Der Irrsinn kennt keine Grenzen. Dass im gebührenfinanzierten WDR ältere Menschen als Umweltsäue verhöhnt wurden – unter dem Deckmantel der Satire, und dann sogar ein Mitarbeiter der Anstalt die Großeltern derjenigen, die seine Arbeit finanzieren, als Nazisäue bezeichnete, ist schlimm genug. Ebenso, wie der WDR darauf reagierte.
Doch jetzt kommt es noch dicker: In einem Satireformat der ARD-Jugendwelle Funk wird das Coronavirus als „schöner und sinnvoller Reflex der Natur“ bezeichnet. Dass vor allem Ältere daran sterben, sei „nur gerecht“, heißt es in dem Beitrag mit dem Titel „Corona rettet die Welt“. Denn diese Generation habe den „Planeten voll gegen die Wand gefahren“. Zu Beginn der Sendung heißt es: „Wir vom BrowserBallet sagen Ja zu Corona, denn mit diesem Virus heilt sich der Planet praktisch selbst“. Offen gestanden klingt die angebliche Satire in meinen Augen gar nicht nach Humor – sondern nach Agitprop.
In dem Film heißt es: „Interessant dabei, wie fair dieses Virus ist. Es rafft die Alten dahin, aber die Jungen überstehen diese Infektion nahezu mühelos. Das ist nur gerecht, immerhin hat die Generation 65+ diesen Planeten in den letzten fünfzig Jahren voll gegen die Wand gefahren.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen – also die zweite Risikogruppe – seien vor allem in den Nationen zu finden, wo Wohlstand herrscht – „beziehungsweise dort, wo die Menschen einfach ein bisschen fetter sind. Welche Nation trifft das am Meisten? Die USA“. Diese hätten den Planeten „mit ihrer „Wachstum-um-jeden-Preis“-Manier-Politik schon immer in die Bredouille gebracht. Vielleicht ist ja auch das Corona-Virus nur eine Antwort auf den Turbo-Kapitalismus. Das funktioniert. Der Flugverkehr ist eingebrochen, die Produktion wird zurückgefahren, der Konsum geht zurück, eine bessere Nachricht gibt es doch gar nicht für den Planeten…wenn das so weiter geht, erleben wir vielleicht ein neues grünes Paradies…und überhaupt – ist das Problem nicht, dass es von uns nicht viel zu viele gibt? Weniger Menschen, das bedeutet weniger Krieg, weniger Hunger, weniger Fluchtursachen….wahrscheinlich ist das Corona-Virus nur ein schöner und sinnvoller Reflex der Natur.“ Anzusehen ist der Werk hier.
Das grenzt schon an sehnsüchtige Gedanken über Euthanasie. Mein Vater hat heute seinen 86. Geburtstag. Er hat sein ganzes Leben geschuftet, und mir und meinen Brüder einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Genauso meine Mutter, die 81 ist. Und es am Herzen hat. Als ich heute meinem Vater gratulierte, spürte ich die Angst und Unsicherheit angesichts des Virus – bei einem Mann, der als Kind Bombenangriffe in Kellern überstehen musste und in seinem Leben viel mitgemacht hat. Ebenso meine Mutter, die mit einem Jahr Waise wurde, weil ihr Vater von einem Wehrmacht-Soldaten erschossen wurde.
Ich würde sonst nie über meine Eltern schreiben, aber wenn hier irgendwelche Journalisten, die meine Eltern mit ihren Gebühren mit finanzieren müssen, Witze über eine tödliche Gefahr für sie machen, hört bei mir jeder Spaß auf. Das Maß an Verachtung und Spott für ältere Mitbürger, das wir heute erleben, macht mich völlig sprachlos. Es steht in finsterer historischer Tradition von Menschenverachtung – getarnt unter dem Deckmantel von „Gutsein.“ SPIEGEL-Miteigentümer Jakob Augstein kommentierte auf twitter: „Demokratie braucht Austausch, Kontakt, Leben. Die eingesperrte Gesellschaft ist keine offene Gesellschaft. Lässt sich der Schutz der Wenigen wirklich nicht ohne Einsperren der Vielen gewährleisten?“
Für so ein Programm wurde gerade eben, mitten in der Corona-Krise und unter deren Deckmantel, die Fernsehgebühr um fünf Prozent erhöht. Damit befassten sich die Ministerpräsidenten auf einer Konferenz zu einem Zeitpunkt, wo jede Minute ihrer Zeit in Anbetracht der Krise kostbar ist. Der Zynismus einer solchen Politik und solcher Medienleute ist nicht mehr zu übertreffen.
Greta ist bekannt geworden für Ihren Ausspruch: „How dare you“ – wir könnt Ihr es wagen. Ich frage heute die Kollegen vom öffentlich-rechtlichen: „How dare you – wie könnt Ihr es wagen?“
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Bild: Pixabay, Screenshot BrowserBallet/FUNK