Von Daniel Weinmann
Wie darf Kunstgeschichte in Zeiten der multikulturellen Willkommenskultur gelehrt werden, in denen der Islam zum unverrückbaren Teil der westlichen Zivilisation geworden ist? An einer Schule in Frankreich zeigte sich kürzlich auf besonders bizarre Weise, zu welchen Auswüchsen eine falsch verstandene Toleranz führen kann.
Im Mittelpunkt steht das im Pariser Louvre hängende Gemälde „Diana und Actéon“ des italienischen Malers Giuseppe Cesari aus dem Jahr 1604. Das Werk stellt eine Szene aus der griechischen Mythologie dar, in der der namensgebende Jäger Actéon beim Baden auf die Göttin Diana und ihre Nymphen stößt. Sowohl Diana als auch ihre Gespielinnen sind nackt. Eine Lehrerin im rund 50 Kilometer nordwestlich von Paris gelegenen 3900-Einwohner-Städtchen Issou zeigte ebendieses Gemälde ihren Sechstklässlern im Kunstunterricht. Die sehr zurückhaltend inszenierte Nacktheit beschwor einen Aufstand der muslimischen Tugendwächter herauf.
Giuseppe Cesari dit le Cavalier d'Arpin, est mort le #3juillet 1640 à Rome
"Diane et Actéon" ☛ http://t.co/KHFBXL2Hs0 pic.twitter.com/ntS8cWRceC— Musée du Louvre (@MuseeLouvre) July 3, 2015
Einige Schüler der sechsten Klasse erschraken daran, verdeckten ihre Augen und behaupteten, die Lehrerin habe sich rassistisch und islamophob geäußert und gezielt muslimische Schüler über das Bild befragt. Danach beschwerten sich auch Eltern bei der Schule und griffen die Lehrerin verbal an. Einige beklagten einen rassistisch motivierten Angriff auf ihre Religion und beschuldigten die Lehrerin der Islamophobie. Laut der Generalsekretärin der nationalen Lehrergewerkschaft wurde dabei die „körperliche und seelische Unversehrtheit“ der Lehrerin verletzt.
Kein Einzelfall islamistischer Gewalt an französischen Schulen
„Wer das aus religiösen Gründen für obszön hält, gehört nicht nach Europa“, kommentierte ein Nutzer des Kurznachrichtenportals X (früher Twitter), „das ist genau die Art von Islam-Gläubigkeit, die nicht in eine liberale Gesellschaft passt“.
An der Jacques-Cartier-Schule sind derlei Vorkommnisse offenbar kein Einzelfall. Seit September sind in der Schule 16 Verstöße, meist durch aggressive Eltern, gemeldet worden. Werte der Republik wie die freie Meinungsäußerung und den Laizismus werden laut den Lehrern nicht nur von den Schülern, sondern auch von den Eltern immer weniger respektiert.
Der jüngste Vorfall erinnert an Samuel Paty. Der Lehrer wurde im Oktober 2020 in der Nähe seiner im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine gelegenen Mittelschule auf offener Straße von einem radikalen Islamisten enthauptet, weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte.
„Barbarischer islamistischer Terrorismus“
Erst Mitte Oktober wurde ein Lehrer in einem Gymnasium im nordfranzösischen Arras von einem Terroristen mit mehreren Messerstichen in die Schulter und in den Hals getötet. Der 20-jährige Täter soll sich zur Terrormiliz Islamischer Staat bekannt haben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Tat als „barbarischen islamistischen Terrorismus“.
Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass das gesamte Lehrerkollegium der Jacques-Cartier-Schule um seine Sicherheit bangte und dem Unterricht fernblieb. Die Schule blieb zwei Tage lang geschlossen.
Bildungsminister Gabriel Attal kündigte derweil ein Disziplinarverfahren gegen die betroffenen Schüler an. Hierzulande würde vermutlich ein Disziplinarverfahren gegen die Lehrerin stattfinden.
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