Erstaunliche Video-Szenen nach der Demonstration gegen die Neufassung des Infektionsschutzgesetzes am Mittwoch in der Nähe des Brandenburger Tors sorgen für heftige Diskussionen in den sozialen Netzwerken und Spekulationen. Auf dem Streifen ist zu sehen, wie die Polizisten recht hart einen jungen Mann im Trainingsanzug abführen, nachdem die Demonstration aufgelöst wurde und es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten kam. Augenzeugen berichteten von Provokationen, und auch mein Eindruck vor Ort war, dass Provokateure am Werk waren – wobei ich mir kein Bild machen konnte über die Hintergründe. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Abgeführte, nachdem die Beamten hinter den Polizeiwagen angekommen und damit im Sichtschutz sind, losgelassen wurde, und sodann eine Weile mit den Polizisten da steht, so als würden sie sich kennen und in trautem Einvernehmen stehen. Der Mann, dessen Stimme im Video zu hören ist und der es aufgenommen hat, hegt den Verdacht, es sei ein V-Mann der Polizei. In der Tat wirft die Szene Fragen auf. Man kann nur hoffen, dass die Berliner Polizei eine gute Antwort hat.
Hier noch ein Auszug aus meinem aktuellen Wochenbriefing – Sie können es hier kostenlos und jederzeit widerrufbar:
Michail Gorbatschow, dessen Übersetzer ich bin und mit dem ich politisch durchaus hadere, ist im persönlichen Umgang sehr charismatisch, ebenso wie sein Außenminister Eduard Schewardnadse – über meine Begegnungen mit ihm muss ich bei Gelegenheit gesondert erzählen, so interessant sind sie. Ich hatte das Glück, viele Politiker – gestandene Persönlichkeiten – hautnah erleben zu dürfen, die Aura eines Jaques Chirac oder eines Helmut Kohl. Umso mehr sticht mir der Kontrast zu vielen unserer heutigen Akteure ins Auge. Was immer man von Jens Spahn halten möchte – er ist niemand, der auf mich den Eindruck macht, dass ich in der Krise mit ihm am Steuer gut aufgehoben bin. Was für ein Kontrast zu jemandem wie von Guttenberg! Und Spahn ist dabei nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.
Besonders heraus sticht Karl Lauterbach. Es mag hart sein: Aber nach meinen persönlichen Begegnungen mit ihm war mein erster Gedanke – und niemand kann etwas für spontane Assoziationen: In einem Restaurant, in dem ich ihn als Koch in der Küche sähe, wollte ich lieber nicht essen. Das mag drastisch formuliert sein. Aber bis zu einem gewissen Grade ist jeder ab einem bestimmten Alter für seine Erscheinung mitverantwortlich. Lauterbach wirkt nicht so, als ob er sich im Griff hätte. Dafür wirkt es so, als habe er unser Land im Würgegriff mit seinen Ängsten – denen eine Dauer-Tribüne geboten wird in den großen Medien. Während vernünftige Stimmen, denen ich auf meiner Seite versuche, mehr Gehör zu verschaffen, systematisch ausgeblendet werden.
Lust auf Lockdown
Die Angst, die Leute wie Lauterbach verbreiten, hat sich tief in die Gesellschaft gefressen. Hat riesige Gräben gerissen. In meinem persönlichen Umfeld habe ich den Eindruck, dass nur wenige den Lockdown und die harte Politik von Merkel unterstützen. Weil ich mir bewusst bin, dass ein solcher Eindruck absolut nicht repräsentativ ist, habe ich wieder eine Umfrage in Auftrag gegeben. Eine repräsentative. Ich wollte wissen, ob den Deutschen das schwedische Modell als Vorbild attraktiv erscheint. Ohne Lockdown haben die Schweden, auf die Bevölkerungsgröße umgerechnet, kaum mehr Corona-Tote als wir. Das Ergebnis der Umfrage hat mich sehr erschüttert: knapp die Hälfte lehnt den schwedischen Weg ab, nur ein Viertel wünschte ihn sich für Deutschland.
Ich habe dafür keine rationale Erklärung. Ist die Mehrheit der Deutschen masochistisch veranlagt und möchte gerne weggesperrt werden? Wohl kaum. Wahrscheinlicher ist, dass sie Opfer der massiven Angst-Propaganda in den Medien geworden sind. Dass das rationale Urteilsvermögen ausgeschaltet ist. So, wie ganze Gesellschaften früher propagandistisch in den Kriegsmodus gehetzt wurden, werden sie heute in den Lockdown-Modus manipuliert. Damit wir uns richtig verstehen: Ich halte Corona für gefährlich. Aber ich halte einen rationalen Ansatz, wie ihn auch Stanford-Professor Ioannidis vertritt, für essentiell. Vor allem auch, weil ich sehe, dass die Regierung für ihren harten Kurs keine gute Begründung hat. Ich erlebe das ständig auf der Bundespressekonferenz. Und es ist für mich ein völliges Rätsel, dass so viele Kollegen das völlig unkritisch hinnehmen. Ja sogar befeuern.
Bild: Liberty News Berlin – mit bestem Dank!
Text: br
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