Schon die Überschrift dieses Artikels ist irreführend. Warum ich sie dennoch verwende, werden Sie mich nun fragen. Zu Recht. Ich habe sie von der „Tagesschau“ übernommen – um ihnen zu veranschaulichen, wie sie von dieser manipuliert und für dumm verkauft werden. Und zu welchem Zweck. Und zwar nicht nur von der Tagesschau. Sondern fast vom gesamten polit-medialen Komplex. Der hier Hand in Hand spielt.
Die Überschrift erweckt den Eindruck, es handle sich bei dem „Küren“ um eine relevante Entscheidung. In Wirklichkeit hat sie in etwa eine Relevanz, wie wenn ich eine von meinen beiden Katzen oder beide zur „Katze des Jahres“ küren würde. Denn es ist nur eine „medienkritische Initiative“, wie sie sich selbst nennt, die hinter dieser „Kür“ steckt. Und zwar eine überaus dubiose, wie der Journalist Frank Lübberding auf Twitter völlig zurecht anmahnt:
Es ist davon auszugehen, dass der @tagesschau die rhetorischen Entgleisungen von Pertsch bekannt sind. Offenbar hält sie es für ein gute Idee, die Reputation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch im neuen Jahr zu ruinieren. https://t.co/GI9FK6UO5e
— f.luebberding (@luebberding) January 2, 2023
Tatsächlich ist es noch überaus diplomatisch, wenn man Sebastian Pertsch, einen der beiden Gründer der besagten Initiative mit dem Namen „Floskelwolke“, als dubios bezeichnet. Autor Severin Tatarczyk schildert in seinem Blog das, gelinde gesagt, überaus verhaltensauffällige Gebaren von Pertsch ausführlich. Ein kurzer Auszug: „Das Verhalten von Sebastian Pertsch auf twitter sorgte Anfang November 2019 für viel Aufsehen: er setze 100e tweets mit beleidigenden Inhalten wie Idiot, Pfeife oder auch Arschloch ab. Tatsächlich dachte ich zunächst an ein Social Media Experiment auf der einen Seite oder einen Hack seines Accounts auf der anderen. Als ich auf verschiedenen Wegen freundlich nachfragte, wurde ich von ihm auch beleidigt.“
Ein merkwürdiges Verhalten für jemanden, der für die ideologische Reinheit der Sprache kämpft. Und für jemanden, den die Tagesschau und andere große Medien mit großer Berichterstattung adeln. Das, was die Tagesschau & Co. „die sprach- und medienkritische Initiative ‘Floskelwolke‘“ nennen, ist nur zu typisch für die Bundesrepublik Merkelscher Prägung: Ein Outsourcing von Aufgaben, die in der DDR der Staat übernahm. In diesem Fall: Sprachpolizei. In privaten Händen – aber dank Meistbegünstigungsklausel in den großen Medien bedeutungsmächtig. Besonders pikant: Der zweite Mann im „Floskenwolke“-Duo, Udo Stiehl, ist Nachrichtenredakteur beim WDR und DLF. Hier schließt sich der öffentlich-rechtliche Kreis.
‘Egoistische Fehldeutung‘
Die ebenso dubiose wie stramm auf ideologischer Linie wandelnde bzw. im Stechschritt marschierende Initiative hat „den Begriff ‘Freiheit‘ zur Floskel des Jahres 2022 gekürt“, berichtet die „Tagesschau“ allen Ernstes und gibt denn die ideologischen Floskeln der Initiative wieder, die angeblich Floskeln bekämpfen will. „Der Freiheitsbegriff werde ‘entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern‘. Im Namen der Freiheit verkehrten sie ‘selbstgerecht und unsolidarisch die essenziellen Werte eines Sozialstaates ins Gegenteil – alles für den eigenen Vorteil‘. Dabei sei ‘Freiheit‘ nicht Gegenstand der Kritik und keine hohle Phrase, ‘sondern nur deren egoistische Fehldeutungen lassen sie zur Floskel verkommen‘.“ Das könnte auch aus dem Lexikon des Marxismus-Leninismus stammen – schon der Begriff „egoistische Fehldeutungen“ allein klingt stramm nach real existierender Sozialismus-Propaganda.
Aufmerksame Leser rügen mich regelmäßig – und zu Recht – dass ich zu oft auf Kafka und Orwell verweise. Aber was bleibt einem anderes übrig in diesen Zeiten? Diese Definition könnte direkt von Orwell stammen: Krieg ist Frieden, und Unfreiheit Freiheit. Eine völlige Pervertierung und Umdeutung von Begriffen – mit dem Ziel der Gehirnwäsche. Es „geht darum, fundamentale Werte des Westens und der Moderne auszuhebeln“, kritisiert Ulf Poschardt, Chefredakteur der „Welt“. Und leider ist das nicht zu hoch gegriffen – genau darum geht es. Und darin agieren die Kultur-Krieger und Gesellschafts-Umbauer in unserer Regierung Hand in Hand mit Aktivisten mit den Medien und Aktivisten aus den verschiedensten Bereichen – von solchen Sprachaktivisten bis hin zu Klimaklebern. Die oft nichts anderes sind als das, was Lenin einst als „nützliche Idioten“ bezeichnet hat.
Ein Zwillingsbruder der „Floskelwolke“ ist etwa die „zivilgesellschaftliche, sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ – allein schon die Bezeichnung klingt, als stamme sie aus der DDR. Was macht diese „Aktion“? Sie wählt jeweils das „Unwort des Jahres“. Da setzen sich ein paar rotgrüne Kultur-Revolutionäre zusammen, entscheiden, was ihrer strammen politischen „Haltung“ am meisten missfiel – und willfährige Medien verkünden das dann hoch offiziell und in einem Duktus und mit einer Wichtigkeit, als habe das Nobelpreis-Komitee getagt.
Die Agenda ist immer gleich: Kulturkämpferisch, stramm rotgrün und „woke“. So vermeldet die „Tagesschau“ diesmal brav: „Auf Platz zwei landete der Begriff ‘Sozialtourismus‘. Er suggeriere, dass Einwanderinnen und Einwanderer vor allem wegen Sozialleistungen nach Deutschland kämen.“ Wieso suggeriert? Haben die Männer aus der „Initiative“ und die GEZ-Journalisten schon mal offen mit Zuwanderern gesprochen? Oder mal im Ausland gefragt, warum Deutschland bevorzugtes Ziel ist? Offenbar nicht, sonst käme man nicht darauf, Realitäten zum Zerrbild verklären zu wollen.
Eine Lanze für die Klima-Extremisten
Es geht noch weiter: „Auf den nächsten Rängen folgen das Adjektiv ‘technologieoffen‘, mit dem altbackene Techniken verteidigt würden, und die Alliteration ‘Klimakleber‘, die Menschen ungeachtet ihrer Ziele auf ihre Protestform reduziere.“ Da bin ich ausnahmsweise mal einverstanden – wenn auch aus ganz anderen Gründen als die „Initiative“: Der Begriff „Klimakleber“ ist in meinen Augen verharmlosend für Radikale, die mit Straftaten, insbesondere Nötigung, ihre Mitmenschen terrorisieren. Natürlich werden sie in den großen Medien verharmlosend „Aktivisten“ genannt – selbst „Klimakleber“ ist nicht positiv genug.
Die Tagesschau führt weiter aus: „Die ‘Floskel des Jahres‘ wurde zum dritten Mal verliehen. 2021 erhielt ‘Eigenverantwortung‘ den Negativpreis, im Jahr 2020 schaffte es „Einzelfälle“. Die „Floskelwolke“ wurde im August 2014 gestartet. Ziel ist es, dem professionellen Nachrichtengeschäft den Spiegel vorzuhalten. Kritisiert werden Floskeln, Phrasen und fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten.“
Eine derartige Manipulation und versuchte Gehirnwäsche ist an sich schon schlimm genug. Besonders schlimm ist aber, dass die so Manipulierten dank Zwangsgebühren für ihre Manipulation auch noch selbst bezahlen müssen.
Gaslighting
Das Vorgehen von Tagesschau & Co. erinnert nicht nur an die Vorhersagen der DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, die eine Wiederkehr der Manipulation in neuem Gewand mit verfeinerten Manipulationen vorhersagt. Man könnte auch an „Gaslighting“ denken: Einer Form psychischen Gewalt, bei der Opfer gezielt desorientiert, manipuliert und zutiefst verunsichert werden. Mit dem Ziel, dass ihr Realitäts- und Selbstbewusstsein allmählich deformiert und letztendlich sogar zerstört wird. Dies geschieht etwa durch die Verleugnung von real existierenden Dingen: heute etwa Zuwanderungskriminalität, wie etwa in dieser Silvesternacht. Oder den Nebenwirkungen der so genannten „Impfung“, die in Wirklichkeit eine experimentelle Gen-Therapie ist.
Der Begriff „Gaslighting“ geht auf das Theaterstück „Gas Light“ von Patrick Hamilton zurück. Darin manipuliert der „Held“ seine Gattin konsequent, indem er behauptet, Dinge nicht zu sehen, die sie wahrnimmt, unter anderem das Licht einer flackernden Gaslaterne. Schließlich zweifelt die Frau an ihrer eigenen Wahrnehmung und wird beinahe wahnsinnig.
Hier die Reaktion des zweiten Aktivisten hinter „Floskelwolke“ auf den erwähnten kritischen Kommentar von Ulf Poschardt:
Sagen Sie, Herr @ulfposh, dass Sie in Ihrem Fernseh-Kommentar besonders betont von den „beiden Macher-Innen“ des Projekts @Floskelwolke sprechen, Sie dabei aber wissen, dass es zwei Männer sind – das hat doch ganz sicher nichts damit zu tun, dass ich schwul bin, oder? 😘
— Udo Stiehl (@udostiehl) January 2, 2023