Jamaika und Costa Rica. An der Spitze der aktuellen Erhebung stehen die skandinavischen Staaten Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden.

Warum einige deutsche Medien mit größter Vorsicht zu genießen sind, zeigt der höchst lesenswerte Beitrag „Wie Medien Deutschlands Atomausstieg herbeischrieben“, der heute in der „Welt“ erschienen ist. Der Tenor: Untersuchungen von Medienforschern legen nahe, dass Medien in Deutschland die Abneigung gegenüber Kernenergie auf besondere Weise schürten. Sie hätten die Meinungen in der Bevölkerung „entscheidend geprägt“.

2013 kam ein Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen zu dem Ergebnis, dass es fraglich ist, ob überhaupt ein Mensch aufgrund der Strahlung aus den zerstörten Reaktoren in Fukushima starb oder noch sterben wird. Dies sei damals jedoch von fast allen Medien totgeschwiegen worden, berichtet Hans Mathias Kepplinger von der Universität Mainz, der internationale Medienberichte seit den 1960er Jahren zum Thema Atomkraft ausgewertet hat. Erst jetzt, acht Jahre nach dem Untersuchungsbericht der UN, veröffentlichen auch deutsche Medien vereinzelt Artikel, die sich mit der Wahrheit über die Folgen des Fukushima-Unfalls befassen.

„Nachtigall, ick hör dir trapsen“, bringt blumig auf den Punkt, an dem sich die deutsche Medienlandschaft heute befindet. Spätestens, wenn man „Fukushima“ durch „Corona“ ersetzt, sollten die Alarmlampen aufblinken.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
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Dipl.-Volkswirt Christian Euler widmet sich seit 1998 intensiv dem Finanz- und Wirtschaftsjournalismus. Nach Stationen bei Börse Online in München und als Korrespondent beim „Focus“ in Frankfurt schreibt er seit 2006 als Investment Writer und freier Autor u.a. für die „Welt“-Gruppe, Cash und den Wiener Börsen-Kurier.
Bild: siam.pukkato/Shutterstock
Text: ce

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